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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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sagen?«
    »Weil …« Sie schüttelt den Kopf. »Scheiße, keine Ahnung.« Sie senkt den Kopf, holt tief Luft, dann atmet sie aus (als ob sie sich am Ende entschlossen hat, die Wahrheit zu sagen) und schaut zu mir rüber. »Okay«, sagt sie leise. »Ich mag dich, ja? Ich finde, du bist … verstehst du … ich finde, du bist okay. Und ich wollte dir sagen …« Sie zögert, schaut besorgt.
    »Schon gut«, sag ich. »Du musst nichts –«
    »Doch.«
    »Ich weiß, was du versuchst zu sagen.«
    »Nein, weißt du nicht.«
    »Okay«, antworte ich leicht ungeduldig. »Dann
erklär’s
mir.«
    »Es ist wegen Taylors Dad«, sagt sie und sieht mich an. »Lee Harding … er kommt heute Abend her.«

almost gold
    Mel erzählt mir, letzte Nacht, nachdem sie mich betrunken gemacht hatten und Taylors Versuch gescheitert war, von mir irgendwas über Dads Geld (oder besser gesagt Lee Hardings Geld) rauszukriegen, und nachdem ich schließlich weggekippt bin und Taylor selbst im Haus gesucht, aber keine offensichtlichen Verstecke entdeckt hatte … nach alldem, so Mel, hätte Taylor ihr erklärt, sie würde ihrem Dad von mir erzählen.
    »Ich hab noch versucht, sie zu überreden, dass sie es bleiben lässt«, sagt Mel, »aber sie war nicht davon abzubringen. Sie meinte, ihr Dad wird sowieso über kurz oder lang rausfinden, wo du wohnst, und Taylor rechnet sich aus, wenn er die Info von ihr kriegt, hat sie gute Chancen, was von dem Schotter abzubekommen.«
    »Also hat sie’s ihm gesagt?«
    »Ja, ich hab sie heute Morgen angerufen. Da meinte sie, sie hätte es ihm gestern Nacht erzählt. Sie hat ihm alles erzählt, verstehst du, wie wir zu dir gegangen sind und dich unter die Lupe genommen haben, dass deine Mum ständig betrunkenist, von den ganzen teuren Sachen, die du hier stehen hast …« Mel sieht mich an. »Er kommt heute Abend, Dawn. Nach dem, was Taylor mir erzählt hat, glaubt er, entweder habt ihr das Geld irgendwo hier oder ihr seid noch in Kontakt mit deinem Dad. Heute Abend kommt er her, um das rauszufinden.«
    »Wann?«
    »Gegen halb acht, meint Taylor.«
    Ich schau auf die Uhr (17.11 Uhr).
    »Tut mir leid«, sagt Mel. »Wenn ich gewusst hätte –«
    »Glaubst du, er kommt allein?«, frag ich sie.
    »Keine Ahnung … wahrscheinlich. Ich meine, er weiß ja, dass nur du und deine Mum hier seid, also braucht er keine Verstärkung oder so was. Und wie gesagt, er erledigt solche Sachen anscheinend gern persönlich.« Sie sieht mich an und ihre Augen schauen todernst. »Der ist kein angenehmer Mensch, Dawn. Angenehm ist an dem gar nichts.«
    Jetzt versuch ich, über all das nachzudenken. Ich
versuch
mir zu überlegen, was das Ganze heißt und was passieren wird und was ich, wenn überhaupt, dagegen tun kann … aber es ist alles so lächerlich, so haarsträubend, so schwindelerregend unwirklich … es ist total unmöglich, auch nur
anzufangen
, darüber nachzudenken. Das Einzige, was ich im Moment denken
kann
, ist: Verdammt, wie bin ich bloß aus meiner Welt voll Nichts hierher geraten?

    Frage:
Wie kommt man aus einem vollkommen zufriedenen Loserdasein, einer Welt aus Gar-nicht-Mänteln und Hunden, Schnecken und Buchstaben, Songs und sinnlosen Ideen wie zum Beispiel der, Gott umzubringen … wiekommt man von dort nach hier? Wie kommt es, dass du an einem verregneten Donnerstagnachmittag mit einem schönen, rätselhaften Mädchen in deinem Zimmer bist und sie auf deinem Bett sitzt und dir Sachen erzählt, die viel zu unwirklich sind, um sie zu begreifen?
    Antwort:
Keine Ahnung.

    »Pass auf, Dawn«, sagt Mel (und ich schau von meinem albernen Tagtraum auf und seh, wie sie vom Bett aufsteht und durchs Zimmer auf mich zukommt). »Alles okay?«, fragt sie und bleibt vor mir stehen.
    Ich lächle sie an. »Nicht wirklich.«
    Sie legt mir ihre Hand auf die Schulter, schaut mir direkt in die Augen und sagt: »Hör zu, ich weiß, ich bin wahrscheinlich die Letzte auf der Welt, von der du einen Rat willst, aber wenn ich du wäre … also ich würde nicht versuchen, irgendwas vor Lee Harding zu verstecken. Wenn du was über das Geld
weißt
, ist es bestimmt das Beste, es ihm zu sagen.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    »Das Beste für wen?«, frag ich und starr voll zurück.
    Einen Moment sagt sie nichts, sondern sieht mich nur an und ich weiß, sie begreift, dass ich an ihren guten Absichten zu zweifeln beginne. Ich
will
nicht an Mel zweifeln und der Gedanke, dass sie vielleicht immer noch Spielchen mit mir treibt, gefällt mir
absolut nicht
.

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