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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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wüsste«, antwortete ich. »Aber vielleicht haben wir ihn geholt, als wir den Steg gebaut haben.«
    »Dann sieh dich noch einmal um, ob du ihn vielleicht irgendwo findest«, sagte mein Vater.
    Ich lief ein wenig im Regen herum und suchte, dann erklärte ich ihm, dass ich ihn nicht gefunden hätte und auch keine Ahnung hätte, wo er geblieben sein könnte. Mein Vater bekam einen etwas sonderbaren Blick, aber er sagte nichts. Stand nur still da und sah mich an, als wäre ich etwas, das er noch nie zuvor gesehen hätte.
    Oder ein Rebus - ja, ich weiß, dass mir genau dieser Gedanke durch den Kopf schoss, als wir damals in der Küche von Genezareth an diesem verregneten Tag standen. Ich war ein Rebus, das mein Vater seit meiner Geburt versucht hatte, zu lösen, und gerade in dem Augenblick war er der Lösung ganz nahe. Ich folgte dem Gedanken und dachte, dass vielleicht alle Menschen eigentlich ein Rebus für den anderen waren, und dass es sogar welche gab, die sich selbst ein Rätsel waren.
    Kurz darauf waren wir fertig. Wir schlossen ab und eilten den Pfad mit Taschen und Kartons entlang. Beluden den Killer auf dem Parkplatz und fuhren davon. Irgendwo, ungefähr auf halber Strecke nach Hallberg, fragte mein Vater:
    »Du brauchst nicht zu antworten. Du brauchst wirklich nicht zu antworten, aber glaubst du, dass er es gemacht hat?«
    Ich dachte eine Weile nach. Dann sagte ich:
    »Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass dein eigener Sohn ein Mörder ist?«
     
    ***
     
    Unter den Dingen, die wir aus Genezareth mitgenommen hatten, befanden sich auch Henrys Schreibmaschine und der Packen beschriebener Bögen. Abends zählte ich die Seiten, es waren fünfundachtzig. Es gab eine ganze Menge Durchstreichungen und unleserliche Einfügungen, mit dem Kugelschreiber geschrieben. Ich dachte, dass es gar kein Wunder war, wenn Brylle und die anderen in der Stavaschule sich über meine Klaue beschwerten, wo doch mein Bruder, der schließlich acht Jahre älter war als ich, eine fast unleserliche Handschrift hatte. Es war genau genommen unmöglich für mich, ein einziges Wort zu entziffern.
    Bald fiel mir dann wieder die Seite ein, die noch in der Schreibmaschine gesteckt hatte und die ich vor ein paar Wochen gelesen und mir gemerkt hatte. Das da mit dem Körper, dem Kies und der Sommernacht. Ich blätterte den Stapel dreimal durch, ohne sie zu finden. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie es wörtlich geheißen hatte, aber in der Zwischenzeit war so vieles passiert, dass es mir entfallen war.
    Ich wusste nur noch, dass ich es sehr schön gefunden hatte. Schön, überraschend und etwas erschreckend.
    Am nächsten Tag brachten wir Henry die Facit und das Manuskript, da er uns darum gebeten hatte. Und ein neues Paket Schreibmaschinenpapier. Es war deutlich zu merken, dass er wünschte, wir sollten so schnell wie möglich wieder verschwinden, damit er sich hinsetzen und schreiben konnte.
    Als ich darüber nachdachte, war ich überzeugt davon, dass das ein gutes Zeichen war, dass er wieder Lust hatte, in die Tasten zu hauen.
    Dass es doch noch Hoffnung gab, trotz allem.
     
    ***
     
    An einem Abend, einige Tage später, traf ich zufällig Ewa Kaludis. Ich war bei Törners gewesen und hatte mir einen Hot dog gekauft, da mein Vater nichts kochen mochte, und ich hätte schwören können, dass sie da stand und auf mich wartete. Genau vor Nilssons Fahrrad- & Sportgeschäft stand sie, Ecke Mossbanegatan und Östra Drottninggatan, und so weit ich sehen konnte, gab es für sie absolut keinen Grund, dort zu stehen. Zumindest keinen vernünftigen Grund.
    »Hallo, Erik«, sagte sie.
    »Hallo«, erwiderte ich und blieb stehen. Sie trug wieder das Swansonhemd und die schwarzen Leggins. Und das Haarband. In ihrem Gesicht war nicht mehr viel von den Verletzungen zu sehen, und ich war verblüfft, wie erschreckend schön sie war.
    So schön, dass es schon wehtat, es schien fast, als wäre es mir in der Zwischenzeit gelungen, das zu vergessen.
    »Wohin willst du?«, fragte sie.
    »Nach Hause«, antwortete ich.
    »Hast du es eilig, oder können wir uns ein wenig unterhalten? Wir können ja dabei in deine Richtung gehen.«
    »Klar«, erwiderte ich. »Ich habe es nicht eilig.«
    Wir gingen die Mossbanegatan entlang. Obwohl ich erst vierzehn war, war ich fast so groß wie sie, und mir kam der Gedanke, dass Leute, die uns aus einiger Entfernung sahen, denken konnten, dass wir ein Paar waren, das spazieren ging. Ein junger Mann und seine Freundin. Mir wurde

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