Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
Vom Netzwerk:
jordanischer Arzt, den die CIA für einen hochrangigen Informanten hielt, obwohl er in Wirklichkeit für die Aufständischen arbeitete, zündete einen Sprengstoffgürtel und riss sieben CIA -Mitglieder mit in den Tod. Es waren die schwersten Verluste der CIA seit dem Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Beirut im Jahr 1983.
    Weil persönliche Treffen nicht möglich waren, kommunizierte Keller mit seinem wichtigsten Agenten ausschließlich per Computer, und er betrieb ein kompliziertes Netz von Mittelsmännern, ohne während der Monate in Süd-Waziristan je eine seiner Quellen persönlich zu treffen. Er verglich diese Erfahrung mit der von westlichen Reportern in Bagdad während der schlimmsten Zeit des Irakkriegs. Sie stützten sich auf einheimische freie Mitarbeiter, die ihnen Informationen und Zitate beschafften, weil sie selbst sich auf den Straßen nicht frei bewegen konnten.
    Keller arbeitete so, dass er eine Nachricht an Computeringenieure der CIA schickte, die sie verschlüsselten und dann an einen pakistanischen Agenten weiterleiteten, der für die CIA arbeitete und eine spezielles Ausrüstung zum Empfang der Nachrichten bekommen hatte. Der Mann erhielt mehrere Hundert Dollar im Monat, aber ein Teil dieses Gelds war für die Anwerbung weiterer Agenten (oder »Subagenten«) bestimmt, die Informationen über die Bewegungen von Qaida-Mitgliedern in Süd-Waziristan sammelten. Die Subagenten wussten nicht, für wen sie arbeiteten, und dachten womöglich, dass sie vom ISI ihr Geld bezögen. Manchmal verkehrte Keller über drei oder vier Mittelsmänner mit dem Subagenten, der dem überwachten Ziel am nächsten war.
    Während Kellers Zeit in Süd-Waziristan war die wichtigste Zielperson der CIA ein ägyptische Chemiker mit dem Decknamen Abu Khabab al-Masri. Als Mitglied von Bin Ladens innerem Kreis hatte er früher das afghanische Qaida-Trainingslager Derunta geleitet, in dem die Gruppe mit chemischen Waffen und anderen Giftstoffen experimentiert hatte. Man vermutete, dass er sich in Süd-Waziristan versteckt hielt, und die Vereinigten Staaten hatten ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Doch die CIA hatte praktisch keine Ahnung, wie er aussah; Anfang 2006 gaben amerikanische Regierungsvertreter zu, dass sie versehentlich mit einem falschen Foto nach dem Mann gesucht hatten. Danach wurde das Bild auf dem Fahndungsplakat durch eine schwarze Silhouette ersetzt.
    Angesichts der allgemeinen Informationsknappheit mussten sich die CIA -Beamten in Süd-Waziristan häufig auf ungeprüfte Auskünfte einheimischer Quellen stützen. Ein solcher Tipp lautete, dass al-Masri manchmal ein bestimmtes Geschäft im Basar von Wana besuchte. Keller bat seinen pakistanischen Agenten, einen Subagenten zu engagieren, der in der Nachbarschaft des Ladens wohnte und Grund hatte, ihn zu besuchen. Das Geschäft wurde überwacht, um herauszufinden, ob al-Masri dort wirklich ein regelmäßiger Gast war, und es sollte ein Foto von ihm gemacht werden. Schließlich war geplant, in dem Laden eine Überwachungsanlage zu installieren, um herauszufinden, mit wem al-Masri Kontakt aufnahm.
    Keller sollte nie erfahren, ob seine Operation letztlich Erfolg hatte oder nur Teil einer größeren Operation war, um al-Masri zu fangen. Die Agenten auf den einzelnen Stützpunkten wurden gewöhnlich nicht über die Operationen in anderen Städten informiert, wo es ebenfalls CIA -Stützpunkte gab, selbst wenn diese keine zwanzig Kilometer entfernt waren. Auch hatte Keller hatte keinen Zugang zu dem geheimen Telegrammverkehr im Rest des Landes. Keller war auf die Froschperspektive beschränkt und schickte pflichtbewusst seine Berichte an die Analysten nach Islamabad, die sie als Steinchen in ihrem Mosaik benutzten.
    Dieses Arrangement musste fast unvermeidlich zu Falschmeldungen führen, bei denen Informationen aus mehreren Quellen auf nur einen Informanten zurückgingen. Einmal gab einer von Kellers Subagenten den Tipp weiter, dass Osama Bin Laden im Dir-Tal in der North-West Frontier Province gesehen worden sei. Keller schickte ein Telegramm nach Islamabad und schlug vor, dass die CIA einen Agenten in das Tal schickte, um die Information zu prüfen.
    Der Stationschef in Islamabad war wütend, als er das Telegramm bekam: Hinweise auf Bin Laden waren wie Sichtungen von Elvis; sie stießen sogar in Langley auf Interesse.
    Die CIA -Beamten in Pakistan mussten deshalb selbst dem miesesten Gerücht über Bin Laden nachgehen, und der Hinweis

Weitere Kostenlose Bücher