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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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nicht viel besser aufgestellt. Der pakistanische Spionagedienst verfügte zwar über ein dicht gesponnenes Netzwerk von Quellen in den Städten, die es ihm ermöglichten, Qaida-Größen wie Chalid Scheich Mohammed aufzuspüren. Aber in Süd-Waziristan und den anderen Stammesgebieten unter Bundesverwaltung fehlte es auch dem ISI an zuverlässigen Kontakten.
    Zum Glück sowohl der amerikanischen wie der pakistanischen Spione war Nek Muhammad nicht sonderlich tief abgetaucht, und ebensowenig ließ er es sich nehmen, immer wieder Interviews für die paschtunischen Kanäle westlicher Medien zu geben, in denen er damit angab, wie er die mächtige pakistanische Armee in die Schranken verwiesen hatte. Diese per Satellitentelefon geführten Interviews machten ihn zu einem leichten Ziel für die amerikanischen Lauscher, und spätestens ab Mitte Juni 2004 waren die Amerikaner über seine Bewegungen bestens im Bilde. Weniger als vierundzwanzig Stunden nachdem sich Nek Muhammad in einem Interview mit der BBC laut über den eigenartigen Vogel geäußert hatte, der ihm da folgte, nahm eine Predator-Drohne seine Position ins Visier und feuerte eine Hellfire-Rakete auf das Anwesen ab, in dem er sich aufhielt. Nek Muhammad war sofort tot – die Explosion hatte ihm das linke Bein und die linke Hand abgerissen. Als der pakistanische Journalist Zahid Hussain einige Tage später nach Sahakai kam, hatte sich das Lehmgrab Nek Muhammads bereits in eine Pilgerstätte verwandelt. Eine Inschrift auf dem Grab verkündete: ER LEBTE UND STARB WIE EIN WAHRER PASCHTUNE .
    Nach einer Diskussion darüber, wie man die Nachricht vom Tod Nek Muhammads gegenüber der Öffentlichkeit handhaben sollte, einigten sich die CIA - und ISI -Beamten darauf, den Pakistanern die Anerkennung für die Tötung des Mannes zu überlassen, der ihr Militär vorgeführt hatte. Und so nahm einen Tag nach Nek Muhammads Tod eine Scharade ihren Anfang, die viele Jahre hindurch fortgeführt werden sollte. Generalmajor Shaukat Sultan, der oberste Sprecher des pakistanischen Militärs, erklärte auf Voice of America, der »Qaida-Unterstützer« Nek Muhammad und vier weitere militante Islamisten seien bei einem Raketenangriff pakistanischer Truppen ums Leben gekommen.
    Vier Monate nach der Drohnen-Attacke übernahm ein General mit traurigen, müden Augen und gebeugten Schultern die Kontrolle über den ISI . Abgesehen von den grundlegenden biografischen Daten wussten die amerikanischen Spione kaum etwas über den phlegmatischen Kettenraucher Ashfaq Parvez Kayani, Sohn einer Familie mit langer militärischer Tradition und aufgewachsen im Distrikt Jhelam, einer unfruchtbaren Region in der Provinz Punjab. Kayani trat seinen Dienst in der Armee 1971 an, dem Jahr, in dem die pakistanische Armee nach einem dreizehn Jahre währenden Krieg mit Indien besiegt wurde und Pakistan das Territorium verlor, aus dem später Bangladesch werden sollte. Wie die meisten pakistanischen Offiziere glaubte Kayani, dass sein Land in einen unablässigen Kampf um sein nacktes Überleben verstrickt war und auf militärischem Gebiet keine Entscheidungen treffen durfte, ohne nicht vorab darüber nachgedacht zu haben, wie sich diese Entscheidungen auf seine Fähigkeit zur Verteidigung gegen den mächtigen Nachbarn im Osten auswirken würden.
    Dabei behielt Kayani einen kühlen Kopf in Situationen, in denen andere zu Hitzköpfigkeit neigten. Als 2001 militante Islamisten von Pakistan aus einen tödlichen Anschlag auf das indische Parlament in Neu-Delhi ausführten und es einen Moment lang ganz danach aussah, als käme es zu einem Krieg zwischen den beiden Nuklearmächten, erwarb sich Kayani, der für die pakistanischen Truppen entlang der Grenze zu Indien zuständig war, in Pakistan hohes Ansehen für die Art und Weise, wie er die angespannte Situation handhabte und in ständigem Kontakt mit den indischen Militärs verhindert hatte, dass der schwelende Konflikt in einen Atomkrieg mündete. Zwei Jahre später gewann er als Leiter der Ermittlungen zu den Attentatsversuchen auf den Präsidenten vom Dezember 2003 das Vertrauen von General Musharraf.
    Es dauerte nicht lange, bis sich Kayani nach seiner Berufung an die Spitze des ISI im CIA -Hauptquartier den gleichwohl widerwillig zugestandenen – und durchaus als Kompliment zu verstehenden – Ruf eines Meisters der Manipulation und eines Mannes erworben hatte, der seine wahren Absichten stets verborgen zu halten wusste. In Meetings saß er oft lange Zeit einfach

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