Killing for Love: Thriller (German Edition)
Tag.«
»Aber sie hat immer noch nichts gesagt, vermute ich.«
»Nein, Sir. Sie strengt sich bei der Physiotherapie wirklich sehr an. Und natürlich bringt sie Laute heraus, also ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder spricht. Leider ist sie oft verzweifelt, weil sie sich solche Mühe gibt und trotzdem keine Worte zustande bringt.«
»Hatte sie heute Besuch?«, fragte er.
Lila log höchst ungern und tat es eigentlich auch nur insofern, als sie den Namen seines Vaters in ihrer Aufzählung ausließ. »Reverend Harper kam heute Morgen. Und selbstverständlich hat Ihre Frau am frühen Nachmittag Mr.Clement zu seinem wöchentlichen Besuch hergebracht. Ihren Onkel zu sehen, muntert Miss Terri immer wieder auf.«
»Ja, ich glaube, Onkel Clement war wie ein zweiter Vater für sie. Sie standen sich immer sehr nahe.«
»Ja, Sir.«
Tyler nickte, drehte sich um und ging den Korridor entlang, vorbei an dem Wachmann, der vor den gehobenen Privatzimmern postiert war.
Tyler Owens war ein recht netter junger Mann, höflich und wohlerzogen, jedoch nie richtig freundlich. Lila hatte ständig das Gefühl, er hielte sich für etwas Besseres, allen in der Reha-Klinik überlegen, selbst den Ärzten. Auf jeden Fall war er nicht annähernd ein solcher Mann wie sein Vater, weder so gutherzig noch so klug. Und was sein Aussehen betraf, schlug er ganz nach seiner Mutter: blond und sehr gutaussehend.
Nur dass Terri Owens nicht mehr wunderschön war.
Lila schaute auf ihre Uhr. Sie musste die Übergabe vorbereiten. Wenn sie jetzt anfing, blieb ihr noch genügend Zeit, um nach jedem ihrer Patienten zu sehen. Und weil die meisten von ihnen in diesen frühen Abendstunden Besuch hatten, war es eine gute Gelegenheit, sich den Freunden und Angehörigen der Patienten zu zeigen und jenen noch etwas Aufmerksamkeit zu widmen, die selten oder nie Besuch bekamen. Diese armen Seelen, die so allein auf der Welt waren, taten ihr am meisten leid.
Eine Viertelstunde später blieb sie vor der halb offenen Tür von Zimmer 107 stehen und hörte, wie Tyler Owens leise mit seiner Mutter sprach.
»Ich muss jetzt gehen, Mutter. Ruh dich aus! In ein paar Tagen komme ich wieder. Falls du etwas brauchst, egal was, musst du nur versuchen, es jemandem hier mitzuteilen, dann sorge ich dafür, dass du es bekommst.«
Terri stöhnte wieder und wieder, so sehr bemühte sie sich, etwas zu sagen.
Lila wollte die Tür weiter öffnen und hineingehen. Aber kaum berührte sie die Klinke, sah sie, dass Tyler in seine Hemdtasche griff und einen Zeitungsausschnitt herauszog.
»Hier ist es, wie versprochen«, sagte er und legte ihr den Ausschnitt in die linke Hand, die den Schlaganfall unversehrt überstanden hatte.
Lila schob die Tür auf und betrat das Zimmer. »Ich wollte kurz nach Miss Terri schauen, ehe ich gehe.«
»Natürlich, Lila, kommen Sie herein!«, sagte Tyler. »Ich wollte mich gerade verabschieden.« Er beugte sich vor und küsste seine Mutter auf die Stirn.
Terri saß vollkommen still da, ohne jede Gefühlsregung in ihrem schiefen Gesicht, allerdings hielt sie den Zeitungsausschnitt fest in ihrer gesunden Hand, während ihr Sohn an Lila vorbei aus dem Zimmer ging.
»Soll ich das für Sie weglegen?«, fragte Lila, die neben Terris Bett stand und ihre Hand ausstreckte.
Terri schüttelte den Kopf.
»Na schön. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, ehe ich nach Hause gehe? Möchten Sie noch Saft, Wasser, ins Bad oder noch eine Decke?« Sie klopfte sanft auf die Baumwolldecke, die über Terris Beinen lag.
Terri nickte, öffnete ihre Hand und wedelte mit dem Zeitungsausschnitt, als wollte sie ihn ausschütten. Dabei murmelte sie immerfort: »Mo …mo …mo …«
»Geht es um den Zeitungsartikel, den Mr.Tyler Ihnen brachte?«
Terri nickte und hielt den Ausschnitt in die Höhe.
Lila nahm ihn. Die Überschrift lautete »MITTERNACHTSMÖRDER TÖTET VIERTES OPFER«. Lila überflog den kurzen Artikel. Shontee Thomas war im Nachtclub ihres Verlobten in Atlanta erschossen worden. Bei dem Opfer handelte es sich um einen früheren Pornostar, genau wie bei den vorherigen drei Opfern seit Januar. Alle vier Morde wurden einem Serientäter zugeschrieben, den die Presse »Mitternachtsmörder« getauft hatte, und sie alle hatten in einem Film namens Mitternachtsmaskerade mitgespielt.
»Gütiger Himmel!«, stöhnte Lila. »Warum in aller Welt bringt Mr.Tyler Ihnen das?«
Terri klopfte sich mit der linken Hand an die Brust.
»Wollen Sie sagen, dass Sie diese
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