Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
essen?«
    »Nein, danke.«
    Dann schauen wir nach unten, weil Jesus und Mary durch die Hundeklappe getrottet kommen.
    »Hey«, sag ich zu ihnen.
    Sie kommen rüber und schmiegen sich an meine Füße. Mary pupst leise. Jesus sieht sie irritiert an.
    »Nett«, sag ich. »Sehr damenhaft.«
    Mum lächelt und zündet sich eine Zigarette an. Sie wirkt müde und abgespannt – die Haut ganz grau und bleich, die Augen irgendwie leer … aber nicht schlimmer als sonst. Sie sieht auch sonst nie mehr so toll aus. Und ich wünsch mir …
    Ich wünsch mir, ich könnte aufhören, mir Dinge zu wünschen, die nicht geschehen werden.
    »Wann musst du los?«, frag ich.
    »Wie bitte?«
    »Zu deinem Arzttermin – wann du losmusst?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »So gegen halb fünf, denk ich.«
    »Vielleicht wär’s ganz gut, wenn du vorher nichts trinkst«, schlag ich vor.
    Sie lächelt. »Okay.«
    Aber ich weiß, dass sie trotzdem was trinken wird.
    »Mum«, frag ich vorsichtig. »Erinnerst du dich, was du heute Nacht gesagt hast?«
    »Wann?«
    »Als du aufgewacht bist … du hast im Sessel geschlafen und ich hab dich geweckt. Erinnerst du dich?«
    »Ja …«
    »Und du hast was gesagt, irgendwas von wegen sauber.«
    »Sauber?«
    »Ja … ich denk, du hast meinen Bademantel gemeint.«
    Sie zögert kurz und etwas Ängstliches liegt plötzlich in ihrem Blick. »Deinen Bademantel?«
    »Ja.«
    Sie zieht nervös an der Zigarette und schaut ihn an. »Was … den da meinst du?«
    »Ja.«
    »Den du anhast?«
    »Ja.«
    Sie nimmt noch einen Zug von der Zigarette und schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht … hast du mich gefragt, ob ich ihn für dich wasche oder so?«
    »Nein.«
    Sie meidet jetzt meinen Blick und versucht, auf unbekümmerte Weise ratlos zu wirken. Aber unbekümmert ist leider gar nichts an ihr. Sie wirkt angespannt, nervös … und vielleicht irr ich mich ja, aber es sieht fast so aus, als ob sie sich vor irgendwas fürchtet.
    »Mum?«, frag ich leise. »Was hast du gemeint … mit dem Bademantel?«
    Sie versucht mich anzulächeln. »Tut mir leid, Schatz. Aber ich kann mich nicht erinnern –«
    »Bitte, Mum«, fleh ich sie an. »Bitte sag mir bloß …«
    Es klingelt.
    Die Hunde springen auf und fangen an zu kläffen.
    Und ich seh an Mums Gott-sei-Dank-es-ist-vorbei-Blick, dass es sinnlos wäre, die Klingel zu überhören.
    Der Augenblick ist vorbei.
    Ich hab ihn versäumt.
    Ich steh auf und geh zur Tür.

    Es ist Mel und sie ist allein. Keine Taylor diesmal. Nur Mel. Was mir ein komisches Gefühl gibt. Erstens weil ich echt nicht damit gerechnet hab, in nächster Zeit noch mal eine von beiden zu sehen. Keine Ahnung, weshalb, einfach so, ohne konkreten Grund, ich bin einfach davon ausgegangen, ich wär für die beiden erledigt. Sie hatten ihren Spaß, sie haben für eine Weile mit ihrem fetten Hätschel-Girlie gespielt und jetzt brauchen sie was Neues zum Spielen. Der zweite Grund, warum ich ein komisches Gefühl hab, ist, dass Mel total rausstaffiert und zurechtgemacht ist wie immer und ich bloß in einem verratzten alten Bademantel an der Tür steh. Und plötzlich kümmert es mich doch wieder ein bisschen, dass meine Haare vielleicht aussehen wie ein inkontinentes Krähennest. Und drittens hab ich mich so dran gewöhnt, Mel mit Taylor zusammen zu sehen, dass ich es fast beunruhigend finde, als sie jetzt plötzlich allein vor mir steht. Du weißt schon, wie wenn man von einem erfolgreichen Fernsehmoderatoren-Duo – Ant & Dec oder so – nur den einen sehen würde. Es
wirkt
einfach falsch.
    »Hi, Mel«, sag ich und zieh schnell den Gürtel um meinen Bademantel enger. »Wo ist Taylor?«
    Mel nickt nur. »Kann ich kurz reinkommen? Ich muss mit dir reden.«

    Da sind wir also wieder – Mel und ich, allein in meinem Zimmer (abgesehen von Jesus und Mary, die immer da sind und beide hübsch in ihren Körbchen liegen … und den andern Jesus und Mary (Chain), die auch immer da sind und gerade die traurig-süße Melodie von
About You
spielen, dem Song, den ich schon seit dem Aufwachen im Kopf hab)

    (there’s something warm
    there’s something warm
    there’s something warm in everything)

    und ich sitz an meinem Schreibtisch (und hoffe, dass Mel den leichten Geruch nach Erbrochenem von der – fast – eingetrockneten Sauerei auf dem Fußboden nicht riecht, den ich ganz vergessen hab wegzumachen) und Mel hockt merkwürdig steif auf der Bettkante und guckt irgendwie … keine Ahnung. Besorgt vielleicht? Unsicher?
    »Alles okay

Weitere Kostenlose Bücher