Killing time
geblieben, als sie zum Schweigen zu bringen. Er hatte sein Taschenmesser herausgeholt und ihr die Kehle aufgeschlitzt. Es war erstaunlich leicht gewesen. Hinterher fühlte er sich richtig gut. Zufrieden und stark.
Er fuhr den Wagen ein paar Meilen aus der Stadt heraus, ließ sie dort, und joggte den Weg zum Parkplatz des Einkaufszentrums zurück. Dann war er nach Hause gefahren und hatte mit seiner Tante Weihnachten gefeiert. Als er wieder den aktiven Dienst antrat, hatte er sich eingeredet, dass es jetzt endgültig vorbei war und er die Vergangenheit ruhen lassen könnte. Für immer. Doch das war ein Irrtum gewesen. Ein schrecklicher Irrtum.
»Hör auf, dir Sorgen um mich zu machen«, sagte Robyn zu Raymond. »Mir geht es gut. Ron ist gerade gegangen, und jetzt ist Scotty Joe bei mir. Außerdem ist Mr. Delaine hier, und ich schwöre, der ist mindestens zwei Meter groß und breit und sieht richtig angsteinflößend aus. Mit seinem Blick könnte er den Teufel in die Flucht schlagen.«
Raymond hatte sie angerufen, um ihr zu sagen, dass er sie liebte. Und natürlich auch, um sich zu vergewissern, dass es ihr gutging, wie er es mehrmals täglich tat. Ebenso ging er auch jeden Tag mit ihr und ihrem bewaffneten Wächter zum Mittagessen. Und jeden Abend kam er zu einem späten Abendessen zu ihren Eltern, wohin er seine Mutter Helen mitnahm. Helen hatte eine Hundertachtzig-Grad-Wendung vollführt und behandelte Robyn neuerdings, als wäre sie bereits ihre heißgeliebte Schwiegertochter.
»Dann hast du noch kein weiteres Geschenk erhalten?«, fragte Raymond.
»Nein. Außerdem weißt du doch, dass Bernie einen Deputy an der Hintertür postiert hat – sicherheitshalber.«
»Das wäre wirklich ein Glücksfall, wenn er tatsächlich mit einem Geschenk an der Hintertür auftauchte, und der Deputy ihn auf der Stelle verhaften könnte.«
»Bernie und Jim meinen, dass er ziemlich schlau ist, also wird er wohl kaum einen solchen Fehler begehen. Aber sie sagen auch, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis er sich einen Patzer erlaubt. Und dann werden sie ihn schnappen.«
»Ich hoffe nur, es wird sehr bald so weit sein.«
»Ja, ich auch.«
»Du machst bald zu und kommst nach Hause, ja?«
»Mhm. Mein letzter Aerobic-Kurs war vor zwanzig Minuten zu Ende. Jetzt sind alle weg, außer Scotty Joe, Mr. Delaine und mir. Ich muss noch zehn Minuten lang Papierkram erledigen, dann brechen wir auf.«
»Robyn?«
»Hmm …?«
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.«
Lächelnd legte sie den Hörer auf. Sie saß an ihrem Schreibtisch und wollte sich gerade wieder der Papierarbeit zuwenden, die sie heute noch fertigbekommen musste, als sie Stimmen hinter der geschlossenen Tür ihres Büros hörte. Scotty Joe und Mr. Delaine? Natürlich, wer sonst? Dann vernahm sie ein merkwürdiges Geräusch, als wäre etwas umgefallen. Sie tat es jedoch als unwichtig ab, sobald Scotty Joe von draußen an ihre Tür klopfte und nach ihr rief.
»Alles in Ordnung, Miss Robyn? Wir haben einen lauten Knall gehört.«
»Mir geht es gut. Vielleicht kam der Knall von draußen.«
»Mr. Delaine ist raus und sieht sich dort um, ich sehe hier drinnen nach. Rühren Sie sich nicht vom Fleck.«
»In Ordnung.«
Sich nicht vom Fleck rühren? Das könnte sie ohne weiteres. Sie hatte ohnehin vor, hier sitzen zu bleiben und nicht mit der Wimper zu zucken, bis Scotty Joe ihr bestätigte, dass die Luft rein war.
Was, wenn er da draußen ist, vor dem Fitnesscenter? Was, wenn er auf sie wartete? Robyn hörte vor Angst nur noch ihren hämmernden Pulsschlag. Nervös rieb sie sich die Hände.
Du bist sicher, versuchte sie sich zu beruhigen. Du hast zwei fähige Leibwächter, und beide von ihnen tragen schwere Schusswaffen bei sich.
Vielleicht war ein Ast von einem der Bäume im Hinterhof abgebrochen. Oder eine streunende Katze oder ein Hund hatten einen der Mülleimer auf dem Hof umgeworfen.
Die Minuten schleppten sich dahin, und jede kam ihr endlos lang vor. Als Scotty Joe schließlich ihre Bürotür öffnete und hereinkam, zuckte sie zusammen, als wäre auf sie geschossen worden.
»Entschuldigung, Miss Robyn, ich wollte Sie nicht erschrecken. Alles ist in Ordnung, bis auf …« Er hielt einen großen braunen Umschlag in die Höhe, den er hinter seinem Rücken versteckt gehabt hatte. »Wie es aussieht, hat unser Täter das letzte Geschenk gebracht.«
»Wo haben Sie es gefunden? Und warum hat der Deputy ihn nicht gesehen, der an der Hintertür
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