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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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edlere Interessen bekommen, wie es schien, und am
    Fahrradständer wurde es richtig eng. Denn nur unsere Klasse und noch eine andere wurden von Ewa Kaludis unterrichtet, deshalb mussten die meisten sich damit begnügen, sie zu sehen zu bekommen, wenn es nur irgend ging.
    Zum Beispiel während der Pausen, wenn sie auf dem Balkon stand. Kim Novak. Ewa Kaludis. Kanonen-Berras Superbraut. Was mich betraf, so gehörte ich zu den Bessergestellten. Wir hatten die unerträgliche Sintring in Englisch und Geographie gehabt, bis sie über den Kasten gegrätscht war. Der Hengst Hakansson war eingesprungen und hatte sie ein paar Wochen vertreten, aber jetzt wurden wir also von Ewa Kaludis betreut. Die drei letzten Wochen vor den Sommerferien.
    Betreut.
    Denn eigentlich unterrichtete sie gar nicht. Das war auch nicht nötig. Wir arbeiteten auch so wie die Tiere. Wenn sie hereinkam, entstand sofort eine andächtige Stille im Klassenzimmer. Sie lächelte und funkelte ein wenig mit den Augen. Ein Beben ging durch die Klasse. Dann setzte sie sich auf das Lehrerpult, schlug ein Bein über das andere und sagte, wir sollten auf Seite soundso weitermachen. Ihre Stimme erinnerte an das Schnurren einer Katze.
    Sofort fingen wir an zu arbeiten. Ewa Kaludis saß auf dem Pult und funkelte, oder sie ging herum und ließ ihre Hüften zwischen den Bänken kreisen. Wenn man sich meldete, stellte sie sich fast immer dicht hinter einen, beugte sich vor und lehnte ihre Brüste gegen die Schül er schul ter. Oder zumindest eine. Fast nur Jungs baten um Hilfe, und die Luft im Klassenzimmer war schwer von ihrem Parfüm und von junger, unterdrückter Brunst.
    Ich weiß nicht, wie die Mädchen Ewa Kaludis eigentlich fanden, da ich so gut wie nie irgendwelche Erfahrungen mit den Mädchen austauschte, aber ich nehme an, dass auch sie ihren Nutzen aus der Anwesenheit von Ewa Kaludis zogen.
    Auf ihre spezielle Frauenart. Aber vielleicht irre ich mich da ja auch. Vielleicht waren sie einfach nur verflucht eifersüchtig.
    Einmal, als ich die Hand gehoben hatte und ihre Brust an meiner Schulter und meiner Wange spürte, war ich kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Mir wurde schwarz vor Augen, und ich weiß, dass ich noch dachte, dass es mich nicht stören würde, wenn ich genau in diesem Moment sterben würde.
    Ich glaube, sie merkte das, denn sie legte mir ihre Hand auf den Arm und fragte mich, was denn sei. Das machte die Sache natürlich nicht besser, aber schließlich biss ich mir auf die Zunge, und das half ein wenig.
    »Mir geht's nicht so gut«, sagte ich. »Ich glaube, ich kriege meine Tage.«
    Ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet das sagte, aber Ewa Kaludis lachte nur, und Benny, der neben mir saß und der Einzige war, der meine geniale Replik hörte, meinte hinterher in der Pause, dass das verflucht noch mal einsame Spitze gewesen war.
    »Erik, zum Teufel, nach dem Spruch liegst du verdammt gut im Rennen, dass du's nur weißt.«
    Ich war mir nicht so sicher, ob er Recht hatte, aber auf jeden
    Fall war ich froh, dass sie nicht böse geworden war.
     
    ***
     
    »Wir müssen noch ein bisschen warten«, sagte mein Vater. »Die Visite ist noch nicht durch.«
    Ich nickte. Umklammerte die Tüte vom Zeitungskiosk mit den Weintrauben, sodass sie noch schrumpliger wurden. »Zerdrück die Trauben nicht«, sagte mein Vater. »Nein«, sagte ich.
    Wir saßen eine Weile stumm auf den grünen Bänken. Verschiedene Krankenschwestern eilten hin und her und lächelten uns freundlich zu.
    »Die Visite braucht immer ziemlich lange«, sagte mein Vater. »Da gibt's so viel zu besprechen.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Du schaffst es noch, dich vorher zu kämmen. Da hinten in der Ecke gibt es eine Toilette.«
    Ich ging dorthin und kämmte mich mit meinem neuen Metallkamm. Am schmalen Ende hatte ich fünf Zinken abgebrochen - damit man das Kloschloss im Bahnhof öffnen konnte, aber es hatte nicht geklappt. Was aber auch egal war.
    Das Wichtigste war, dass die Zinken fehlten. Wenn man nur immer auf der Mädchenseite stand und keinen Metallkamm hatte, dann war man nicht mehr als ein geplatzter Fahrradschlauch wert. Höchstens. So war es nun mal.
    »Gleich können wir rein«, sagte mein Vater, als ich zurückkam.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Obwohl es keine Eile hat.«
    »Da hast du Recht«, sagte mein Vater.
    ***
    Sie versuchte, mich in den Arm zu nehmen, aber ich streichelte ihr lieber den Arm, das war genauso gut.
    Mein Vater setzte sich auf ihre rechte Seite und ich auf

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