Kim Novak badete nie im See von Genezareth
Öffneten die Fenster sperrangelweit und wischten den Boden. Oben und unten. Das war genau genommen nicht so viel Arbeit. Denn im Erdgeschoss gab es nur zwei Zimmer und eine kleine Küche mit Spülbecken, Kühlschrank und Herd. In den ersten Stock kam man über eine Treppe, die außen am Haus hochführte. Zwei Zimmer hintereinander. Schräge Wände und heiß wie die Hölle, wenn die Sonne drauf stand.
Wir badeten auch. Holten den Steg aus dem Schilf an der Südseite der Landzunge, wo er immer nach dem Winter lag. Henry meinte, wir sollten ihn dieses Jahr zu einem Ponton umbauen. Ich nickte und meinte, dass das wie eine verdammt gute Idee klang.
Obwohl man dazu bessere Bretter brauchte, wie Henry meinte.
Wir lagen eine Weile auf den Matratzen, sonnten uns und unterhielten uns. Oder rauchten jedenfalls. Henry bot mir zwei Luckys an und versprach, mich umzubringen, wenn ich das unserem Vater verraten würde.
Ich dachte natürlich nicht im Traum daran, ihn zu verpetzen. Wir fuhren nachmittags heim, als es am allerheißesten war. Henry musste am Abend noch zu einem Fußballspiel. Wir nahmen beide Gasflaschen mit, die für den Herd und die für den Kühlschrank, um sie auszuwechseln.
Es war insgesamt ein schöner Sonntag gewesen, und ich bekam langsam das Gefühl, dass es auch ein erträglicher Sommer werden könnte.
Schwer, aber erträglich.
***
Ehrlich gesagt war ich mehr an den Pornoblättern von Edmunds Vater als an Edmunds Fleischmann interessiert, aber das ließ ich nicht durchblicken.
Edmunds Zimmer war ungefähr acht Quadratmeter groß, und die Hartfaserplatte mit der Eisenbahn nahm sechs davon ein. Eigentlich war es ganz praktisch geregelt. Er schlief auf einer Matratze unter der Platte, dort hatte er auch noch eine Lampe, ein Bücherregal und ein paar Schubladen mit Kleidung. Irgendwelche Westernhefte sah ich nicht.
»Wollen wir umbauen?«, fragte Edmund.
»Okay«, sagte ich.
Wir bauten die ganze Landschaft in zwei Stunden um, fuhren herum und arrangierten ein paar tolle Zusammenstöße, dann wurden wir es leid.
»Eigentlich macht es am meisten Spaß, die Bahn aufzubauen«, sagte Edmund. »Danach steht sie ja einfach nur so da.«
»Ganz deiner Meinung«, sagte ich.
»Ich hab das alles von einem Cousin gekriegt«, sagte Edmund. »Er hat geheiratet, und seine Frau hat ihm nicht mehr erlaubt, sie aufzubauen.«
»Aha«, sagte ich. »Ja, so kann es gehen.«
»Man muss gut aufpassen, wenn man sich eine Frau sucht«, sagte Edmund. »Wollen wir in die Küche gehen und eine Limonade trinken?«
Wir tranken in Edmunds Küche eine Limonade, und ich dachte an die Porno-Zeitschriften und daran, dass er zwölf Zehen statt zehn hatte, aber irgendwie ergab sich nie die Gelegenheit, darauf zu sprechen zu kommen.
Stattdessen radelten wir zu mir in die Idrottsgatan und tranken einen alten Apfelsaft. Ich nahm Edmund auch mit in den Wald und zeigte ihm die Zementröhre. Er fand sie absolut verschärft, jedenfalls sagte er das. Danach fiel ihm ein, dass er schon vor einer halben Stunde hätte zu Hause sein müssen zum Essen, und so trennten wir uns.
***
Das Lehrerzimmer unserer Schule lag auf der Mädchenseite im dritten Stock. Dort gab es auch einen großen Balkon, den einzigen im Gebäude, und vor den Sommerferien saßen die Lehrer oft da draußen unter kunterbunten Sonnenschirmen und tranken Kaffee und rauchten. Wir konnten sie von unten vom Schulhof aus nicht sehen, aber wir hörten ihre Stimmen und ihr Lachen, und wir konnten die Rauchwolken verfolgen.
Während Ewa Kaludis' kurzer Vertretungszeit in der Schule veränderten die Balkonrituale sich etwas. Man rauchte jetzt im Stehen statt im Sitzen. Die Lehrer standen da, hingen am Geländer und guckten nun lässig auf den Schulhof hinunter. Sie hatte damit angefangen, und so war es nicht weiter verwunderlich, dass die männlichen Füchse sich um sie scharten, qualmend und grinsend.
Stellvertretender Rektor Stensjöö. Der Hengst Hakansson. Brylle.
»Guck dir mal Brylle an, verdammte Scheiße«, sagte Benny. »Der rutscht gleich von hinten auf sie drauf.«
»Quatsch«, erwiderte Balthazar Lindblom. »Die trauen sich doch gar nicht, sie anzufassen. Glotzen sie nur an. Wenn die sie bumsen, kommt Kanonen-Berra und bringt sie um.«
»Genau«, stimmte Veikko zu. »Schießt ihnen einen Ball an die Birne, ganz einfach. Ein Teufelskerl.«
In diesen Tagen Ende Mai standen ungewöhnlich viele auf der Mädchenseite. Eine Menge Fußballspieler hatten plötzlich
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