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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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Begräbnis zu verweigern – mit der Folge, dass manche Eltern sich weigerten, die Leichen ihrer getöteten Söhne entgegenzunehmen. Die Stammesangehörigen in Waziristan, die generell eine Stationierung von Truppen in ihrem Gebiet ablehnten, waren empört über den unterschiedlosen Angriff auf Wana. Die Zahl der Attacken auf Stellungen des Frontier Corps nahm zu, und in Islamabad dachte man vor allem darüber nach, wie man einigermaßen heil aus der Sache wieder herauskommen konnte.
    Begrüßt von Paschtunen, die im Kreis tanzten und auf Trommeln schlugen, betraten am 24. April 2004 Präsident Musharrafs Militärgesandte das Gelände einer Koranschule unweit von Wana, in der Nek Muhammad mit seinen Leuten auf sie wartete. General Hussain höchstpersönlich war gekommen, ein Zeichen dafür, wie verzweifelt Musharraf auf einen Frieden aus war. Die Stammeskrieger überreichten den Militärs AK -47-Gewehre, eine traditionelle Geste des Friedens, General Hussain seinerseits umarmte Nek Muhammad und hängte ihm eine bunte Blumengirlande um den Hals. Die beiden Männer saßen nebeneinander und tranken Tee, während Fotografen und Kameraleute das Ereignis festhielten.
    Nachdem man die Formalitäten hinter sich gebracht hatte, wandte sich der General an die mehreren hundert Männer, die – gekleidet in weiten Salwar Kamiz und den typischen flachen Pakol-Mützen auf dem Kopf – mit untergeschlagenen Beinen auf der Erde saßen und ihn anschauten. Die USA , erklärte der General den versammelten Männern, hätten mit ihrem Angriff auf Afghanistan einen schweren Fehler begangen. »Wie viele afghanische Piloten waren denn an Bord, als das World Trade Center in Amerika von einem Flugzeug getroffen wurde?«, fragte Hussain. »Wenn es aber keine afghanischen Piloten gab, warum haben wir dann diese Situation in Afghanistan?«
    Mit der Aushandlung des Friedensvertrags schütze, führte er aus, die pakistanische Regierung die Menschen in Süd-Waziristan vor den amerikanischen Bomben.
    »Hätte die pakistanische Regierung keine so weise Entscheidung gefällt, dann wären die Amerikaner, ebenso wie im Irak und in Afghanistan, in die Stammesgebiete einmarschiert«, rief er, eine Feststellung, die die Menge mit lautem Gejohle quittierte.
    Auch Nek Muhammad sprach von Frieden. »Was immer geschehen ist, ist geschehen«, sprach er in die vor ihm aufgestellten Mikrofone. »Ob es nun unser Fehler war oder der der Armee, ab heute werden wir nicht mehr gegeneinander kämpfen.«
    Welche Seite hier von einer Position der Stärke aus verhandelte, war nicht zu übersehen. Nek Muhammad sollte sich später damit brüsten, die Regierung zu einem Treffen in einer religiösen Medresse gezwungen zu haben, statt, wie es für Stammestreffen traditionell Usus ist, an einem öffentlichen Ort. »Nicht ich bin zu ihnen gegangen, nein, sie sind zu mir gekommen«, prahlte er. »Das sollte jedem deutlich vor Augen führen, wer sich hier wem gebeugt hat.«
    Nach den Bedingungen des Waffenstillstands zu urteilen, hatte er damit recht. Die Regierung verpflichtete sich, Reparationen für das Blutbad zu leisten, das sie in Süd-Waziristan angerichtet hatte, und alle Gefangenen freizulassen, die sie während der Offensive festgenommen hatte. Den ausländischen Kämpfern in den Bergen wurde eine Amnestie gewährt, vorausgesetzt, dass sie keine Angriffe auf pakistanische Truppen und Überfälle auf afghanisches Territorium mehr unternahmen – eine Klausel, die in der Praxis so gut wie undurchsetzbar war. Nek Muhammad und seine Anhänger versprachen zwar, keine pakistanischen Truppen mehr anzugreifen, nicht aber, auf Angriffe in Afghanistan zu verzichten. Später legte Nek Muhammad noch nach und gelobte, den Dschihad in Afghanistan so lange fortzuführen, bis das Land frei von ausländischen Besatzern sei.
    Innerhalb der pakistanischen Regierung war der Deal mit den Dschihadisten keineswegs unumstritten. Asad Munir, der dem ISI den Rücken gekehrt hatte, war seit 2004 Zivilverwalter in Peschawar und zuständig für die Sicherheit und Entwicklung in den Stammesgebieten. Als der ehemalige ISI -Stationschef, der 2002 und 2003 eng mit der CIA zusammengearbeitet hatte, von den Überlegungen der pakistanischen Generale erfuhr, Verhandlungen mit Nek Muhammad aufzunehmen, warnte er davor, dass ein Zugehen auf die militanten Stammeskrieger nur dazu beitragen würde, ihre Reichweite auf die dicht besiedelten Regionen des Landes auszuweiten. Die Anfang 2004 in den Stammesgebieten

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