Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
erschossen, sollte Prince und seine Firma schlussendlich zu Symbolen für die amerikanischen Missgeschicke im Irak machen. Prince selbst sollte sich beklagen, dass die Demokraten im Kongress ihn als Kriegsgewinnler darstellten, während Blackwater doch »für alle möglichen Geheimdienstaktivitäten zahlt und ich damit die nationale Sicherheit des Landes aus meiner eigenen Tasche unterstütze«. Das mochte stimmten, aber in vielen Fällen glich das Geld, das Blackwater für geheime Projekte bereitstellte, mehr einem Forschungsfonds für die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die man anschließend für viele Millionen Dollar an die Regierung verkaufen konnte. Beispielsweise präsentierte Prince CIA -Führungsoffizieren in Pakistan Vorschläge für den Einsatz von Tarnkappenflugzeugen – und der Asienabteilung Pläne, CIA -Informanten per U-B oot aus China herauszuschleusen. Die Informanten, so der Plan, sollten mit einem Kreislaufatemgerät nach Art der Navy SEAL s von der Küste bis zu unter der Wasseroberfläche auf sie wartenden U-B ooten tauchen. Ein Vorschlag, der allerdings einen entscheidenden Nachteil hatte: Die meisten CIA -Informanten in China nämlich waren Generäle in den Achtzigern, die einen Tauchgang mit einem Kreislaufatemgerät nie und nimmer lebend überstanden hätten.
Die von der CIA zu Blackwater gewechselten Leute bemühten sich aggressiv darum, ihrem neuen Arbeitgeber Jobs bei der Agency zu verschaffen. In mindestens einem Fall hielt es ein hochrangiger CIA -Jurist für notwendig, das Unternehmen zu warnen, dass seine Mitarbeiter drauf und dran wären, gegen Antikorruptionsgesetze zu verstoßen, die Lobbyaktivitäten ausgeschiedener Bundesbeamter bei ihren früheren Behörden enge Grenzen setzten. Abgesehen von Blackwaters Tätigkeiten für die CIA spielte Prado auch mit dem Gedanken, der Drug Enforcement Administration, der amerikanischen Antidrogenbehörde, die Nutzung eines von Blackwater kultivierten Netzwerks ausländischer Spione anzubieten, die »von Überwachungen über Bodenaufklärung bis hin zu Störoperationen« für alle möglichen Aufgaben eingesetzt werden könnten, wie Prado in einer vertraulichen Blackwater- E-M ail schrieb. Und mehr noch: »Die Möglichkeit, alles abstreiten zu können, ist mit eingebaut und dürfte ein großer Pluspunkt sein.«
Dieser Wunsch nach »Abstreitbarkeit« war es, der Jose Rodriguez zu dem außergewöhnlichen Schritt bewog, ein tödliches CIA -Programm an eine – wenn auch amerikanische – Privatfirma auszulagern. Die CIA stellte Prince und Prado einen Vertrag über Personaldienstleistungen aus, und die beiden machten sich daran, Pläne für die Überwachung potenzieller Ziele auszuarbeiten, darunter einige derselben Männer – etwa der pakistanische Atomwissenschaftler A.Q. Khan – , die zu töten die CIA bereits 2001 in dem Meeting mit Cheney vorgeschlagen hatte. Prince und Prado würden das Programm leiten, und die Beteiligung der amerikanischen Regierung, so die Theorie, verborgen bleiben. Die Blackwater-Killerkommandos sollten nach Vorstellung von Prince und Prado tatsächlich zwar unter der Kontrolle der CIA stehen, aber über große Autonomie verfügen, hatten sie erst einmal ihren Einsatzbefehl erhalten. »Wir bauten unilaterale und nicht zuordenbare Kapazitäten auf«, erläuterte Prince später in einem Interview mit der Zeitschrift Vanity Fair. »Wäre etwas schiefgelaufen, hätten wir von keinem Stationschef, keinem Botschafter oder irgendwem sonst erwartet, uns rauszuholen.«
Wie sich zeigte, mussten sie niemals irgendwo rausgeholt werden. Wie schon im ersten Durchlauf des Tötungsprogramms wurden auch in dieser Phase des Programms keine Tötungsoperationen ausgeführt. Wie vereinbart hatten Prince und Prado zwar ihre Blackwater-Teams ausgebildet, aber wegen, wie Prince es ausdrückte, »institutioneller Osteoporose« wurden die Blackwater-Killerkommandos niemals ausgeschickt, im Auftrag der CIA Terroristen zu meucheln.
Angesichts der Unterstützung, die das Programm von CIA -Beamten in hohen Positionen erhielt, stellt sich die Frage: warum nicht? Erstaunlicherweise nicht wegen irgendwelcher juristischer Bedenken, die man bei der der CIA oder im Weißen Haus gehegt hätte. Die Rechtsabteilung der CIA hatte der Einbeziehung von Prince und Prado in das Tötungsprogramm ihr Plazet gegeben. Aber in den Führungsetagen der CIA war man am Ende nicht davon überzeugt, dass die Agency ihre Verantwortung für das Programm
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