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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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ziemlich harter Sommer«, antwortete ich darauf immer.
    Im Krankenhaus war es wie immer, abgesehen von zwei Dingen: Meine Mutter sah bedeutend schlechter aus, und mein Vater fing oft an ihrem Bett an zu weinen.
    Wenn ich merkte, dass Letzteres angesagt war, ging ich meistens auf die Toilette. Es war eine ganz schöne Toilette, ziemlich groß. Die Wände waren mit kleinen, nicht ganz quadratischen Fliesen gekachelt, und während ich mit Hose und Unterhose um die Füße gewickelt dasaß, versuchte ich immer wieder, gegen mich selbst im Kopf »Käsekästchen« zu spielen. Ohne Kreuze und Kreise aufzumalen, nur indem ich sie im Gedächtnis behielt. Das war unglaublich schwierig, besonders durch die nur fast quadratische Form, und es gelang mir nie, mich selbst zu besiegen.
    »Du kommst doch zurecht, Erik?«, fragte meine Mutter mich jedes Mal, wenn wir uns von ihr verabschiedeten.
    »Ja, klar«, antwortete ich dann immer.
    »Man darf die Hoffnung nicht verlieren«, sagte sie darauf manchmal. »Es ist so schwer, sie wiederzufinden, wenn man sie einmal verloren hat.«
    Worauf mein Vater und ich jedes Mal gemeinsam ernst nickten.
    Da war was Wahres dran.
     
    ***
     
    Ich glaube, es war ein Mittwoch, als jemand namens R. L. das erste Mal im Kurren über die Berra-Albertsson-Mordsache schrieb.
    Er erwähnte Henry nicht mit Namen, aber es stand einiges über Genezareth und über Ewa Kaludis drin, und darüber, dass der der Tat Verdächtige, der jetzt in Untersuchungshaft in Örebro saß, ein ehemaliger Reporter der Zeitung war. Es stand auch drin, dass inzwischen das Motiv, das hinter der schrecklichen Tat lag, klar war, und dass es sich um ein so genanntes Eifersuchtsdrama handelte. Sowie, dass es mit größter Wahrscheinlichkeit nur eine Zeitfrage war, wann es Kommissar Lindström und seinen fähigen Leuten gelänge, den Festgenommenen dazu zu bringen, zu Kreuze zu kriechen und ein Geständnis abzulegen.
    Seine schändliche Tat zu gestehen.
    Als Henry Rogga Lundbergs Artikel las, lachte er mehrere Male laut auf, sodass mein Vater und ich uns Sorgen machten, wie es ihm wohl eigentlich ging.
    Ob es möglich war, dass er auf Grund des schweren Drucks zusammenbrach?
    Genau so wie Rogga Lundberg es vorausgesagt hatte?
    »Schwerer Druck?«, fragte Henry, als mein Vater ihn besorgt nach seinem Wohlbefinden fragte. »Glaubst du, ich kümmere mich drum, was so ein Erzkretin schreibt? Was glaubt ihr denn zum Teufel, wer ich bin? Ich dachte, wir gehören zu einer Familie?«
    Ich wusste nicht, was ein Erzkretin ist, aber es war ganz beruhigend, zu hören, dass Henry so auf die Frage reagierte.
    Das fand mein Vater offensichtlich auch, denn an diesem Tag weinte er im Krankenhaus nicht, und auf dem Heimweg im Auto sagte er: »Was für ein Bursche, Erik. Diesen Burschen machen sie nicht so schnell fertig.«
    Kurz darauf setzte er zum ersten Überholmanöver seit fünf Tagen an.
     
    ***
     
    Edmund und ich, wir trafen uns in diesem Sommer nur noch ein einziges Mal. Das war, als Lasse Schiefmauls Vater mit unseren Rädern in seinem Fordtransporter am Sonntagabend auf den Markt gefahren kam. Ich fragte Edmund, ob er nicht Lust hätte, eine Weile mit in die Idrottsgatan zu kommen, aber er erklärte mir, er müsste schnell wieder nach Hause und packen. Sein Vater hatte es so arrangiert, dass er zu seinen Cousinen nach Mora fahren würde, um dort den Rest der Ferien zu verbringen.
    Edmund hatte mir einmal, als wir zu den Laxmans gerudert waren, von seinen Cousinen erzählt, und mir fiel noch ein, dass er sie als zwei taubstumme Bettnässer mit Unterbiss beschrieben hatte. Inzwischen schienen sie sich ein wenig zurechtgewachsen zu haben. Edmund sagte, dass es da oben bestimmt gar nicht so schlecht war.
    »Die haben Kaninchen und alles Mögliche.«
    »Kaninchen?«, fragte ich ungläubig.
    »Na ja, und sonst noch alles Mögliche«, sagte Edmund und wand sich.
    Wir verabschiedeten uns voneinander und wünschten uns gegenseitig viel Glück.
    Ungefähr eine Woche, nachdem Henry festgenommen worden war, fuhren mein Vater und ich noch einmal nach Genezareth, um alles zu holen, was noch dort war. Kleidung, Lebensmittelvorräte und so. Es regnete die ganze Zeit Bindfäden, während wir dort waren, und wir blieben keinen Moment länger, als nötig war. Als mein Vater den Schuppen mit dem Werkzeug durchsah, bemerkte er, dass der Vorschlaghammer fehlte. Er rief mich zu sich und fragte, ob wir den für irgendetwas benutzt hätten.
    »Nicht dass ich

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