Killing for Love: Thriller (German Edition)
zwischen ihnen. Oft fühlte Lorie, dass er sie beobachtete, blickte zu ihm, und beide sahen einander stumm an und wussten, was der andere dachte.
Einmal täglich, nie zur selben Zeit, begleitete Mike sie hinaus zu einem kurzen Spaziergang durch ihren Garten. Heute Morgen hatte sie blühende Tulpen und Narzissen in ihrem Beet geschnitten und sie drinnen in eine Kristallvase gestellt. Der Strauß zierte nun ihren Küchentisch, an dem sie mit Mike zu Mittag aß.
Lorie konnte es nicht erwarten, endlich wieder zu arbeiten, hatte Mike jedoch zugestimmt, dass es besser war, noch eine Weile zu warten, ehe sie wieder zu ihrem normalen Tagesablauf zurückkehrte. In ihrem Haus war sie sicherer, denn diese Umgebung war kontrollierbar und Lorie folglich geschützter. Im Geschäft hingegen musste sie sich der Öffentlichkeit stellen, die nicht bloß aus Kunden bestünde, sondern auch aus neugierigen Leuten, übereifrigen Reportern und den Moralwächterinnen des christlichen Frauenvereins. Die »Frauen für christliche Moral« hatten vor neun Jahren, als Lorie nach Dunmore zurückgekehrt war, eine veritable Hetzkampagne gegen sie veranstaltet – es fehlte lediglich, dass sie Lorie mit Fackeln und Schaufeln aus der Stadt trieben. Neuerdings erhielt sie so viele Anrufe von Presse- und Fernsehleuten sowie den besonders laut schreienden christlichen Frauen, dass eine Rufumleitung an ihrem Telefon aktiviert wurde, die alle eingehenden Gespräche zur Powell Agency dirigierte. Das war eine sinnvollere Lösung, denn sie konnte ja nicht jeden Tag ihre Telefone abstöpseln.
Mike arbeitete tagsüber wechselweise im Sheriff-Büro und bei ihr zu Hause. Obgleich er ihr Bodyguard war, blieb er doch der Sheriff, und mit diesem Titel gingen Verantwortlichkeiten einher, die er nicht ohne weiteres an einen Deputy delegieren konnte. Seine Abende hingegen verbrachte er stets bei ihr, und wenn er über Tag fort war, sah der Deputy draußen vor dem Haus regelmäßig nach ihr. Sie setzte derweil keinen Schritt vor die Tür.
Ihr Leben stand still, und das zerrte an ihren Nerven.
Zudem war ihr und Mike schon vor Tagen der Stoff für belanglose Plaudereien ausgegangen. Sie beide suchten händeringend nach harmlosen Themen und landeten oft beim Wetter.
»Sieht nach Regen aus«, stellte Mike fest.
»Mhm. Ich glaube, bei der Wettervorhersage in den Spätnachrichten gestern sagten sie, dass die Regenwahrscheinlichkeit heute Abend bei fünfzig Prozent liegt.«
»Wir können gut Regen gebrauchen.«
»O ja, das können wir.« Lorie nahm ihr halbes überbackenes Käsesandwich in die Hand und biss hinein.
Mike löffelte seine heiße Tomatensuppe.
Lorie trank einen Schluck Eistee. »Deine Mom bringt heute Abend wieder Essen mit, wenn sie mit den Kindern kommt.«
Mike nickte. »Aha.«
»Du solltest wirklich zu Hause bei Hannah und M. J. sein, statt hier meinen Babysitter zu spielen.«
»Diese Diskussion hatten wir bereits.«
Also sprach Lorie stattdessen aus, was ihr auf dem Herzen lag. »Was ist, wenn ich nicht sein nächstes Opfer bin? Er könnte sich jemand anders ausgesucht haben. Hast du vor, unbegrenzt bei mir zu wohnen?«
»Falls nötig. Aber ich zähle darauf, dass Powell und das FBI diesen Kerl schnappen, bevor er wieder zuschlägt.«
»Bei Gott, das hoffe ich sehr!«
»Sie werden. Das weiß ich.«
Sie rang sich ein Lächeln ab, ehe sie sich wieder ihrem Mittagessen widmete.
Mike sah auf seine Uhr. »Es ist fast eins. Wir können unseren Apple-Pie ins Wohnzimmer mitnehmen und uns ansehen, was Carly und Jack in Wie das Leben so spielt treiben.«
Lorie lachte. »Du bist der einzige Mann, den ich kenne, der freiwillig zugibt, eine Soap zu sehen.«
»Na hör mal, ich bin mit einer Mutter groß geworden, die keine Folge davon verpasst! Sie nimmt die Serie sogar auf, wenn sie einmal nicht zu Hause ist.«
»Ja, ich weiß. Sie hat mich mit ihrer Sucht angesteckt, als ich ein Teenager war. Manchmal schaffe ich es, die Folge in meiner Mittagspause zu gucken, sonst hole ich sie abends auf Video nach.« Lorie seufzte.
»Dir fehlt die Arbeit, nicht?«
»O ja! Ich liebe es, im Geschäft zu sein. Und ich weiß, dass es für Cathy eine Belastung ist, alles allein zu regeln, von den Zusatzkosten für eine weitere Aushilfe ganz zu schweigen.«
»Aber dir ist klar, weshalb du dich noch nicht in der Stadt zeigen solltest und es vor allem schlecht wäre, im Geschäft zu sein?«
»Ja, ja, ich weiß. Presseleute und Sensationsgierige würden wie ein
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