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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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Bergfestungen entschieden werden würde, sondern von Politikern in Washington, die sich sehr genau der begrenzten Toleranz der Amerikaner für noch mehr Jahre Blutvergießen bewusst waren. Er wusste das, weil er sich in seiner Magisterarbeit eingehend damit befasst hatte, wie es den Sowjets in Afghanistan ergangen war. »Was am aktuellen sowjetischen Militäreinsatz am bemerkenswertesten ist, sind die sich verdichtenden Hinweise darauf, dass er gar nicht darauf ausgelegt ist, eine rein militärische Lösung zu erzwingen, etwa durch die Zerschlagung der afghanischen Widerstandsbewegung.
    »Und dahinter dürfte«, schrieb er weiter, »aller Wahrscheinlichkeit nach die Erkenntnis stehen, dass eine derartige militärische Lösung nicht erreichbar ist, ohne dafür sehr hohe und möglicherweise sogar untragbare Truppenverluste sowie wirtschaftliche und politische Folgekosten in Kauf zu nehmen.«
    Im Jahr 2004 setzte Kayanis Magisterarbeit in der Bibliothek von Fort Leavenworth Staub an, zusammen mit stapelweise anderen gleichermaßen ignorierten Forschungsaufsätzen ausländischer Offiziere, die nach Kansas gekommen waren, um zu lernen, wie die United States Army ihre Kriege führt. Der junge pakistanische Offizier aber, der die Arbeit zwei Jahrzehnte zuvor verfasst hatte, war nun der oberste Spion seines Landes und damit in der denkbar besten Position, die darin formulierten Schlussfolgerungen in die Tat umzusetzen.

7
    K ONVERGENZ
    »Die Möglichkeit, alles abstreiten zu können, ist mit eingebaut und dürfte ein großer Pluspunkt sein.«
    Enrique Prado
    Es war ein kalter Nachmittag Anfang 2005. CIA -Direktor Porter Goss nahm auf der »Farm«, dem Ausbildungslager der Agency in Camp Peary im Süden von Virginia, an der Abschlusszeremonie eines Lehrgangs für Führungsoffiziere teil. Es gehörte zur Tradition, dass sich der jeweilige CIA -Chef zum Abschluss der Prüfungen auf den Weg hinunter in das Camp begab, und den Absolventen gewährten die Zeremonien einen kurzen Augenblick der Normalität, bevor sie in ihr neues, von verdeckten Identitäten, Lügen, Täuschungsmanövern und – mitunter – extremer Gefahr geprägtes Leben eintauchten. Zunächst verlief alles wie gewohnt, doch als einer von Goss’ Assistenten zu ihm eilte und eine dringende Nachricht überbrachte, wurde die Veranstaltung abgebrochen. Ein paar Minuten später saß der CIA -Direktor mit seinen Leibwächtern an Bord eines Black-Hawk-Hubschraubers und war Richtung Norden unterwegs. Aber statt nach Langley zurückzukehren, flog Goss direkt zum Pentagon, um sich mit Donald Rumsfeld zu treffen: ein amerikanischer Militärschlag innerhalb Pakistans stand unmittelbar bevor.
    Ein für die CIA tätiger pakistanischer Agent hatte den Amerikanern einen heißen Tipp gegeben: In Bajaur, einem der öden Stammesgebiete im Nordwesten von Pakistan, würde ein Treffen hochrangiger Qaida-Mitglieder stattfinden. Der Agent hatte sich an Abu Faraj al-Libi gehängt, die Nummer drei in der Qaida-Hierarchie, der gelegentlich bei Fahrten auf einem auffälligen roten Motorrad durch die Bergdörfer in den Stammesgebieten gesehen worden war. Wie der Informant seinen CIA -Führungsagenten berichtete, sollte nicht nur al-Libi an dem Treffen teilnehmen, sondern möglicherweise auch die Nummer zwei von al-Qaida, Bin Ladens Stellvertreter Aiman al-Sawahiri.
    Daraufhin hatte man rasch einen Angriffsplan entworfen, den Goss und Rumsfeld nun auf seine Risiken hin abwogen. Drei Dutzend Navy SEAL s sollten per Fallschirm aus einem C-130-Frachtflugzeug abspringen und in einer Landezone unweit des Orts niedergehen, wo das Treffen stattfinden sollte. Die SEAL s würden das Anwesen stürmen, so viele der Anwesenden wie nur möglich gefangen nehmen und sich mit ihnen auf den Weg zu einem festgelegten Sammelplatz machen, von wo aus man sie mit Hubschraubern über die Grenze nach Afghanistan bringen würde. Goss drängte darauf, dass das Militär die Operation durchführte, was ganz im Sinne von Generalleutnant Stanley McChrystal war, einem spindeldürren und hochkonzentrierten Asketen, der 2003 die Leitung des Joint Special Operations Command übernommen hatte.
    Aber Rumsfeld und sein oberster Geheimdienstberater, Stephen Cambone, legten Einspruch ein. Der Plan sei, sagten sie, zu riskant, und Rumsfeld bestand darauf, die Mission um etliche Dutzend Army Rangers aufzustocken, die für den Fall, dass etwas schiefgehen sollte, die SEAL s herausholen würden. Damit schwoll die Eingreiftruppe auf

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