Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Fluggesellschaft El Al in Wien und Rom jede Hoffnung auf ein schnelles Verebben der Terrorwelle zunichte. Mit Amphetaminen gedopte palästinensische Terroristen erschossen auf den beiden Flughäfen insgesamt neunzehn Menschen. Die Grausamkeit der Attentate wurde den Amerikanern durch den Tod des elfjährigen amerikanischen Mädchens Natasha Simpson bewusst. Ein Terrorist erschoss sie aus nächster Nähe in den Armen ihres Vaters.
Kurz nach den Angriffen in Wien und Rom legte Clarridge Casey seinen Plan für eine neue CIA -Kampagne gegen den islamistischen Terrorismus vor. Er fand, dass der Geheimdienst zu sehr in die Defensive geraten war, und er bekam den Segen des Direktors für einen expansiven neuen Krieg.
Clarridge schlug vor, innerhalb der CIA eine separate Gruppe zu bilden, die sich ausschließlich mit dem internationalen Terrorismus befassen sollte. Gedacht war sie als »Schmelztiegel«, in dem Geheimagenten eng mit Analysten zusammenarbeiten würden, um Hinweise auf mögliche Bedrohungen zusammenzusetzen und die notwendigen Informationen zur Gefangennahme oder Tötung terroristischer Führer zu beschaffen. Was sich heute wie die normale Umstrukturierung einer Bürokratie anhört, war damals ziemlich umstritten. In der CIA herrscht tatsächlich eine fragmentierte, von Cliquenbildung geprägte Kultur, die mehr den Verhältnissen an einer staatlichen Highschool gleicht, als es viele Mitarbeiter des Diensts zugeben wollen. Durchtrainierte Paramilitärs wollen gewöhnlich nichts mit schmalbrüstigen Analysten zu tun haben, während diese die Paramilitärs als primitive Grobiane betrachten. An der Spitze der Pyramide stehen die Führungsoffiziere – die Spione, die in die Welt hinausgehen. Sie glauben, dass sie bei der CIA die wirkliche Arbeit machen, und geben gern damit an, dass sie sich nicht an die Befehle der Schreibtischhengste im Hauptquartier halten.
Von den Geheimagenten mit Nahosterfahrung kam sofort Widerstand gegen Clarridges Idee. Sie fürchteten, dass das Zentrum mit Beamten besetzt würde, die die Feinheiten der islamischen Welt nicht verstanden und Schäden anrichten würden, welche die in Übersee stationierten Beamten ausbügeln müssten. Die Terroristenjagd war ihrer Ansicht nach Polizeiarbeit und besser geeignet für das FBI als für die CIA . Außerdem hatten viele von ihnen schlicht und einfach kein Vertrauen in Clarridge und glaubten, dass er sich mit dem Zentrum sein eigenes Imperium innerhalb der CIA aufbauen wollte. Das Counterterrorist Center entstand also in einem ähnlichen Spannungsfeld, wie es in der CIA nach dem 11. September herrschen sollte. Nach den Anschlägen im Jahr 2001 waren es die Spannungen zwischen Mitarbeitern des CTC in Langley und den Führungsoffizieren in Islamabad – zwischen den Befürwortern unilateraler Operationen im Zentrum und ihren Gegnern im Auslandsdienst, die davor warnten, dass solche Operationen die empfindlichen Beziehungen zu anderen Geheimdiensten zerstören könnten.
Casey hörte nicht auf die internen Einwände, sondern stimmte Clarridges Vorschlag zu, und das Counterterrorist Center nahm am 1. Februar 1986 seine Arbeit auf. Die Geburtsgeschichte des CTC klingt recht vertraut: Das Weiße Haus kämpfte mit einem Problem, für das es keine Lösung fand, also wandte es sich an die CIA , und die kümmerte sich gern darum.
Die Gründung des CTC war auch deshalb wichtig, weil dessen Beamte von Anfang an eng mit militärischen Spezialeinsatzkräften zusammenarbeiteten und das Militär bei Geheimoperationen zum Partner der CIA machten. Das Special Operations Command des Pentagons wurde ein Jahr nach dem CTC gegründet, und die Akteure beider Organisationen betrachteten einander als Geistesverwandte in der Tradition von Bill Donovans OSS . Im Gegensatz zu anderen Teilen der CIA fühlte das CTC sich dem Militär nicht überlegen. Die Terroristenjäger des CTC hatten zu den Mitgliedern der militärischen Spezialeinheiten ein partnerschaftliches Verhältnis.
Als das CTC mit seiner Arbeit begann, gab es noch keine fortlaufenden verdeckten Operationen gegen internationale terroristische Gruppen, und es arbeitete mit militärischen Spezialeinheiten wie der Delta Force zusammen, als es die Organisation Abu Nidals und die Hisbollah infiltrierte. Anwälte verfassten geheime Rechtsgutachten für Präsident Reagan, in denen sie zu dem Schluss kamen, dass das Aufspüren und Töten von Terroristen das Attentatsverbot von 1976 nicht verletze, ganz ähnlich wie
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