Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
festgelegt, wie Clarridge seine Berichte – eine Mischung aus Gerüchten über die Aufenthaltsorte von Taliban- und Qaida-Führern, Geschichten, die auf Dorfbasaren erzählt wurden, und einigen sehr präzisen Informationen über geplante Anschläge auf amerikanische Truppen in Afghanistan – in die von Militärkommandeuren genutzten geheimen Datenbanken einspeisen konnte.
Clarridge fungierte als Zwischenstation. Er nahm die Informationen aus dem Einsatzgebiet entgegen und verarbeitete sie zu »Lageberichten«. Diese gingen per Hushmail, einem verschlüsselten, privaten E-M ail-Dienst, an ein kleines Team von Dienstleistern, die Furlong in einem militärischen Kommandoposten in Kabul platziert hatte. Einige von ihnen arbeiteten für International Media Ventures, das kürzlich einen Führungswechsel erlebt hatte. Jan Obrman hatte die meisten seiner alten Topmanager entlassen und eine Gruppe grauhaariger pensionierter Offiziere als neue Firmenleitung engagiert. Richard Pack, der neue Chef von International Media Ventures war 1980 einer der Planer des vermasselten Einsatzes zur Befreiung der amerikanischen Geiseln in Teheran gewesen. Robert Holmes, ein weiteres Mitglied des neuen Managements, war ein pensionierter Luftwaffengeneral. Noch im Jahr zuvor hatte er als Operations Officer beim U.S. Central Command mit Michael Furlong Langley besucht, um den Plan für das Informationsbeschaffungsprojekt in Afghanistan zu präsentieren. Das Team in Kabul gab die Hushmail-Botschaften, die es von Clarridge und weiteren Teams erhielt, die damals für Furlon g arbeiteten, in geheime militärische Datenbanken ein.
Sobald die Berichte im Blutkreislauf der Nachrichtendienste kursierten, waren die Informationen der privaten Spione von denen der CIA -Führungsoffiziere und der Agenten der militärischen Geheimdienste praktisch nicht mehr zu unterscheiden. Einige von Clarridges Berichten enthielten laut einer Untersuchung des Pentagons die genauen Längen- und Breitengrade der Stützpunkte feindlicher Kämpfer in Pakistan und der Bewegungen von Talibankämpfern in den Mohnanbauregionen im Süden Afghanistans. Die Berichte führten manchmal auch zu Einsätzen. So beschossen schwerbewaffnete Apache-Hubschrauber der Army zumindest teilweise gestützt auf Clarridges Informationen Talibankämpfer, die sich in der Nähe eines amerikanischen Stützpunkts im Osten von Kandahar sammelten, und das Joint Special Operations Command nahm ein mutmaßlich von feindlichen Kämpfern genutztes Anwesen in Pakistan mit weitreichender Artillerie unter Beschuss.
Furlong war von diesen Ergebnissen begeistert und prahlte häufig vor Kollegen, dass die von seinem privaten Netzwerk gesammelten Informationen die CIA in Verlegenheit gebracht hätten.
Auch für Clarridge war es eine Art Daseinszweck, die CIA zu blamieren, und sein Spionagenetz beteiligte sich gelegentlich am Kleinkrieg zwischen Militär und CIA – einer seltsamen Kreuzung zwischen einem Roman von Graham Greene und dem Comic »Spion & Spion« im Satiremagazin MAD . Einmal suchte Clarridges Gruppe fieberhaft nach diskreditierenden Fakten, um Ahmed Wali Karzai in Verruf zu bringen, den Halbbruder des afghanischen Präsidenten und mächtigsten politischen Strippenzieher im Süden Afghanistans, der zu den wichtigsten Informanten der CIA im Land gehörte.
Ahmed Wali Karzai hatte seit Beginn des Kriegs Millionen Dollar von der CIA bekommen und rekrutierte bis 2009 Kämpfer für eine von der CIA ausgebildete Armee von Afghanen, die sich Kandahar Strike Force nannte. Im Gegensatz zur CIA betrachteten führende amerikanische Generäle einschließlich McKiernan und McChrystal » AWK « jedoch als einen zersetzenden Einfluss im Süden des Landes. Ihrer Ansicht nach stand er im Zentrum der weit verbreiteten Korruption, die viele Afghanen den Taliban in die Arme trieb.
Clarridge stellte ein Dossier über Ahmed Wali Karzai zusammen, in dem dieser unter anderem mit Heroinhandel, Landraub und Mord in Verbindung gebracht wurde, und schickte es an die Militärkommandeure von Kabul. Sie verwendeten das Dokument in einer Kampagne, mit der sie Karzais Entmachtung in Kandahar erreichen wollten, doch die CIA stellte sich quer. Karzai behielt seinen Posten.
Letztlich konnte Ahmed Wali Karzai seinen vielen Feinden dennoch nicht entkommen: Er wurde ermordet, als er in seinem Palast in Kandahar aus dem Badezimmer kam – sein langjähriger Leibwächter hatte ihm in Kopf mit Brust geschlossen.
Mit dem Aufbau eines
Weitere Kostenlose Bücher