Killing Game
werden es auch nicht erfahren, wenn wir nicht fragen.«
Sie warteten, und als der Mann näher kam, zückte Larkin seine Marke. »Einen Augenblick, bitte. Polizei.«
Warrick konnte den Mann nun besser erkennen, und sein Gesicht glich definitiv dem ungepflegten Travis Dearborn, die gleiche Nase, die gleichen Züge. Aber dieses sauber rasierte Individuum hatte kurzes, ordentlich gekämmtes Haar, große braune Augen und eine vollkommen entspannte Haltung.
Auch die Kleidung passte nicht: Khakihose, Poloshirt mit drei Kragenknöpfen unter einer dunklen, hüftlangen Jacke, deren Reißverschluss halb geschlossen war, und, allem Anschein nach, brandneue Sneaker – billig, aber neu.
»Sicher«, sagte er und blieb bei den Männern stehen. Dann brachte er seinen bellenden Hund auf freundliche Weise zum Schweigen, und als der Hund verstummt war, sagte er: »Tut mir Leid – worum geht es?«
Larkin stellte sich und Warrick kurz vor, während er seine Marke wegsteckte. »Sind Sie Travis Dearborn?«
Besorgt runzelte der Mann die Stirn. »Ja, sicher … warum?«
»Wir müssen mit Ihnen reden«, sagte Larkin.
»Und worüber?«
»Wir sollten vielleicht lieber reingehen.«
»Okay. Sie haben aber keinen … Haftbefehl oder so?«
»Nein. Brauchen wir denn einen, Mr Dearborn?«
»Nein! Es ist nur … ich frage mich, ob es hier um etwas, Sie wissen schon, etwas Ernstes geht.«
»Es geht um etwas Ernstes«, entgegnete Warrick. »Sollen wir reingehen?« Dearborn beäugte seinen Hund, als würde der die Entscheidung treffen. Das Tier, dem die Zunge weit aus dem Maul hing, schien zu nicken. Vielleicht war das der Grund, warum Dearborn schließlich zustimmte. »Ja, sicher. Gehen wir rein.«
Drinnen hatte der ordentliche Travis Dearborn eine weitere Überraschung für sie parat: Mochte das schäbige Äußere des Hauses auch wunderbar zu seinem Verbrecherfoto passen, das Innere passte ebenso gut zu dem gepflegten Dearborn. Wenn auch alles – Teppich, Vorhänge, Möbel, Fernseher – der billigsten Mietkaufkategorie zuzurechnen war, so war es doch ordentlich und sauber, sehr sauber sogar, in einem minimalistischen Stil, der Warrick durchaus zusagte.
Warrick fragte sich, ob der Kerl von seiner verstorbenen Exfrau das ein oder andere über ordentliche Haushaltsführung gelernt hatte. Selbst in dem Chaos, das in ihrem Appartement ausgebrochen war, konnte man noch erkennen, dass Angela Dearborn eine Ordnungsfanatikerin gewesen war.
Die einzigen Möbelstücke im Wohnzimmer waren ein Fünfzig-Zentimeter-Fernseher, in dem eine uralte Seinfeld-Folge lief, ein Fernsehtisch rechts neben der Tür, ein Sofa an der gegenüberliegenden Wand und ein Bücherregal mit zwei Fächern aus Sperrholz, das mit Taschenbüchern von Stephen King und Dean Koontz voll gestopft war. Außerdem gab es noch einen Kaffeetisch, auf dem die Fernbedienung für das Fernsehgerät, ein Aschenbecher, eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug lagen.
In der Ecke neben dem Sofa stand ein Gitarrenständer mit einer Fender-Akustikgitarre, einem Modell, das Warrick auf Anhieb erkannte – tatsächlich hatte er eine ganz ähnliche Gitarre zu Hause, die gleiche Fichtenoberseite, Zargen und Rücken ebenfalls aus Rosenholz, und, ganz typisch, alle Wirbel auf einer Seite unter dem Fender-Schriftzug. Keine besonders teure Gitarre, aber sie hatte einen guten, soliden Klang. Jenseits des Wohnzimmers befand sich eine kleine Essnische mit einer Tür, von der Warrick vermutete, dass sie zur Garage führte.
»Leben Sie allein, Mr Dearborn?«, fragte Larkin mit erhobener Stimme, um das laute Gelächter zu übertönen, das aus dem Fernsehgerät plärrte.
Dearborn nickte und schaltete das Gerät aus. Er befreite den Hund von der Leine, und das kurzbeinige, dreifarbige Tier trottete mit wackelnden Ohren in die Küche.
»Tut mir Leid wegen des Fernsehers«, sagte Dearborn mit einem Schulterzucken. »Aber das ist nicht die beste Gegend, und wenn ich mit Coda rausgehe, schalte ich ihn ein, damit die Einbrecher denken, es wäre jemand zu Hause.«
Warrick nickte. »Keine dumme Idee.«
Der Kriminalist achtete genau auf die Hände des Verdächtigen. Sollte Travis Dearborn seine Frau mit bloßen Fäusten verprügelt haben, hätten sich an seinen Knöcheln, seinen Handrücken und den Fingern Spuren zeigen müssen. Catherine hatte Warrick erzählt, dass Angie ihren Angreifer mindestens gekratzt haben musste. Aber Dearborn hatte keine sichtbaren Kratzer an den Händen oder im Gesicht.
»Haben
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