Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
Papier auf einem Backblech am Boden unter dem Fenster.
    »Ach, nichts«, erklär ich. »Bloß … bloß ein bisschen Papier.«
    »Papier?«, fragt Taylor und sieht mich an wie eine Geisteskranke. »Was denn für Papier?«
    »Papier eben.« Ich zuck mit den Schultern (und mir ist klar, dass das eine ziemlich armselige Antwort ist, aber ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll).
    Taylor starrt mich einen Moment an, dann wirft sie mir so einen Blick zu nach dem Motto: »Wie scheiße bist du denn drauf?« – sie schließt kurz die Augen und schüttelt langsam den Kopf –, und ich fühl mich ganz komisch und verlegen und frag mich, wieso. Verdammt, warum kümmert mich, was Taylor und Mel von mir denken? Es war mir doch immer egal, was andere von mir halten. Bis jetzt war ich doch ganz zufriedenmit meiner Nicht-Dazugehörigkeit, meiner Loserhaftigkeit, meiner komischen Trauerkloß-Mädchen-Pummeligkeit.
    Oder?
    »Tja, musst du wissen«, sagt Taylor und fährt mit der Hand in Mels Tragetüte. »Wer will was trinken?«
    Sie zieht eine Flasche Wodka raus, öffnet sie und nimmt einen Schluck. »Wo sind die Gläser?«, fragt sie und schaut sich um.
    Mel gibt ihr zwei der drei 0, 3-Liter -Humpen, die ich aus der Küche mit raufgebracht hab (und ich frag mich noch immer, wieso sie auf drei bestanden haben, obwohl ich doch gesagt hab, ich brauch keins), Taylor schenkt in beide ein paar Zentimeter hoch Wodka ein und reicht das eine Glas Mel.
    Als Mel einen Schluck trinkt, merk ich plötzlich, wie hypersuperbewusst ich mir über mich selbst bin – wie ich dasitze, sie ansehe, betrachte, mustere. Da sitzen sie beide in ihrer hautengen, miniröckigen, nackte-Haut-blitzen-lassenden Girliehaftigkeit, schlucken ihren Wodka aus den Humpen … und alles scheint so weit weg von mir – als ob es hier wär und doch nicht hier. Sondern hundert Millionen Kilometer entfernt. Aber gleichzeitig ist es unglaublich nah. Ehrlich gesagt so nah, so unmittelbar vor mir, dass es mir in die Augen dringt und ich es in meinem Kopf seh wie einen horrormäßig vergrößerten Traum.
    Ich seh jede Kleinigkeit in Taylors Gesicht – ihre perfekten Wangenknochen, ihre schön geformten Augenbrauen, ihre rosa angemalten Lippen. Ich seh die sanfte blasse Haut ihrer muskulösen Schultern, die aus dem Neckholder-Top ragen …die Art, wie sie ihre Zigarette hält, ihre rot lackierten Fingernägel, die in dem von Rauch durchzogenen Licht schimmern wie Krallen. Ich seh die schwachen Überreste einer Telefonnummer, die sie sich mit schwarzem Kuli auf den Handrücken geschrieben hat.
    Und (irgendwie) seh ich gleichzeitig alles von Mel – jeden einzelnen Faden des engen
Killah -Tops
und ihre Körperformen darunter, das Schimmern ihres luftigen, fast durchscheinenden schwarzen Netz-Minirocks, ihre tiefgrünen Augen, die warme olivfarbene Haut … aber es löst bei mir so viel aus, dass ich gar nicht hingucken kann.
    Ich kann nicht …
    Ich werd nicht …

    (i know there’s something good
    about you
    about you)

    Nein, ich fühl nichts davon.
    »Willst du auch?«
    »Was?«
    »Wodka«, sagt sie (und ich bin wieder außerhalb von mir, meinem Kopf, ich seh, wie sie mir die Flasche entgegenschwenkt). »Ob du was willst?«
    »Nein danke.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Dann nimm wenigstens was von dem hier«, sagt sie und zieht eine zweite Flasche aus der Tüte.
    Die Flasche ist silbern mit schwarzem Hals und roter Schrift an der Seite. Auch auf dem Plastikzeug um den Hals steht was, aber es ist ein bisschen zerkratzt, deshalb kann ich nicht mehr erkennen, was.
    »Was ist das?«, frag ich Taylor und beweg meinen Kopf, um die Schrift auf der Flasche zu lesen.
    »Nennt sich
Revolver
«, erklärt sie und gießt einen Schluck in ein Glas. »Keine Angst, ist alkoholfrei.« Sie lächelt mich abfällig an, als ob keinen Alkohol zu mögen das Babyhafteste von der Welt wär, dann steht sie auf und bringt mir den Drink.
    Ich schau zu ihr hoch, wie sie vor mir steht und mir das Glas hinhält.
    »Jetzt mach schon«, sagt sie spöttisch. »Nimm das Glas. Ist unhöflich, einen Drink abzulehnen.«
    Ich schau auf das Glas. Es ist bis zum Rand voll mit etwas, das erstaunliche Ähnlichkeit mit Cola hat. Die gleiche Farbe, das gleiche Bitzeln, die gleiche colahafte Gesamtwirkung.
    »Was ist da drin?«, frag ich.
    »Verdammt«, keift Taylor los. »Was weiß denn ich … ist so ein Energydrink, wie Red Bull oder so.« Sie streckt mir das Glas hin. »Ein verfickter Drink eben, klar? Scheiße,

Weitere Kostenlose Bücher