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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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Direktive erhalten hat. Doch das Gesetz von 1991 enthielt auch ein ziemlich großes Schlupfloch: Es befreite das Pentagon von den lästigen neuen Vorschriften, wenn es Geheimoperationen durchführte, die es als »traditionelle militärische Aktivitäten« betrachtete.
    Das Gesetz enthielt kaum Hinweise darauf, was unter »traditionelle militärische Aktivitäten« zu verstehen war, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sich das Weiße Haus von George H.W. Bush und das Pentagon im Kongress erfolgreich für eine vage Formulierung eingesetzt hatten. Am Ende wurden die Aktivitäten so definiert, dass sie mit »laufenden« oder »zu erwartenden« Feindseligkeiten in einem Zusammenhang stehen mussten. Mit anderen Worten, das Pentagon konnte die Entsendung von Truppen in jedes beliebige Land der Welt rechtfertigen, wenn es überzeugend darlegte, dass die Vereinigten Staaten in diesem Land einen Krieg führten – oder zu irgendeinem künftigen Zeitpunkt führen würden.
    Diese obskuren Bestimmungen wurden ein Jahrzehnt lang kaum diskutiert und kamen erst wieder ins Spiel, als der Kongress in den Tagen nach dem 11. September Präsident Bush mit der umfassenden Vollmacht, überall auf dem Erdball Krieg zu führen, ausstattete. Laut den Bestimmungen der Authorization for Use of Military Force ( AUMF ) befanden sich die USA nicht mehr mit irgendeinem bestimmten Land im Krieg, sondern sie konnten in jedem Land einen Krieg beginnen, in dem al-Qaida operierte. Diese Verfügung verschaffte Rumsfeld die angestrebte Genehmigung, einen globalen Krieg zu führen.
    Freilich brauchte der Verteidigungsminister noch Zeit, bis er seine neue Macht nutzen konnte. Unmittelbar nach dem Fall von Kabul Ende 2001 konzentrierten die wichtigsten Führer im Pentagon ihre Energie auf die Planung einer Invasion im Irak. Außerdem hatte das Militär zunächst noch Probleme herauszufinden, wo es al-Qaida jagen sollte, wenn man von bekannten Rückzugsgebieten wie Pakistan absah. Im Jargon der Terrorismusbekämpfung ging es darum, Terroristen zu »finden, (ihre Identität) abzuklären und sie zu erledigen« (find, fix, and finish) . Rumsfeld jedoch sollte Jahre später einräumen: »Wir hatten die Fähigkeit, sie zu erledigen, aber nicht zum Finden und Abklären.«
    Rumsfeld und sein Team waren in der ersten Hälfte des Jahres 2003 recht selbstsicher. Die Invasion im Irak schien, zunächst, weitgehend Rumsfelds Vision von einer neuen Art des Kriegs zu entsprechen. Der Marsch auf Bagdad hatte kaum einen Monat gedauert und war mit einer relativ kleinen Invasionsarmee durchgeführt worden – ein positiver Test für die Philosophie des Verteidigungsministers, dass man mit modernster Technik in Kombination mit einem Kriegsplan, der mehr auf Geschwindigkeit als auf Stärke setzt, die Kriege des 21. Jahrhunderts gewinnen kann. Weil er den Erkenntnissen der CIA misstraute, hatte er außerdem im Jahr vor der Invasion eine kleine Abteilung im Pentagon gegründet, die unter dem Under Secretary of Defense for Policy Douglas J. Feith Nachrichtenmaterial analysierte, um Beweise für ein Bündnis zwischen Saddam Hussein und islamischen Terroristen zu finden. Als die amerikanischen Truppen Bagdad erreicht hatten, waren viele von Rumsfelds Beratern überzeugt, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis sie einen überzeugenden Beweis für eine Verbindung zwischen Hussein und Osama Bin Laden finden würden – was die Invasion im Nachhinein gerechtfertigt hätte. Am Ende fanden die amerikanischen Truppen keinen solchen Beweis, und die Schlüsse von Rumsfelds kleiner Geheimdienstabteilung waren fast gänzlich diskreditiert.
    Trotzdem intensivierte er seine Planungen für einen weltweiten Krieg mit Spezialeinsatzkräften, als Saddam Hussein ausgeschaltet war und innerhalb der Regierung darüber Uneinigkeit bestand, ob sie Syrien zum nächsten Objekt ihrer Strategie der »Regimewechsel« machen sollte. Robert Andrews hatte das Pentagon inzwischen verlassen, und Rumsfeld ersetzte ihn durch Thomas O’Connell, einen weiteren Veteranen der paramilitärischen Kriegführung in Vietnam und ehemaligen Kommandeur von Gray Fox. O’Connell war 1970 als militärischer Berater für das Unternehmen Phoenix in Vietnam stationiert worden. Dieses umstrittene, von der CIA geführte Programm war ein Versuch, durch die Gefangennahme und Tötung von Führern der Vietcong eine Wende im Vietnamkrieg herbeizuführen. O’Connell hatte den größten Teil seines Erwachsenenlebens in der Welt der

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