Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Aufgabe nicht ausgebildet waren, die sie übernehmen sollten. Er sagte zu Musharraf, er habe Zweifel, dass viele ausländische Kämpfer von al-Qaida über die Grenze nach Pakistan kommen würden.
Doch die CIA -Beamten in Islamabad waren anderer Ansicht. Wenige Monate nachdem Pakistan Soldaten in den Stammesgebieten stationiert hatte, versorgte die CIA den ISI kontinuierlich mit Berichten über die Ankunft arabischer Kämpfer in den Bergen, aber Aurakzais Militärpatrouillen fanden nichts. Grenier, der CIA -Stationschef in Islamabad, sagte, Aurakzai und andere pakistanische Offizielle, mit denen er im Gespräch sei, hätten die Befürchtung, dass es leicht zu einem Aufstand der Stämme kommen könne, wenn pakistanische Soldaten durch die Bergdörfer polterten. Die pakistanischen Regierungsvertreter wollten einfach nicht glauben, dass al-Qaida in Pakistan eine neue Basis aufgebaut hätte, keine 150 Kilometer von den Stützpunkten in Afghanistan entfernt, wo sie die Angriffe des 11. September geplant hatte. Das, so Grenier, sei eine »unbequeme Tatsache«.
Aurakzai hatte bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 das Kommando in Peschawar, und er sollte noch jahrelang behaupten, dass es in den Stammesgebieten keine arabischen Kämpfer gebe. Im Jahr 2005 sagte er zu einem Reporter: Die Vorstellung, dass sich Bin Laden in Pakistan verstecken könnte, sei eine reine Vermutung. Er habe nie Beweise dafür gefunden, dass arabische Kämpfer in den Stammesgebieten operierten. Es sei sinnlos, in Pakistan Jagd auf Bin Laden und al-Qaida zu machen.
Andere wussten es besser. Brigadegeneral Asad Munir hatte gerade seinen Posten als ISI -Stationschef in Peschawar übernommen, als die Angriffe des 11. September stattfanden, und es dauerte nicht lange, bis die Amerikaner in die Stadt kamen. Anfangs waren es nur wenige, nicht mehr als ein Dutzend, die dort ein befestigtes Konsulat einrichteten. Es war Ende 2001 , und sie waren gekommen, um gemeinsam mit ihren pakistanischen Kollegen Qaida-Kämpfer zu jagen, die vor den Kämpfen in Afghanistan nach Pakistan geflohen waren. Sie waren gekommen, um mit Asad Munir zusammenzuarbeiten.
»Ich hatte nie zuvor einen CIA -Beamten getroffen«, erinnerte sich dieser und zog so heftig an seiner Benson & Hedges, dass sein Gesicht mit den zerknitterten Zügen eines alternden Bollywoodstars manchmal fast gänzlich hinter den Rauchwolken verschwand. Er dachte wehmütig an die ersten Jahre nach dem 11. September zurück, als die amerikanischen und die pakistanischen Spione noch den gleichen Feind zu bekämpfen schienen.
»Wir waren einfach wie Freunde.«
Die Amerikaner, die von einem CIA -Beamten namens Keith geführt wurden, standen Munir und fast allen anderen Mitarbeitern des ISI anfangs misstrauisch gegenüber. Aber schon nach zwei Wochen war das Misstrauen laut Munir verflogen. Peschawar war die westlichste Stadt, in der die CIA einen großen Stützpunkt einrichten konnte, und bis Mitte 2002 hatte der Geheimdienst das amerikanische Konsulat in ein ausgewachsenes Spionagezentrum verwandelt. Auf dem Dach wurden Antennen montiert, neue Computer installiert, oberflächlich getarnte Agenten trafen ein. Das Konsulat war ein Geheimdienstbüro, das sich als diplomatischer Vorposten ausgab.
Wie sich Munir erinnert, kam noch eine zweite Sorte von Amerikanern in die Stadt, »die Techniker«. Er wusste es nicht, aber diese Männer gehörten zu der geheimnisumwitterten Militäreinheit Gray Fox, einer Spezialtruppe der US -Army mit der offiziellen Bezeichnung Intelligence Support Activity, deren Hauptquartier sich in Fort Belvoir in Virginia befand. Sie setzte auf der ganzen Welt Geheimagenten ein, die mit einer Spezialausrüstung Kommunikationsmittel überwachten. Nach ihrer Ankunft vergrößerte sich die Datenbank mit verdächtigen Handynummern, die das amerikanisch-pakistanische Team angelegt hatte, dramatisch. Sie wurde zum Aufspüren von Qaida-Kämpfern benutzt, die sich in der Umgebung von Peschawar und in den Stammesgebieten aufhielten. Aus zwölf Nummern wurden hundert und aus hundert wurden 1200. Namen von Algeriern, Libyern, Saudis und Männern unbekannter Nationalität, die weder die CIA noch der ISI je zuvor gehört hatten, kamen hinzu, und die »Liste wuchs wie verrückt«, wie Munir sagte. Die meisten der Ausländer, die Munir und die Amerikaner jagten, waren vor den amerikanischen Luftangriffen auf Tora Bora und das Shahi-Kot-Tal im Osten Afghanistans geflohen und zwischen Dezember 2001 und
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