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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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antwortet nicht, sondern starrt nur noch kurz meinen Ärmel an, ehe sie loslässt, mit den Fingerspitzen vorsichtig über mein Handgelenk streicht und langsam zu mir hochsieht.
    »Bist du sicher, dass alles okay ist?«, fragt sie aus weiter Ferne. »Ich meine, wenn es irgendwas gibt,
irgend was
, worüber du mit mir reden willst …«
    Ich schau zurück und weiß nicht, was ich sagen soll.
    Sie lächelt mich traurig an.
    Ich glaub nicht, dass sie weiß, wovon sie spricht.
    »Ich bin müde«, sagt sie leer. »Wie spät ist es?«
    Ich helf ihr aus dem Sessel und bring sie nach oben ins Bett.

these days (2)
    Schlafen.
    Heute Nacht, heute Morgen schreib ich nichts in mein Notizbuch … es gibt keine Worte.
    Ich kann nicht.
    Mir ist schlecht und ich hab Angst.
    Jenseits von Verstand, Körper und Seele … lieg ich auf meinem Bett und starr auf das schwache Viereck des Nachtlichts im Fenster und versuch gegen das schreckliche Chaos in meinem Kopf anzukämpfen.
    Schlafen.

about you (2)
    Als ich dann nach langem, ruhelosem Schlaf aufwach, fühl ich mich immer noch sterbenskrank. Mein Mund ist staubtrocken, ich hab ein beschissenes Gefühl in der Kehle und einen dicken Kopf, in dem es pocht. Meine Nase ist verstopft, meine Augen sind verklebt. Mein Zimmer stinkt. Aber am schlimmsten ist, dass ein alles plattmachendes Gefühl von Schuld und Scham auf mir lastet. Und ich weiß nicht, wieso. Und mein kindischer Kopf sagt mir ständig, dass es nicht
fair
ist, sich so schuldig zu fühlen und zu schämen, wenn ich nicht mal weiß, was ich getan hab.
    Aber ich bin kein Kind.
    Ich weiß, dass es um
fair
nicht geht.
    Ich leg meine Hände über die Augen.
    Öffne die Augen.
    Und nehm die Hände langsam wieder weg.

    (i can see)

    Die Vorhänge sind offen und ich seh das einzige Gute an diesem trüben Januartag: dass es nicht mehr mitten in der Nacht ist. Die Kälte ist nicht mehr so kalt, die Dunkelheit ist weg (stattdessen ist da ein verregnetes graues Halbdunkel) und die Einsamkeit der Mitten-in-der-Nacht-Stille ist von den öden Geräuschen des Tages durchbrochen: von Autos, einer fernen Sirene, einer Haustür, die irgendwo weiter oben in der Straße zuschlägt. Ich hör auch Mum. Wie sie unten in der Küche rumklackert, wahrscheinlich beim Kaffeemachen.
    Ich schau auf meinen Wecker.
    Es ist 12.30 Uhr.
    Zeit, aufzustehen, nehm ich an.

    Ungefähr eine Stunde später, nachdem ich mich endlich aufgerafft habe und ins Badezimmer gegangen bin, mir das Make-up aus dem Gesicht geschrubbt und die Haare (mit dem Guaranashampoo, das mir aber
nicht
den sofortigen Energiekick gibt) gewaschen, Zähne geputzt und ein paarmal ins Waschbecken gewürgt hab … fühl ich mich immer noch schrecklich. Und wenn ich Lust hätte, Taylor und Mel dafür zu hassen, was sie gestern mit mir gemacht haben, dass ich mich jetzt so scheiße fühl, dann würd ich’s tun. Aber es geht nicht. Ich hab keine Lust. Ich hab auf gar nichts mehr Lust. Es gibt nichts, das der Mühe wert wär.
    Zum Beispiel mir die Haare zu bürsten.
    Sie zu föhnen.
    In den Spiegel zu schauen.
    Mich anzuziehen.
    Oder Gott umzubringen.
    Ich meine, was soll’s?
    Ich kann Gott überhaupt nicht umbringen, oder? Ich hätte das nie geschafft. Es war eine total sinnlose und unnütze Übung. Komplette Zeitverschwendung, so wie alles andere auch – Buchstaben auf Schnecken malen, Unsichtbar-Mäntel tragen, versuchen zu tun, als ob alles okay wär, obwohl nichts okay ist …
    Wem will ich denn da etwas vormachen?
    Nein, ich hab auf gar nichts mehr Lust. Ich hab keine Lust mehr auf Gott oder Spielchen oder dämliche kleine Lügen. Und ich hab auch keine Lust mehr, mir die Haare zu bürsten oder zu föhnen oder mich anzuziehen, deshalb schlüpf ich (nachdem ich gerade geduscht, mir die Zähne geputzt hab und so und mir schon wünsche, ich hätte auch dazu keine Lust gehabt) wieder in meinen Bademantel und stolper mit nassen, verknoteten Haaren aus dem Badezimmer.
    Wen kümmert’s?

    Mum sitzt überraschenderweise mal in der Küche. Trinkt Kaffee (ganz ohne Whisky?) und mümmelt an einem Keks.
    »Alles okay, Schatz?«, fragt sie mich, als ich reinkomm.
    »Ja …«
    »Ich hab schon den Hunden zu fressen gegeben.«
    »Danke … haben sie auch ihre Bonios gekriegt?«
    Sie nickt und trinkt Kaffee. »Bist du sicher, dass alles okay ist? Du siehst irgendwie krank aus.«
    Ich setz mich an den Küchentisch. »Mir geht’s gut«, sag ich. »Hab nur nicht viel geschlafen, das ist alles.«
    »Willst du was

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