Killing for Love: Thriller (German Edition)
er kam.
30
M it Mrs.Owens stimmt etwas nicht«, sagte Ashley White, die zum Schwesterntresen gelaufen kam. »Monique ist bei ihr und versucht, sie zu beruhigen, aber sie ist völlig außer sich. So habe ich sie noch nie erlebt.«
»Hast du eine Ahnung, was Miss Terri aufgebracht haben könnte?«, fragte Lila Newton die Schwesternhelferin. Mr.Ransom war heute Morgen nicht hier, folglich kann sein Besuch nicht der Grund sein.
»Nein, Ma’am, ich habe keinen Schimmer.«
»War jemand bei ihr?«
»Nein, Ma’am, ich habe keine Menschenseele gesehen. Klar könnte einer der anderen Patienten aus den Nebenzimmern zu ihr reingegangen und wieder rausgelaufen sein, ehe wir gehört haben, wie Mrs.Owens mit Sachen warf und wie verrückt brüllte.«
»Ich sehe nach, ob ich sie zur Ruhe bringen kann, ohne ihr etwas geben zu müssen.« Lila kam hinter dem Schwesterntresen hervor und lief den Korridor schnell hinunter, vorbei an dem Sicherheitsmann. Ashley eilte ihr nach. Auf halbem Weg hörte sie schon das entsetzliche laute Geheul aus Terris Zimmer sowie Monique, eine der Tageshilfen, die streng und flehend zugleich auf Miss Terri einredete.
Das war schlimmer, als Lila gedacht hatte, deshalb machte sie sofort kehrt und eilte zum Medikamentenschrank. Nachdem sie aufgeschlossen hatte, trug sie das Beruhigungsmittel, das sie entnahm, in die Liste ein, falls sie Terri sedieren musste. Allerdings würde sie ihr das Mittel erst verabreichen, wenn alles andere sich als zwecklos erwiesen hatte.
Die Tür von Zimmer 107 stand einen Spaltbreit offen, gerade genug, dass Lila die Sachen auf dem Boden sah, die Miss Terri geworfen hatte: ein Plastikwasserkrug mit passendem Becher, Terris Frühstückstablett, von dem das Essen in alle Richtungen geflogen war, und die Extradecke, die normalerweise zusammengefaltet am Fußende des Bettes lag.
Lila betrat das Zimmer, wobei sie aufpasste, dass sie nicht in die Rühreier oder die Kaffeepfützen trat. Monique sah Lila kopfschüttelnd an.
»Ich weiß nicht, was sie so aufgeregt hat«, sagte Monique. »Es sieht Mrs.Owens überhaupt nicht ähnlich, sich so zu benehmen.«
»Hast du irgendetwas gesagt, das sie verärgert haben könnte?«
»Nein, Ma’am, ehrlich nicht! Ich habe gar nichts gesagt, außer dass ihr bestimmt die Besuche von ihrem Sohn fehlen, wo er doch verreist ist.«
»Das dürfte sie eigentlich nicht aufregen«, bestätigte Lila. »Mr.Tyler war schon häufiger ein paar Tage weg, und das schien ihr nie etwas auszumachen.«
»Nein, Ma’am.«
»Miss Terri«, sprach Lila sie an, als sie auf das Bett zuging. Terri saß aufrecht da, schwenkte ihren gesunden Arm wie wild und stieß unverständliche Laute aus. »Was regt Sie denn heute Morgen nur so auf?«
Terris Blick begegnete Lilas, und für wenige Sekunden wurde sie ruhiger. »Ma …ma …so …so …ba-ba …« Verzweifelt ob ihrer Unfähigkeit, sich verständlich zu machen, zeigte Terri auf den Rolltisch, von dem sie ihr Frühstückstablett gefegt hatte.
Lila sah auf die Tischplatte, auf die Terri mit ihrer rotverschmierten Fingerspitze deutete. Traubengelee war auf der hellen Platte verteilt. Offenbar hatte Terri dort ein Wort mit Traubengelee hinzuschreiben versucht.
Terri konzentrierte sich auf Lilas Gesicht, als diese sich bemühte, die Buchstaben zu entziffern, von denen leider die meisten unleserlich waren. Sie schaffte es immerhin, ein »T« und ein »L« zu erkennen. Ein anderes Zeichen konnte entweder ein »S« oder ein sehr krummes »R« sein.
»T-L-S?«, fragte Lila.
Terri schüttelte den Kopf.
»T-L-R?«
Terri nickte.
T-L-R. T-L-R. Lila blickte noch einmal auf das Zeichengeschmiere. Tyler? »Wollten Sie Tyler schreiben?«
Terri nickte und wedelte wieder mit ihrer linken Hand.
»Soll Mr.Tyler zu Ihnen kommen?«
Terri nickte. »Mmmm …mmm …«
»Aber wissen Sie denn nicht mehr? Mr.Tyler musste für ein paar Tage wegfahren.«
Tränen stiegen in Terris Augen.
Lila beugte sich zu ihr und flüsterte: »Möchten Sie, dass ich Mr.Ransom anrufe?«
Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über Terris Gesicht, bevor sie den Kopf schüttelte.
Lila wusste, dass Terri Rechtshänderin war, und seit dem Schlaganfall war ihre rechte Seite gelähmt. »Na schön. Denken Sie, Sie können mit Ihrer linken Hand schreiben, wenn ich Ihnen Papier und Stift bringe?«
Terri schürzte die Lippen und versuchte abermals, zu sprechen. Luftstöße drangen aus ihrem Mund, die sich wie ein »F« anhörten. Sie wiederholte es
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