Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
dich das?
    Antwort:
Keine Ahnung. Frag Gott.
    Aber ich kann Gott doch nie und nimmer milliardenmal umbringen. Ich meine, selbst wenn ich das wollte (was nicht der Fall ist), es wär einfach nicht zu schaffen.
    Nein.
    Also, wenn Milliarden Menschen zu töten keine gute Möglichkeit ist, was ist dann die Antwort?
    Das Einzige, was ich mir im Moment vorstellen kann (und im Moment bedeutet, nebenbei gesagt, dass es sechs Uhr abends ist und ich mit Jesus und Mary auf meinem Bett sitz, zwischen Unmengen von Seiten mit nutzlosen Infos von diversen trostlosen Websites, dass es draußen regnet und ich andauernd
Shimmer
hör, unglaublich laut) … das Einzige, was ich mir im Moment also vorstellen kann, ist, den Restmeines Lebens damit zuzubringen, sämtliche Bibeln der Welt zu zerstören …
    Und ich seh nicht, wie das gehen soll.
    »Ihr?«, frag ich Jesus und Mary.
    Jesus schläft, deshalb antwortet er nicht. Aber Mary wedelt ganz kurz mit dem Schwanz – nur einmal hin-her – und das sagt mir alles, was ich wissen muss.
    »Ich verplemper meine Zeit, stimmt’s?«, sag ich zu ihr.
    ja
    »Ich verlier mich.«
    ja
    »Ich streng mich so an, okay zu sein, dass ich damit erreiche, nicht normal zu sein.«
    ja

    Frage:
Was wünschst du dir?
    Antwort:
Ich wünsch mir, ich könnt in mein Herz fassen und dafür sorgen, dass manche Dinge nie geschehen.

god help me (1)
    Ich heiß Dawn.
    Ich bin dreizehn Jahre alt.
    Ich heiß Dawn.
    Ich will nicht drüber nachdenken.
    Aber jeden Tag tut es immer mehr weh und die Höhle in meinem Kopf wird immer enger und die Höhle in meinem Kopf wird immer dunkler und die Höhle in meinem Kopf wird immer kälter und ich glaub, wenn ich nicht bald aus ihr rauskomm, bringt mich die Höhle um.
    Dawn ist eine Tochter.
    Dawn ist ein Sexobjekt.
    Ich heiß Dawn.
    Ich bin dreizehn Jahre alt.
    Gott hilf mir.

her way of praying (2)
    Mum und ich sitzen unten im Wohnzimmer, sie in ihrem Sessel, mit Zigarette und Drink, ich auf dem Sofa, Jesus zur einen, Mary zur andern Seite an mich geschmiegt, und es sieht so aus, als ob wir alle zusammen die Tierarztserie
Zoo Vet at Large
gucken. Die von den Vorhängen eingeschlossene Dunkelheit wird durch das flackernde Licht des monströsen Fernsehers erleuchtet und ab und zu, wenn es auf dem Bildschirm ganz hell wird, erfasst das T V-Licht sogar die Wolke aus Zigarettenqualm, die unter der Decke hängt, dann wird sie für einen kurzen Moment zu einer Gewitterwolke und ich sitz nicht mehr hier im Wohnzimmer, sondern draußen, wo gerade ein Unwetter losbricht, und komm mir vor wie eine Art Riese.
    »Alles okay, Schatz?«, fragt Mum.
    »Ja«, antworte ich. »Mir geht’s gut.«
    Sie nimmt die Fernbedienung und lächelt mich an. »Willst du lieber was anderes gucken?«
    Ich schüttel den Kopf. »Von mir aus nicht.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Wenn du willst, kann ich schauen, was sonst noch läuft.«
    »Nein, echt … die Sendung ist okay.«
    Sie sieht mich einen Moment an, ihr Kopf schwankt ein bisschen, dann nimmt sie ihre Zigarette aus dem Aschenbecher und wendet sich wieder dem Fernseher zu. Ich beobachte sie – wie sie trinkt, ihre Zigarette raucht, mit glasigen Augen auf den Bildschirm schaut,

    (she’s keeping time
    keeping time)

    und ich frag mich so viel über sie.
    Woran denkst du, Mum?
    Was geht in dir vor?
    Was fühlst du?
    Fühlst du überhaupt noch was?

    Ich weiß nicht, ob man jemanden zu sehr lieben kann, aber ich glaub, das ist mit Mum passiert. Sie liebte Dad so sehr, so uneingeschränkt, so vollkommen bedingungslos … sie liebte ihn so sehr und sie liebt ihn noch
immer
so sehr, dass alles andere bedeutungslos ist.
    Selbst ihre Liebe zu mir.
    Das soll nicht heißen, dass ihre Liebe zu mir nicht echt ist, denn das ist sie. Sie ist echt, sie ist wirklich, sie ist größer als ein Planet. Sie ist das Einzige, was ihr jetzt wichtig ist. Sie ist alles, was Mum geblieben ist. Aber ich glaub trotzdem nicht, dass ihre Liebe zu mir groß genug ist, um etwas zu ändern.
    Kann natürlich sein, dass ich mich irre.
    Ich irr mich in vielem.
    »Du hast doch nicht vergessen, dass ich morgen zum Arzt muss?«, fragt mich Mum jetzt.
    »Nein … dein Termin ist um fünf, stimmt’s?«
    Sie nickt.
    Ich seh sie an. »Willst du, dass ich mitkomm?«
    Sie lächelt. »Nein, geht schon, danke.«
    »Bist du sicher? Macht mir nichts aus …«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ist nur zur Kontrolle …« (Sie spricht es falsch aus, verschleift die Wörter –
nu-su-gudrul
–, aber ich weiß,

Weitere Kostenlose Bücher