Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
mit dir?«, frag ich.
    Sie schlägt die Beine übereinander und fummelt an ihren Haaren. »Ja …«
    »Wo ist Taylor?«
    Sie zuckt abwehrend mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Hör mal, wir gehen doch nicht
überall
zusammen hin. Ich mein, sie ist ja nicht mein …« Mel bricht ab, sie wirkt ein bisschen aufgewühlt.
    »Tut mir leid«, sag ich. »Das wollte ich auch gar nicht sagen, ich war nur …«
    »Ja, ich weiß«, seufzt sie. »Schon gut …« Sie seufzt nochmal, dann nimmt sie das eine Bein vom andern, wirft den Kopf zur Seite und schaut mit einem Lächeln zu mir rüber. »Ist echt ganz schön … die Musik.«
    »Ja.«

    (i know there’s something good
    about you
    about you)

    »Ist das die Gruppe, von der du neulich erzählt hast?«, fragt Mel.
    »Ja,
The Jesus and Mary Chain
. Gefällt dir die Musik echt?«
    »Ja, ist gut.« Sie lächelt. »Vielleicht besorg ich mir mal was von denen.«
    »Ich kann dir auch ein paar CDs leihen, wenn du willst.«
    Sie nickt, noch immer lächelnd, und ich glaub, sie meint es ernst, sie mag die Musik wirklich, aber ich kann schon sehen, wie ihr Lächeln langsam verschwindet. Sie leckt sich nervös die Lippen und ich hab das Gefühl, dass ich bald rausfinden werde, was sie hier will.
    »Hör zu, Dawn«, sagt sie.
    Hör zu.
    »Wegen gestern Nacht …«

happy when it rains (3)
    Ich hör, wie Mels Worte in meinem Kopf rumgeistern:
    wegen gestern Nacht …
    wegen gestern Nacht …
    wegen gestern Nacht …
    aber ich sag nichts dazu.
    Ich kann nichts sagen.
    Ich seh sie nur an.
    »Erinnerst du dich noch an viel?«, fragt sie schließlich.
    »An genug«, antworte ich und meine Stimme wird instinktiv kühl.
    Sie senkt den Blick. »Hör zu, ich bin echt nicht stolz auf das, was wir gemacht haben, klar? Und ich fühl mich auch ziemlich beschissen deswegen. Aber ich werd jetzt nicht so tun, als ob ich’s nicht freiwillig gemacht hätte oder so. Es war genauso meine Idee wie die von Taylor.«
    »Du meinst, mich betrunken zu machen?«
    Sie sieht mich überrascht an.
    »Ich bin ja nicht blöd«, sag ich. »Ich meine, erst wusst ich natürlich nicht, was ihr mit mir gemacht habt … am Anfangjedenfalls nicht. Und als ihr mich dann so weit
hattet
… na ja, da war ich dann
zu betrunken
, um zu kapieren, was lief. Aber als ich mitten in der Nacht aufgewacht bin und mir so schlecht war wie noch nie in meinem Leben, da war’s nicht schwer zu begreifen, was passiert ist.«
    »Tja«, murmelt Mel. »Tut mir leid …«
    »Wie habt ihr’s gemacht?«, frag ich sie. »Habt ihr was in dieses
Revolver- Zeug
getan?«
    »Später, ja … Taylor hat eine Ladung Wodka reingekippt. Allerdings ist da sowieso schon Wodka drin.«
    »In dem
Revolver

    »Na klar, das ist ’n Alkopop, du weißt schon … wie
Bacardi Daiquiri
und so. Wir haben das Etikett abgekratzt, damit du nicht siehst, was drin ist.«
    Ich schau sie an, die Augen jetzt fest auf ihre gerichtet, und ich merk, dass ich überraschend ruhig bin. Was immer ich an miesen Gefühlen spür – Verbitterung, Wut, Betrogensein –, es ist nicht
echt
. Es sind Gefühle, die du kriegst, wenn du denkst, dass sie von dir
verlangt
werden, und obwohl du sie nicht wirklich spürst, glaubst du zeigen zu müssen, dass du sie hast.
    »Und wieso?«
    »Wieso was? Warum wir dich betrunken gemacht haben?«
    »Ja … und alles andere. Das mit den Klamotten, dem Make-up und so. Dem Getue, dass ihr mich mögt. Ich mein, wahrscheinlich dachtet ihr, es ist lustig –«
    »Nein«, sagt sie bestimmt. »Das war’s nicht.«
    »Na klar«, antworte ich (und ich kann nichts dran ändern,dass ich ziemlich sarkastisch klinge). »Garantiert wolltet ihr bloß, dass es mir bessergeht, stimmt’s?«
    Mel schüttelt den Kopf. »Ehrlich, Dawn … so war’s nicht. Es war nur …«
    »Nur was?«
    Sie sieht mich eine Weile an und ihr Gesicht ist so ernst, ihre Augen sind so beunruhigt, dass ich’s nicht verhindern kann, ein bisschen Mitleid mit ihr zu kriegen. Und plötzlich wird mir bewusst: Hier sitz ich, die dämliche Dawn, und das Mädchen gegenüber, das Mädchen, mit dem ich Mitleid hab, ist Mel Monroe. Ich mein … sie ist
Mel Monroe
, verdammt. Sie ist knallhart, sie ist scharf, sie ist das große böse Mädchen, zu dem alle andern bösen Mädchen aufschauen. Sie kann dein Leben zerstören, indem sie dich bloß schief anguckt. Und es ist erst ein paar Tage her (oder vielleicht doch eher tausend Jahre?), dass ich sie mit Taylor aus dem
Accessorize - Laden
hab

Weitere Kostenlose Bücher