Killing God
auf zu hüpfen und bleibe stehen.
Und warte ein, zwei Sekunden.
Bis Jesus und Mary merken, dass das Spiel vorbei ist, und aufhören rumzurennen, einfach stillstehen, leise keuchen und zu mir aufsehen.
Und ich energisch zu ihnen sage: »Schluss jetzt. Okay? Ist genug.«
Sie sehen mich an.
ehrlich?
Und ich antworte: »Ja, ehrlich.«
na gut, oka y … wenn du’s sagst
Ich schau nach unten auf meinen Fuß. Es hängt nicht allzu viel klebriges Zeug dran, nur ganz am Rand ein bisschen was Glitschiges, Gelbliches. Ich schmier es (mit schlechtem Gewissen) in den Teppich und versprech mir, es nachher wegzumachen, dann geh ich durchs Zimmer, zieh meinen Bademantel an, öffne die Tür und lauf schnell auf Zehenspitzen über den Flur zu Mums Schlafzimmer.
something’s wrong (2)
Mums Schlafzimmertür steht offen, drinnen ist es dunkel, aber nicht vollkommen dunkel. Die Vorhänge sind offen und lassen den regenfleckigen orangen Schein von der Straßenbeleuchtung rein. Ich seh, dass Mums Bett leer ist. Aber das ist nicht ungewöhnlich. Sie schläft ziemlich oft unten im Sessel ein.
Das Haus ist still.
Und kalt.
Mein Herz ist tot.
Die nackten Holzdielen knarzen leicht, als ich zum Bett geh und mich neben den abgetretenen roten Teppich auf den Boden hocke. Der Teppich sieht nicht so aus, als ob er angerührt worden wär. Vorsichtig schlag ich ihn zurück. Das Dielenbrett darunter sieht nicht so aus, als ob es bewegt worden wär. Ich hak meinen Finger in das Astloch und heb das Brett vorsichtig an.
Die dunkelgrüne Sporttasche ist noch da.
Ich atme leise aus.
Dann beug ich mich runter und zieh den Reißverschluss auf.
Alles ist noch da. Die stapelweisen £ 20- und £ 5 0-Scheine , die losen £ 230, die mattschwarze Automatikpistole … alles noch da. Was bedeutet, ich kann Taylor und Mel nichts erzählt haben, denn wenn, bin ich mir sicher, wär jetzt ein Teil oder alles weg.
Erleichterung …
Aber keine große.
Denn wenn ich Taylor und Mel nichts von Dads Geld erzählt hab … was hab ich dann erzählt?
Vielleicht, überleg ich (während ich das Dielenbrett wieder einsetz und den Teppich drüberlege), vielleicht hab ich ihnen ja gar nichts erzählt. Jedenfalls nichts über Dad. Vielleicht erinner ich mich ja ganz falsch und bring alles durcheinander … vermisch vielleicht meine Gedanken, meine Träume und die Erinnerungen der andern Dawn mit den Dingen, die passiert sind, als ich nicht ich selbst war …
Und wieso
war
ich nicht ich selbst?
Ich glaub, ich weiß es … aber ich will nicht darüber nachdenken.
Unten im Wohnzimmer ist die Luft schwer von abgestandenem Zigarettenqualm, süßem Mief von Haschisch und säuerlich-fruchtig riechendem Trinkeratem. Mum schnarcht leise im Sessel und eine runtergebrannte Zigarette hängt ihr zwischen den Fingern. Vor ihr flimmert der Fernseher stumm, sein zu grelles Licht flackert durch das Dunkel, wirft unwirkliche Farbblitze auf ihre ohnmächtige Gestalt. Ich steh einen Moment da und schau auf den Fernsehschirm (wo eine Comedy läuft, eine Folge aus
Alle lieben Raymond
, und zwardie, in der sich Robert und Raymond im Auto streiten), dann fass ich runter und nehm Mum ihre kalte Zigarette aus der Hand, werf sie in den (überquellenden) Aschenbecher und schüttle Mum vorsichtig an der Schulter.
»Mum?«, sag ich leise. »Komm schon, Mum, wach auf …«
Sie schuddert ein bisschen und gibt einen feucht schniefenden Ton von sich, wacht aber nicht auf.
Ich schüttle sie wieder, diesmal ein bisschen fester. »Komm schon, Mum, du kannst nicht die ganze Nacht hier sitzen bleiben …«
Und diesmal öffnet sie halb die Augen, blinzelt verwirrt, schüttelt den Kopf und räuspert sich geräuschvoll. »Waas…?«, murmelt sie.
»Alles okay«, sag ich. »Ich bin’s nur.«
»Dawn?«
»Ja.«
»Wie viel Uhr isses?«, murmelt sie.
»Weiß nicht … spät.«
Sie versucht sich jetzt gerade hinzusetzen und schaut sich verschlafen um, als ob sie nicht weiß, wo sie ist.
»Du bist im Sessel eingeschlafen«, erklär ich ihr.
»Schlafen …?«, fragt sie.
Sie fasst nach meiner Hand, erwischt sie aber nicht, sondern greift stattdessen nach dem Ärmel von meinem Bademantel. Und plötzlich erstarrt sie, sitzt absolut still und ihre betrunkenen Augen starren konzentriert auf die Falte aus weißem Stoff, die sie zwischen den Fingern hält.
»Sauber …«, murmelt sie mit fast unhörbarer Stimme.
»Was ist?«
»Sauber …«
»Ich weiß nicht, was du meinst. Was ist sauber?«
Sie
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