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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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(RAURAURAURAURAURAURAU)
und der Regen trommelt gegen das Fenster und alles ist so unsäglich laut, dass Mum schreien muss, damit ich sie hör.
    »MACH SCHON, SCHATZ! LASS SIE REIN!«
    »JA, ABER –«
    »LASS SIE LIEBER REIN!«, schreit sie und zwingt sich zu einem Lächeln. »BEVOR SIE NOCH DIE KLINGEL KAPUTT MACHEN!«

about you (1)
    Taylor wartet nicht, dass ich sie reinlasse, sondern drängt sich, als ich die Haustür öffne, sofort in den Flur und rennt mich fast um.
    »Scheiße, ist das kalt«, sagt sie und reibt die Hände aneinander. »Wieso hat das so lange gedauert?«
    Bevor ich antworten kann, beugt sie sich runter und begrüßt Jesus und Mary. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als Mel anzusehen, die hinter ihr steht.
    »Hi, Dawn«, sagt Mel, kommt rein und schließt die Tür. »Alles okay?«
    »Ja …«
    Sie trägt spitze schwarze Stiefel, einen hellrosa Parka mit Fellrand an der Kapuze und hat eine Einkaufstüte in der Hand. Nach der Größe und Form zu urteilen, nehm ich an, dass Alkohol drin ist. Taylor hat eine Tasche dabei, so einen fetten braunen, handtaschenartigen Beutel, der wahrscheinlich teuer gewesen ist. Sie trägt eine kurze schwarze Bauschejacke, auch wieder mit Fellrand an der Kapuze, und hautenge Jeans. (Mel muss übrigens einen sehr kurzen Rockunter dem Parka tragen, denn ihre Beine sind nackt – und auch wenn’s mir peinlich ist, das festzustellen: Ich finde sie unglaublich faszinierend.)
    »Was ist los?«, hör ich mich sagen.
    »Nichts ist los«, antwortet Taylor, die immer noch mit den Hunden rummacht. »Wollten einfach nur vorbeischauen und dir Hallo sagen, sonst nichts.«
    Ich schau zu ihr runter.
    Sie lächelt von unten hoch. »Wenn’s dir recht ist.«
    »Ja, klar … ich war nur …«
    Sie richtet sich auf und steht plötzlich zu dicht vor mir. »Du warst nur was?«
    Ich seufze. »Nichts.«
    »Gut.« Sie grinst Mel an, dann schaut sie wieder zu mir. »Holst du mal ’n paar Gläser für uns?«

    Oben in meinem Zimmer sitzen wir – nachdem Taylor und Mel ihre Jacken ausgezogen haben (und ich seh, dass ich recht hatte mit Mels superkurzem Rock) – alle auf demselben Platz wie am Abend vorher: ich am Schreibtisch, Taylor und Mel auf der Bettkante, Jesus und Mary ausgestreckt hinter ihnen.
    »Machst du das immer?«, fragt mich Mel.
    »Was?«
    »Mit der Musik«, sagt sie und nickt in Richtung PC. »Du hast dich hingesetzt und sie sofort angestellt.«
    »Ja, und?«
    Mel zuckt mit den Schultern. »Einfach die Art, wie du’s getan hast, weißt du … als ob … ich weiß nicht …«
    »Wie so ’n verrückter Tick von dir?«, schlägt Taylor vor und grinst Mel an.
    Mir ist klar, sie will mich hochnehmen, aber komischerweise (auch wenn es nicht wirklich
komisch
ist) liegt sie gar nicht so falsch. Die Musik anzustellen
ist
für mich eine Art Tick. Ich tu es, ohne zu merken, dass ich es tu. Es passiert ganz automatisch. Ist eine unfreiwillige und unbewusste Handlung. Ich komm ins Zimmer, setz mich an den Schreibtisch und schwupp hab ich mich in meine iTunes-Bibliothek eingeloggt, scroll die Liste der Stücke runter, entscheid mich zum Beispiel für
About You
und drück den
PLAY
-Button.

    (i can see
    that you and me
    live our lives in the pouring rain)

    »Was ist das da?«, fragt Mel stirnrunzelnd, während sie sich in meinem Zimmer umsieht.
    »Was?«
    »Auf dem Boden … unterm Fenster.«
    Mir rutscht das Herz in die Hose, als ich merke, wohin sie schaut. Ich meine, ist zwar
egal
… nicht wichtig. Bloß dass ich vorhin, als ich überlegt hab, wie ich Gott umbringen soll, ja auf die Lösung (oder
eine
Lösung) gekommen bin, sämtliche Bibeln der Welt zu zerstören, was natürlich unmöglich ist … na ja, und da dachte ich eben:
Okay, ich kann ja trotzdem mal anfangen, oder?
Also hab ich meine zwei Bibeln auf ein dünn mit Paraffin eingestrichenes Backblech gelegt, dasBlech auf den Boden unters Fenster gestellt und das Ganze angezündet.
    Die beiden Bibeln haben aber nicht richtig gebrannt. Ständig musste ich in den Seiten rumstochern, damit das Feuer weiterbrannte, aber selbst dann hab ich’s noch ungefähr eine Million Mal neu anzünden müssen. Und obwohl ich das Fenster aufgemacht hatte, hat der Rauch mein ganzes Zimmer vollgestunken. Doch am Ende hatte ich zumindest das, was ich wollte – zwei Exbibeln, die total verkokelt und unlesbar waren.
    Asche zu Asche.
    Staub zu Staub.
    Und das ist es, was Mel (und auch Taylor) jetzt anstarrt – einen Haufen verbranntes

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