Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
die lateinamerikanische Front. Er benutzte einen Reptilienfonds der CIA , um Gewehre, Munition, Maultiere und schwere Waffen für die Contras zu kaufen, die in Nicaragua gegen die Regierung kämpften. Er arbeitete eng mit den Spezialeinsatzkräften des Pentagons und mit Oberstleutnant Oliver North, einem Berater des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, zusammen. Ihr Ziel war es, aus den Contras eine Guerillaarmee zu machen, welche die sandinistische Regierung beschäftigen und sie so daran hindern sollte, ihren Einfluss im US -amerikanischen Hinterhof zu vergrößern. Das Budget der CIA für Nicaragua war klein; Clarridge und die mit Lateinamerika befassten CIA -Beamten pflegten zu scherzen, dass der Abfall, den die U.S. Navy an einem einzigen Morgen von ihren Flugzeugträgern schiebe, mehr wert sei, als die Summe, die die CIA in einem ganzen Jahr für Nicaragua ausgeben könne.
Für Ross Newland und viele gleichrangige Kollegen bei der CIA waren die Konflikte in Mittelamerika genau das, was der Geheimdienst hätte vermeiden sollen. Trotzdem geriet Newland mit seiner Arbeit in der Lateinamerikaabteilung 1985 ins Zentrum der geheimen Kriege der Reagan-Ära. Er kam nach Costa Rica, nur wenige Monate nachdem die heimliche Verminung der nicaraguanischen Häfen durch die CIA im Kongress einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte. Dieses Ereignis veranlasste den Kongress letztlich dazu, neue Regeln darüber zu verabschieden, wann die Geheimdienstausschüsse von Senat und Repräsentantenhaus über verdeckte Operationen der CIA informiert werden mussten.
Die Verminungsaktion, die Dewey Clarridge seiner eigenen Aussage nach bei einem Glas Gin und einer Zigarre ausgebrütet hatte, kostete ihn seinen Job als Chef der Lateinamerikasektion. Er wurde innerhalb des Directorate of Operations querversetzt und übernahm die Führung der Europaabteilung.
In Costa Rica machte Newland seine eigenen Erfahrungen mit dem Krieg, den Dewey Clarridge angezettelt hatte. CIA -Beamte in Costa Rica betreuten die südliche Front des Contra-Kriegs; die Operationen im Norden wurden von Honduras aus gesteuert. Der Kongress hatte der Reagan-Administration inzwischen verboten, die Rebellen in Nicaragua zu unterstützen, aber Joe Fernandez, der CIA -Stationschef in Costa Rica, organisierte zusammen mit Oliver North weiterhin Nachschublieferungen für die Contras.
Newland hatte die Aufgabe, die Regierung in Managua zu infiltrieren sowie die Pläne und Absichten führender nicaraguanischer Politiker und Militärs in Erfahrung zu bringen – traditionelle Spionagearbeit. Er traf sich mit Agenten und schrieb Berichte über die Strategie der sandinistischen Regierung, die er in den Strom geheimer Telegramme mit einspeiste, der zurück nach Langley floss.
Bizarr war jedoch, dass auch die CIA -Beamten, die die Contras steuerten, Berichte schrieben. Amerikanische Geheimdienstbeamte entschieden, welche sandinistischen Ziele die Contras als Nächstes angreifen sollten, und dann schrieben sie Berichte, in denen sie voraussagten, welche Ziele angegriffen würden. Diese Telegramme gingen nach Washington, und natürlich waren sie fast immer korrekt. Mit anderen Worten, die CIA produzierte ihre eigenen Nachrichten.
»Ich fand das total verrückt«, erinnerte sich Newland. »So hatten wir es nicht gelernt. Aber so verhält man sich in einer paramilitärischen Situation.«
Das amerikanische Engagement in Nicaragua geriet immer mehr aus den Fugen, während bekannt wurde, dass die Regierung HAWK -Raketen an den Iran verkauft und aus dem Erlös Geld für die Contras abgezweigt hatte. Die Lieferung der Raketen hatte Oliver North vermittelt, um die Freilassung amerikanischer Geiseln in Beirut zu erreichen. Newland erlebte, wie die Iran-Contra-Ermittlungen langsam auf seine alten und neuen Vorgesetzten übergriffen. Jim Adkins, sein Stationschef in Bolivien, der nach Honduras gegangen war, um die Contra-Operationen im Norden zu steuern, musste seinen Hut nehmen, als herauskam, dass er Hubschrauberflüge mit Nachschub für die Contras in Nicaragua organisiert hatte. Joe Fernandez sah sich am 20. Juni 1988 mit einer Anklage wegen Behinderung der Justiz und Falschaussagen konfrontiert; allerdings wurde die Anklage am Ende fallengelassen. Nestor Sanchez, Newlands erster Mentor bei der CIA , geriet in den Verdacht, sich als Angestellter des Pentagons an den illegalen Operationen beteiligt zu haben, wurde jedoch nie eines Verbrechens angeklagt.
Das Contra-Debakel
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