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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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Spezialeinsatzkräfte und Geheimdienste verbracht, und er war der ranghöchste Nachrichtenoffizier beim JSOC gewesen, als der Abgeordnete Dick Cheney die Kommandoeinrichtung 1986 besucht hatte. Sein Bewerbungsgespräch bei Rumsfeld war ausgesprochen gut gelaufen, vor allem weil er über die Befugnisse des Pentagons und die Rolle der Spezialeinsatzkräfte genau das sagte, was Rumsfeld hören wollte.
    »Warum muss ich meine Leute der CIA unterstellen, wenn wir uns im Kriegszustand befinden?«, fragte Rumsfeld gleich zu Beginn des Gesprächs.
    »Das müssen Sie nicht«, antwortete O’Connell schnell. »Sie haben die Macht, amerikanische Streitkräfte auf der ganzen Welt an jeden Ort Ihrer Wahl zu schicken.«
    O’Connells Ansicht nach hatte der Kongress dem Pentagon für die Führung eines globalen Kriegs, für die Nachrichtenbeschaffung oder für die Durchführung von Tötungsoperationen weitgehende Vollmachten gegeben. Er sah Parallelen zum Vietnamkrieg, als Nixon heimlich Kambodscha und Laos bombardieren ließ, weil er glaubte, dass diese Länder feindlichen Kämpfern Zuflucht boten. Doch der Unterschied bestand seiner Meinung nach darin, dass Rumsfeld sogar noch mehr Befugnisse hatte als Nixon: Immerhin hatte der Kongress dem Pentagon inzwischen die Erlaubnis gegeben, überall Soldaten hinzuschicken, wo es al-Qaida vermutete.
    Rumsfeld versuchte damals in seinen Kämpfen mit der CIA die Oberhand zu gewinnen und beschloss, all die disparaten und häufig planlosen nachrichtendienstlichen Organisationen des Militärs in einem einzigen Amt zusammenzufassen. Er machte seinen treuen Berater Stephen Cambone zu seinem ersten Under Secretary of Defense for Intelligence und erteilte dem klugen und streitbaren Mann außerordentliche Vollmachten als Leiter der Spionageaktivitäten des Pentagons. Ja, er änderte sogar die Rangordnung der zivilen Beamten des Verteidigungsministeriums: Cambone erhielt ein Büro direkt neben seinem eigenen, und er sollte das Ministerium leiten, falls Rumsfeld und sein Stellvertreter ums Leben kamen oder dienstunfähig wurden.
    Zu Cambones Stellvertreter ernannte Rumsfeld Lt. General William »Jerry« Boykin, einen Veteranen der Delta Force, der 1980 bei der gescheiterten Operation zur Befreiung der amerikanischen Geiseln in der iranischen Wüste mit dabei gewesen war. Boykin war ein wiedergeborener Christ, der seinen Glauben gern an die große Glocke hängte und gelegentlich in biblischen Begriffen über den Krieg gegen die muslimischen Extremisten sprach. So bezeichnete er ihn oft als Krieg gegen den »Satan«, und in den frühen 1990er-Jahren kam er beim Vergleich seines Glaubens mit dem eines somalischen Warlords zu folgendem Schluss: »Ich wusste, dass mein Gott ein wirklicher Gott ist und seiner ein Götze.«
    Missionarischen Eifer legte Boykin auch an den Tag, wenn es darum ging, die gesetzlichen Vollmachten des Militärs auszureizen. Seit der Geiselkrise von Beirut in den 1980ern war er frustriert, weil die Bürokraten im Pentagon davor zurückschreckten, Gruppen wie die Delta Force einzusetzen. Genau wie O’Connell bombardierte Rumsfeld auch Boykin bei dessen Bewerbungsgespräch mit Fragen über die Vollmachten des Verteidigungsministers, Truppen außerhalb von Kriegszonen einzusetzen. Und Boykin antwortete ähnlich wie O’Connell: Sie haben die Vollmacht, und Sie sollten sie nutzen. Sie müssen Ihre Soldaten nicht der CIA unterstellen.
    Rumsfelds Anstrengungen, sein eigenes Reich für unkonventionelle Kriegführung aufzubauen, bekamen im Sommer 2004 Auftrieb, als die Untersuchungskommission zu den Anschlägen des 11. September in ihrem Abschlussbericht empfahl, die CIA all ihrer paramilitärischen Funktionen zu berauben und die geheime Kriegführung allein dem Pentagon zu überlassen. Die Kommission hatte die CIA für ihre Unfähigkeit, Bin Laden zu töten, scharf getadelt und war der Ansicht, dass die Geheimoperationen des Diensts nicht ordentlich ausgeführt würden. Sie empfahl der CIA , ihre Nachrichtenbeschaffung zu verbessern und sich dabei weniger auf ausländische Geheimdienste zu stützen. Außerdem sollte sie die Art, wie sie Analysen durchführte, reformieren und sich auf »nichtmilitärische« verdeckte Operationen wie zum Beispiel Propagandakampagnen beschränken. Geheime Kriege und Drohnenangriffe waren laut der Kommission Aufgabe des Pentagons.
    »Die Vereinigten Staaten können es sich weder finanziell noch personell leisten, die Fähigkeit zur Durchführung geheimer

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