Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Sprechfunkgeräte kommunizierten. Sie sprachen über ihren Plan, die Soldaten, die nach Bergdahl suchten, in einen Hinterhalt zu locken:
»Wir warten auf sie.«
»Sie wissen, wo er ist, aber sie gehen ständig in das falsche Gebiet.«
»Okay, macht ihnen die Hölle heiß.«
»Ja, wir haben eine Menge Sprengfallen auf der Straße.«
»So Gott will, werden wir es tun.«
Doch die Amerikaner wussten gar nicht, wo sich Bergdahl befand. Er war ein Kriegsgefangener mit unbekanntem Aufenthaltsort geworden, ein sogenannter DUSTWUN (Akronym für duty status: whereabouts unknown ). Furlong wollte Bergdahl unbedingt finden. Deshalb flog er kurz darauf nach Dubai, wo der sich mit Mitgliedern von Clarridges Team traf. Sie hatten Kontakt zu ihm aufgenommen, weil sie angeblich Informationen über den Aufenthaltsort des vermissten Soldaten verfügten. Furlong war fasziniert; endlich bekam er die Gelegenheit, mit dem legendären Dewey Clarridge zusammenzuarbeiten.
Zwar arbeitete er immer noch daran, die ursprünglich von McKiernan beantragten 22 Millionen Dollar loszueisen, hatte aber viel größere Pläne für seine Spionageorganisation. Er hatte seine »Jason Bournes« gefunden und brauchte die Leute von Eason Jordan und Robert Young Pelton nicht mehr, die er nun als zweitklassig betrachtete. In einer von Agentenjargon durchsetzten E-M ail erklärte er den beiden, dass die Männer von Clarridge, die er in Dubai getroffen hatte (einer hatte den Decknamen » WILLI 1«), »besser vernetzt sind, als ich es je erlebt habe«, und dass sie in Pakistan einen »Agenten dicht an das Paket herangebracht haben«. Das »Paket« war Bowe Bergdahl. Furlong wusste freilich, dass er seine Kompetenzen weit überschritt, wenn er in Pakistan ein geheimes Spionagenetz betrieb, und er war sich sicher, dass seine Feinde bei der CIA versuchen würden, die Operation abzuwürgen, wenn sie erfuhren, was er vorhatte. Er schrieb, dass er eine »spitzenmäßige Tarnung« brauche, »damit mir unsere Nemesis nicht die Hölle heiß macht« – womit natürlich die CIA gemeint war.
Bis Furlong Geld für die Operation auftreiben konnte, arbeiteten Clarridge und seine Leute umsonst für das Militär. Und weil Furlong noch keine Möglichkeit besaß, um die Berichte von Clarridges Team direkt in das System des militärischen Geheimdiensts einzugeben, benutzte er inoffizielle Kanäle, um die Meldungen an Freunde beim U.S. Central Command und beim Special Operations Command in Tampa weiterzuleiten. Doch das improvisierte Prozedere verursachte Verwirrung, und schon bald schickte der stellvertretende Kommandeur von Bergdahls Einheit eine wütende E-M ail nach Kabul, in der er anfragte, wer genau diese Geheimagenten seien, die in den pakistanischen Stammesgebieten herumrennen würden. »Mir ist nicht wohl bei diesem Arrangement«, schrieb er. »Bitte geben Sie mir direkte Kontaktinformationen für diese ›Quellen‹, damit ich einen erfahrenen Experten für Human Intelligence und ein Team von Analysten einschalten kann. Wenn nicht, ist die Gefahr sehr groß, dass wir Fehler machen und Chancen verpassen.«
Während des ganzen Sommers 2009 erweiterten Clarridge und seine Leute stillschweigend den Umfang der Informationen, die sie an das Militär weitergaben. Ein detailliertes Dossier von Clarridge über die angeblichen Aufenthaltsorte führender Männer des Haqqani-Netzwerks in Pakistan wurde in geheime nachrichtendienstliche Kanäle eingespeist und von Spezialeinsatzkräften benutzt, um die Aktivitäten des Netzwerks zu überwachen.
Clarridge leitete das Ganze viele Tausend Kilometer entfernt von seinem bescheidenen Haus in Escondido aus, einer kleinen Stadt im Großraum San Diego in Kalifornien. Dort hatte er das Nervenzentrum der Operation eingerichtet und hielt mit einem Computer und einem Handy Kontakt zu seinen Agenten. Einige Offiziere von Spezialeinsatzkräften in Tampa und in Kabul fingen an, seine Kommandozentrale scherzhaft als »Escondido 1« zu bezeichnen. Er trottete Tag und Nacht durch das Haus und beantwortete E-M ails von Teammitgliedern, die ihm zwölf Zeitzonen voraus waren. Manchmal sprach er auch mit Agenten, wenn er an seinem Swimmingpool lag.
Ende September 2009 hatte Furlong endlich einen Auftrag für die private Spionageoperation an Land gezogen, einen 22-Millionen-Deal unter Federführung von Lockheed Martin. Die Laufzeit betrug sechs Monate mit einer Option auf Verlängerung. Durch das ungewöhnliche neue Arrangement wurden Verfahren
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