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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Aber etwas in mir kann nicht anders als misstrauisch sein. Diese zur Schau gestellte Besorgnis, die Geständnisse, dass sie mir so viel anvertraut undso tut, als ob sie mich mag … vielleicht ist das ja alles bloß ein neuer Versuch, mich dazu zu bringen, dass ich ihr sag, was sie hören will. Zum Beispiel, wo das Geld ist.
    Sie nimmt die Hand von meiner Schulter und tritt mit einem enttäuschten Blick zurück. »Ich geh dann mal besser«, sagt sie leise.
    »Du kannst mir nicht zum Vorwurf machen, dass ich dir nicht trau«, sag ich.
    Sie lächelt mich an. »Ich weiß … ich werf es dir auch nicht vor. Ich versuch nur …« Sie schüttelt den Kopf und zieht ihre Jacke an. »Egal. Es gibt nichts, womit ich dich überzeugen könnte, stimmt’s? Ich
kann
dich nicht dazu bringen, dass du mir glaubst.«
    Ich beobachte sie, als sie den Reißverschluss hochzieht. »Du musst nicht gehen.«
    »Doch, ich muss.«
    Ich sehe sie weiter an. »Was ist mit Taylor?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Keine Ahnung … ich …«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    Mel schaut mich an. »Das ist einfach meine Art klarzukommen, kapiert?«
    »Wie meinst du das?«
    »Taylor, dass ich mit ihr zusammen bin … dass ich so bin, wie ich bin.« Sie zuckt mit den Schultern. »Ich meine, dieses ganze Scheißhartsein – ich kenn’s nicht anders. Ich brauch das, um zurechtzukommen. So wie du deine Art brauchst, um zurechtzukommen. Taylor ist bloß ein Teil davon, mehr nicht.«
    »Ja, aber du bist andauernd mit ihr zusammen. Da musst du sie doch auch irgendwie
mögen

    Sie lacht. »Mögen hat damit nichts zu tun. Entweder hab ich sie zur Freundin oder zur Feindin, was anderes gibt’s nicht. Und als Feindin ist Taylor zu gefährlich.«
    »Der leichteste Weg …«, murmel ich vor mich hin.
    »Ja, genau.«
    Ich lächle sie an. »Das heißt, ich geh davon aus, es gibt keine Chance, dass
wir
beste Freundinnen werden, stimmt’s? Auch wenn du mich okay findest.«
    Mel grinst. »Nein, keine Chance. Ich muss auf meinen Ruf achten.«
    »Aber du findest mich
wirklich
okay?«
    Sie kommt ein bisschen näher. »Ja … hab ich dir doch gesagt, oder? Ich finde, du bist okay.«
    »Und du magst mich?«
    »Ja … ich mag dich.«
    »Aber wenn du mich in der Schule siehst, wirst du trotzdem nicht mit mir reden.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Du bist Dawn Bundy. Wenn ich anfangen würde, mit dir rumzuhängen, wär ich nicht mehr Mel Monroe. Ich muss so sein, wie ich bin.«
    »Ja, aber vielleicht –«
    »Kein Vielleicht, Dawn«, sagt sie und legt mir wieder ihre Hand auf die Schulter. »Das wird nicht passieren.« Als ich zu ihr aufseh, legt sie mir ihre andere Hand auf die andere Schulter und beugt sich dicht zu mir. »Tut mir leid«, flüstert sie. »Aber so ist es nun mal.«
    Und dann küsst sie mich voll auf die Lippen.
    Und wir schauen uns einen Moment in die Augen.
    Und Mel lächelt.
    Und das war’s.
    »Ich muss los«, sagt sie und macht einen Schritt zurück.
    Mit leicht flattrigen Beinen versuch ich aufzustehen.
    »Schon gut«, sagt sie zu mir. »Ich finde den Weg.«
    Ich verharr in der Bewegung und seh sie an.
    »Was ist?«, fragt sie lächelnd. »Vertraust du mir nicht?«
    Ich zöger eine Sekunde – hin- und hergerissen, weil ich sie gern nach draußen bringen würde, ihr aber auch nicht das Gefühl geben will, dass ich ihr nicht vertrau –, dann sink ich zurück auf meinen Stuhl.
    »Doch«, sag ich. »Ich vertrau dir.«
    Sie lächelt wieder. »Okay … also, bis bald …«
    »Ja.«
    Sie öffnet die Tür. »Und vergiss nicht, was ich gesagt hab.« »Ist klar.«
    Und dann verschwindet sie.
    Ich hör, wie sie leichtfüßig die Treppe runterspringt. Ich hör sie die Tür öffnen … Pause … (Und da hab ich mich schon verloren, verloren in meinen Gedanken, verloren in meinen Erinnerungen an das, was gerade passiert ist … an das Gefühl ihres Kusses … und an alles, was ich gern ungeschehen machen würde.)
    Ich hab mich verloren.

never saw it coming
    Es ist jetzt halb sechs. Und wenn Mel mit Lee Harding recht hatte, heißt das, mir bleiben nur noch zwei Stunden, bevor ein ausgesprochen unangenehmer Mann gegen die Haustür hämmert.
    Hundertzwanzig Minuten.
    Das ist nicht gerade viel Zeit.
    Und ich weiß, dass ich sie nicht vergeuden sollte, indem ich hier auf dem Bett lieg, immer noch im Bademantel, die Augen geschlossen, die Hunde (auf dem Rücken liegend) neben mir, den iPod voll aufgedreht und meinen Kopf voll Musik und Worten und Erinnerungen und

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