Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Verstoß gegen die Antifolterkonvention der Vereinten Nationen darstellen, die »Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe« verbietet. Die CIA hatte mehrere Häftlinge dem Waterboarding unterzogen – eine Prozedur, bei der der Gefangene auf einer Holzplanke fixiert, ihm eine Stoffhaube über den Kopf gezogen und dann Wasser über das Gesicht geschüttet wird, was ein unmittelbares Gefühl des Ertrinkens hervorruft – , und allein Chalid Scheich Mohammed, der Chefplaner der Anschläge vom 11. September, war der Prozedur innerhalb eines Monats 183 Mal unterzogen worden.
Waterboarding gehörte zu einer Reihe von Verhörmethoden, die vom US -Justizministerium autorisiert worden waren, aber Helgerson ging in seinem Bericht auch ausführlich auf die in den »Black Sites« – den Geheimgefängnissen außerhalb der USA – praktizierten unkonventionellen Methoden ein, den, wie er sie nannte, »unautorisierten, verschärften, unmenschlichen und nicht dokumentierten« Haft- und Verhörtechniken. In manchen Fällen hatten die Vernehmer mit Scheinhinrichtungen versucht, die Häftlinge zum Sprechen zu bringen, und einmal hatte ein CIA -Verhörexperte einem Gefangenen eine laufende Bohrmaschine an den Kopf gehalten.
Das geheime Gefängnisprogramm der CIA , das anfangs aus einer einzigen, spartanischen Einrichtung in der thailändischen Hauptstadt Bangkok bestand, hatte sich zu einem wahren Archipel von über die ganze Welt verstreut gelegenen Geheimgefängnissen ausgewachsen. Jose Rodriguez, der Direktor des Counterterrorist Center, hatte mit dem Netz aus Geheimgefängnissen eine dauerhafte Alternative zu der Anlage in Thailand schaffen wollen, die – ursprünglich unter dem Decknamen »Cat’s Eye« (Katzenauge) geführt – später umbenannt worden war, nachdem mehrere CIA -Beamte die Bezeichnung als rassistisch kritisiert hatten. Eben dort hatte die CIA ihre ersten beiden Geheimgefangenen festgehalten, Abu Zubaydah und Abdel al-Rahim al-Nashiri. Doch als die Agency und ihre Partnerdienste in Afghanistan, Pakistan und anderen Ländern dutzendweise Gefangene machten, kamen Rodriguez und seine CTC -Kollegen zu dem Schluss, dass die CIA deutlich mehr geheime Zellenfläche benötige.
Das Inhaftierungs- und Verhörprogramm der CIA sollte sich zum berüchtigtsten und umstrittenen Aspekt der von der Regierung Bush gegen al-Qaida gefahrenen Strategie entwickeln, doch die Art und Weise, wie die CIA die Einrichtung der Geheimgefängnisse in Angriff nahm, war ziemlich prosaisch. Rodriguez erteilte einem Team des Counterterrorist Center den Befehl, mit Ingenieuren und externen Auftragnehmern zusammenzuarbeiten, und sobald ein Gefängnis kurz vor der Vollendung stand, heuerte die CIA einen kleinen Lieferanten an, der Toiletten, Sanitäranlagen, Ohrstöpsel und sonstige Gefängnisutensilien besorgte. Die externen Auftragnehmer besorgten sich ihr Material zum Teil bei Discountketten wie Target und Walmart und schafften es per Flugzeug zu den Gefängnissen: eines davon in einem unscheinbaren Gebäude an einer viel befahrenen Straße in der rumänischen Hauptstadt Bukarest, ein anderes irgendwo in Litauen. Die Vorrichtungen für das Waterboarding wurden vor Ort hergestellt, aus Brettern, die man in der näheren Umgebung der Geheimgefängnisse erwarb.
Die Gefängnisse waren klein – für die Unterbringung von jeweils vielleicht einem halben Dutzend Häftlingen gedacht –, und die Zellen wiesen einige Besonderheiten auf, die speziell im Hinblick auf die brutalen Verhörmethoden ausgelegt waren, etwa nachgiebige, mit Sperrholzplatten bezogene Wände, um die Wucht des Aufpralls zu vermindern, wenn jemand gegen die Wand geschleudert wurde. Die Häftlinge hatten keinerlei Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren und wurden 23 Stunden am Tag in Isolierhaft gehalten. Die restliche Stunde war für Leibesübungen vorgesehen – zu denen CIA -Sicherheitsbeamte mit über die Gesichter gezogenen schwarzen Skimasken den Gefangenen aus seiner Zelle holten. Häftlinge, die sich gut führten, erhielten Bücher und DVD s, Vergünstigungen, die entzogen wurden, wenn der Gefangene Schwierigkeiten machte. Die CIA , eine nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Aufgabe gegründete Spionageorganisation, die amerikanischen Präsidenten mit Informationen über die Welt um sie herum zu versorgen, hatte sich in das Amt für geheimen Strafvollzug verwandelt.
Schon vor Helgersons Bericht waren innerhalb der Bush-Regierung
Weitere Kostenlose Bücher