Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
nur
darum
geht. Verstehst du? Sie konnte ja nicht einfach raus mit der Sprache und dich fragen, sie musste versuchen, es anders aufzuziehen.
Wie war er, dein Dad? An was erinnerst du dich? Hatte er irgendwas vor?
« Mel schüttelt wieder den Kopf. »Ich hab ihr gesagt, sie soll dich einfach
fragen
wegen dem Geld. Du warst zu betrunken. Es war nicht fair …«
    Ich seh sie an. »Was war nicht fair?«
    Für einen Moment schließt sie die Augen und seufzt. »Du warst zu betrunken … du hast bloß angefangen zu faseln und es war echt schwer zu kapieren, was du gesagt hast. Als ob du einen Albtraum hättest oder so, verstehst du … hast einfach nur Zeug rausgebrabbelt, das sich ziemlich sinnlos angehört hat.«
    »Was denn für Zeug?«, frag ich leise.
    Mel hält meinem Blick stand. »Zeug über deinen Dad.«
    Ich weiß nicht, wie ich mich gerade fühl. In meinem Magen ist eine Leere, eine Erinnerung an Schmerz. In der Kehle ein Pfropfen, der mich erstickt. Und tief drinnen in meiner dunklen Höhle spür ich den Ansatz von Tränen, die mir in die Augen steigen wollen. Aber dafür sind sie zu weit weg.
    Ich kann nicht sprechen.
    Meine Augen stellen Fragen.
    Und Mel antwortet. »Du hast immer wieder gesagt:
Das war nicht er
«, erklärt sie mir.
»Das war ein anderer …«
Sie starrt zur Decke, konzentriert sich und versucht nachzudenken. »Und du hast was von
Gebeten
gesagt … und von irgendwas
waschen
, glaub ich. Und
Blut
.« Sie sieht mich an. »Das Blut von irgendwas?« Sie zieht nachdenklich an ihrer Zigarette. »Und immer wieder hast du gesagt:
Hör auf, hör auf damit,
und dann noch irgendwas, womit ich überhaupt nichts anfangen konnte …«
    »Hör auf mit der
Hymne
«, murmel ich, den Blick zu Boden gerichtet.
    »Was?«
    Ich schau zu Mel hoch. »Nichts … gar nichts. Tut mir leid … ich kann nicht …«
    »Schon gut«, sagt sie leise. »Ich versteh dich.«
    »Wirklich?«
    »Ja, ich glaub schon. Zum Teil bin ich auch deswegen hier.«
    Ich seh sie verwirrt an. »Wie meinst du das?«
    Sie seufzt. »Für mich hat es einen Sinn ergeben.«
    »Was?«
    »Das, was du letzte Nacht gesagt hast, als du betrunken warst … das über deinen Dad. Ich hab zwar nicht alles verstanden … Und es war ja nicht so, als ob du irgendwas verraten hättest. Jedenfalls hatte Taylor nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Aber du?«
    Sie nickt ernst. »Ich glaub schon.«
    Ich seh sie an und warte, dass sie es ausspricht.
    Nach ein paar Sekunden Schweigen sagt sie (ganz leise): »Ich hatte einen Bruder … Oliver …«
    Dann macht sie eine Pause und starrt vor sich hin auf den Boden … und ich erinner mich, dass sie das schon mal gemacht hat, als es um ihren Bruder ging. Sie hat nichts weiter über ihn gesagt, einfach nur »mein Bruder« geflüstert und schweigend dagesessen, als ob sie ganz allein wär. Diesmal wirkt sie allerdings nicht ganz so einsam und ich hab das Gefühl, dass sie mir noch was sagen will.
    Ich sitz ganz still und warte.
    Nach kurzer Zeit schließt sie die Augen, schluckt schwer, atmet danach zitternd aus und fährt fort. »Oliver war dreizehn, ich ungefähr zehn … er war mein großer Bruder, verstehst du? Er hat auf mich aufgepasst.« Sie lächelt traurig insich rein. »Er ging immer in diesen Jugendclub von der Stadt, weißt du, dieses Ding, wo Jugendliche Hilfe kriegen können, wenn sie Probleme haben … nicht dass Oliver Probleme
hatte
. Ich meine, er hatte sich nur ein bisschen in die Scheiße geritten, weil er Autos geknackt hat und so … sonst nichts. Egal, jedenfalls war da so ’n Pfarrer, der ab und zu in dem Club vorbeischaute, um mit den Jugendlichen zu reden über … keine Ahnung, über was. Ich glaub, er hat mit ihnen über
Moral
und solches Zeug geredet …« Mels Stimme klingt plötzlich total verbittert. »Ich weiß nicht, wie es passiert ist«, fährt sie fort, »aber irgendwie hat sich Oliver mit dem Pfarrer eingelassen und sie haben diese
besonderen
kleinen Gespräche geführt, du weißt schon, nur zu
zweit
… und dann … Scheiße, keine Ahnung. Ich war erst zehn. Ich wusste überhaupt nicht, was los war. Und meine Mum und mein Dad hatten natürlich auch keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollten, also haben sie mir nichts gesagt … Ich weiß bis heute nicht richtig, was passiert ist.« Sie holt wieder tief Luft. »Ich weiß nur, dass Oliver sich umgebracht hat, erhängt. Und er hat für Mum und Dad einen Zettel hinterlassen, auf dem stand, wie sehr es ihm leidtut und wie

Weitere Kostenlose Bücher