Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
hatte einen Laptop mit einem Video über die Funktionsweise der Drohnen mitgebracht. Das Video zeigte unter anderem Grafiken, wie die Hellfire-Raketen einer Predator-Drohne Autos und Lehmmauern zerstören. Saleh lächelte, als ihm das Video vorgeführt wurde, und war offenbar stolz darauf, dass der Jemen nach Afghanistan das erste Land sein würde, in dem die CIA den Einsatz der Drohne vorbereitete.
Doch die Amerikaner mussten al-Harethi erst noch finden, der seine Verfolger austrickste, indem er fünf verschiedene Handynummern verwendetete. Das Team von Gray Fox hatte mehrere von ihnen identifiziert, doch al-Harethi war immer vorsichtig genug, die Handys sparsam einzusetzen. Am 4. November jedoch machte das Überwachungsnetz seinen ersten großen Fang.
Das Handy auf der Rückbank des Geländewagens strahlte sein Signal in den Himmel hinauf, und die Techniker von Gray Fox schickten eine Blitzmeldung an die Analysten im weitläufigen Hauptquartier der National Security Agency in Fort Meade, Maryland. Unanhängig davon hatte die CIA auf ihrem Drohnenstützpunkt in Dschibuti jenseits der Roten Meers gegenüber dem Jemen eine bewaffnete Predator-Drohne gestartet. Während die Drohne über dem Land Cruiser in Position ging, hörte ein Analyst in Fort Meade al-Harethis Stimme auf dessen Handy, als dieser dem Fahrer des Geländewagens Anweisungen zurief. Damit hatte die CIA die Bestätigung, dass sich der Qaida-Führer in dem Fahrzeug befand, und war autorisiert, es mit einer Rakete zu beschießen. Die Rakete der Drohne zerstörte den Geländewagen und tötete alle Insassen. Qaed Salim Sinan al-Harethi wurde schließlich an einem charakteristischen Mal auf seinem abgetrennten Bein identifiziert, das in den Trümmern gefunden wurde.
Salehs Regierung brachte schnell eine Tarngeschichte heraus: Der Geländewagen habe eine Gasflasche dabeigehabt, die eine Explosion verursacht habe. Die Antiterrorismuskämpfer der CIA waren sich jedoch sehr wohl bewusst, dass es sich bei dem Angriff um ein historisches Ereignis handelte. Es war das erste Mal seit dem 11. September, dass die CIA außerhalb einer erklärten Kriegszone eine gezielte Tötung durchgeführt hatte. Mit der umfassenden Vollmacht, die der Dienst im September 2001 von Präsident Bush erhalten hatte, hatten seine Geheimagenten systematisch Informationen über al-Harethis Bewegungen gesammelt und dann sein Fahrzeug kaltblütig mit einer Panzerabwehrrakete abgeschossen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten beim Geheimdienst schon viele vergessen, dass die CIA eine bewaffnete Drohne nie wirklich gewollt hatte. Sie hatte als plumpes und primitives Tötungswerkzeug gegolten, und viele Mitarbeiter der CIA waren froh gewesen, dass der Geheimdienst schon lange aus dem Killing Business ausgestiegen war. Etwas mehr als ein Jahr vor dem Predator-Einsatz im Jemen hatte noch eine erbitterte Debatte darüber getobt, ob es moralisch richtig war, Drohnen für die Tötung von Terroristen einzusetzen. Charles E. Allen, ein alter CIA -Analyst und leidenschaftlicher Befürworter der Predator-Drohne, beizeichnete die damalige Auseinandersetzung später als »blutige Schlacht«.
Ende der 1990er Jahre war Ross Newlands Generation von CIA -Beamten, die ihre Laufbahn nach den Enthüllungen des Church-Ausschusses und nach Gerald Fords Verbot von politischen Morden begonnen hatte, in Langley in führende Positionen aufgestiegen. Ihr Aufstieg hatte direkte Auswirkungen auf die verdeckten Operationen, die die CIA auf der ganzen Welt durchführte. Der paramilitärische Zweig des Diensts verdorrte gleichsam, weil man bei der CIA nicht wieder zu den Kriegen der Vergangenheit zurückkehren wollte. Sogar in der Frage, ob er das Recht hatte, Osama Bin Laden zu töten, war der Dienst gespalten. Ein früherer Chef des Counterterrorist Center sollte später vor der Untersuchungskommission zum 11. September aussagen, dass er in den Jahren vor dem Anschlag auf das World Trade Center einen direkten Befehl zur Tötung Bin Ladens verweigert hätte.
»Die gemeinsame Haltung in der CIA war: ›Wir wollen keine verdeckten Operationen durchführen‹«, sagte Richard Clarke, sowohl unter Bill Clinton als auch unter George W. Bush oberster Terrorismusexperte im Weißen Haus. »›Und wenn wir es doch tun, wollen wir, dass sie absolut sauber sind. Wir wollen nicht an der Tötung von Menschen beteiligt sein, weil wir nicht so sind. Wir sind nicht der Mossad‹«.
Im Jahr 2000 , als Newland seine Agententätigkeit im
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