Killing time
steht?«
»Er hat es nicht an der Tür deponiert. Als ich nachsah, was für ein Geräusch das gewesen sein mochte, fand ich den Umschlag auf einem der Laufbänder im Studio. Jemand muss ihn heute Abend dort abgelegt haben.«
»O Gott!« Robyn hielt sich beide Hände vor den Mund.
Scotty Joe kam ein paar Schritte vor. »Vielleicht sollten wir ihn aufmachen, um sicherzugehen, dass es das ist, wofür wir es halten.«
Sie nickte stumm.
Er entfernte die Klammer, öffnete die Lasche und drehte den Umschlag über ihrem Schreibtisch auf den Kopf. Der Inhalt fiel auf Robyns verstreute Papiere – ein kleiner Umschlag mit ihrem Namen in großen schwarzen Buchstaben darauf, ein vergoldetes Fußkettchen und eine Federzeichnung. Sie und Scotty Joe betrachteten die Zeichnung, dann sahen sie sich an.
»Das bin ich«, sagte sie. »Sehen Sie sich an, was er mit mir gemacht hat.«
»Sehen Sie nicht hin, Miss Robyn. Lassen Sie alles hier liegen und sich von Mr. Delaine und mir nach Hause bringen. Dann können Bernie und Captain Norton herkommen und sich um das Zeug kümmern.«
Robyn nickte stumm, und Scotty Joe kam um den Schreibtisch herum, um ihr aufzuhelfen.
Robyn hätte schon vor einer Stunde zu Hause sein müssen. Sie hatten versucht, sie im Fitnesscenter und auf ihrem Handy zu erreichen. Auch Scotty Joe hatten sie versucht anzurufen, ebenso wie Griffin Powells Agenten Ron Delaine. Niemand antwortete. Bernie bemühte sich, nicht an das Schlimmste zu denken, aber sie konnte nichts gegen die Angst tun, die sie beschlich. Der Killer hatte sie bestimmt überlistet und Robyn entführt. Sie wussten nach wie vor nicht, wer er war, also wie sollten sie Robyn jemals finden, wenn er sie verschleppt hatte?
Bernie tat alles, um R. B. und Raymond zu überreden, dass sie bei ihrer Mutter und Helen Long blieben, aber sie folgten Jim und ihr in Raymonds Wagen und kamen gleichzeitig mit ihnen beim Fitnesscenter an. Als sie gerade ausstiegen, traf John Downs ein und eilte mit ihnen zum Vordereingang.
Mit dem Ersatzschlüssel, den Robyn bei ihren Eltern aufbewahrte, schloss Bernie die Tür auf und öffnete sie. Jim ging als Erster hinein. Bernie und John Downs folgten ihm mit gezogenen Waffen in den Empfangsbereich. Das Straßenlicht warf lange Schatten auf den Holzfußboden. Mit ihrer freien Hand tastete Bernie nach dem Lichtschalter und schaltete die Deckenlampen ein.
Vorsichtig schlichen die drei durch den Empfang und in den großen Raum mit den Trainingsgeräten. Bernie schaltete auch hier die Beleuchtung ein. Dann sahen sie Ron Delaine, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Frisches Blut umgab seinen Kopf wie ein roter Heiligenschein. Bernie rang hörbar nach Luft, ging aber leise weiter. Ganz leise.
»John und ich überprüfen die anderen Räume«, flüsterte Jim ihr zu. »Sieh du nach, ob Delaine noch lebt.«
Sie nickte, kniete sich hin und griff nach dem Handgelenk des Leibwächters. »Er wurde in den Kopf getroffen.« Sie fühlte nach seinem Puls. »Er ist tot.«
Wenige Minuten später zog Jim sie wieder hoch. Sie starrte ihn an. Ihr war schwindlig und sie war viel zu aufgewühlt, um ihre Arbeit ruhig fortzusetzen.
»Keine Spur von Robyn und Scotty Joe«, sagte Jim. »Aber eine Blutspur führt zur Hintertür. Es kann nicht Delaines Blut sein, denn der starb, wo wir ihn fanden, und kann nicht noch mal aufgestanden sein. Jemand anders ist verwundet und ist entweder über den Boden gezogen worden oder selbst gekrochen.«
»Er hat Robyn. Das Schwein hat meine kleine Schwester.« Sie sah Jim durch einen Tränenschleier hindurch an. »Und wahrscheinlich hat er auch Scotty Joe erschossen. Aber was hat er dann mit seiner Leiche gemacht?«
Jim legte die Arme um sie und hielt sie fest.
»Ich ziehe mich offiziell von dem Fall ab«, sagte Bernie. »Von jetzt an übernimmst du die Alleinverantwortung. Hast du gehört?«
»Ja, Liebes. Ich verstehe das.«
[home]
30
R obyn öffnete die Augen und schrie. Der Klang ihrer verängstigten Schreie hallte durch die Dunkelheit. Sie konnte nichts sehen. Gütiger Gott, hatte er sie lebendig begraben? Blanke Panik übermannte sie. Dann fühlte sie etwas auf ihrem Gesicht. Sie hob die Hand, fasste nach dem dicken Stoff und riss ihn sich vom Kopf.
Es dauerte eine Weile, bis ihre Augen sich an das Halbdunkel um sie herum gewöhnt hatten, doch dann sah sie ein schwaches Licht in einer Ecke. Sie versuchte, sich aufzusetzen, doch dabei überkam sie ein starkes Schwindelgefühl. Sie
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