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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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Manipulation, sowohl verbal als auch nonverbal, ich zeige Managern, Rechtsanwälten und Politikern (zumindest soll das meine Klientel der Zukunft werden) Tricks und Kniffe, wie sie ihr Umfeld am besten für ihre Zwecke beeinflussen können, also sollte mir dasselbe doch wohl locker mit einem kleinen Kind gelingen, oder etwa nicht?
    Das dachte ich jedenfalls – bis ich Dellbert traf. Wir hatten als Treffpunkt den Chinesischen Turm im Englischen Garten vereinbart, und anstatt zu grüßen, hat Dellbert gleich gefragt: »Hast du Kinder?«
    Und ich, um ihm zu beweisen, wie sehr ich aufgeweckte Knirpse wie ihn mag: »Nein, mein Kleiner, das ist das Einzige, was mir zu meinem Glück noch fehlt.«
    Darauf er wieder mit einem undefinierbaren Seitenblick und einem schäbigen Grinsen: »Schade, bei dir hätten die bestimmt reichlich zu futtern.«
    Und dazu seine Mutter, achselzuckend und mit beschämtem Lächeln: »Kinder!«
    Was heißt hier Kinder?, dachte ich verblüfft. Dellberts!
    Dann hat sie mich gleich auf die wichtigste Regel eingeschworen: »Weder Pommes noch Eiscreme für Dellbert, das musst du mir unbedingt versprechen, Heidi! Dellbert hatte heute schon zu viel.«
    Dellbert hatte schon die letzten Jahre zu viel, dachte ich, während ich ihn betrachtete. Eines war auf Anhieb klar: Dellberts Vorzüge lagen definitiv nicht in seinem Äußeren. In Wahrheit hatte er die Statur eines Michelinmännchens, und dazu sah er noch genauso aus wie diese besondere Sorte von Kindern in Filmen und Werbespots: Kinder, die niemand mag, weil sie unappetitlich sind und immer alle anderen rumschubsen, weil sie Grimassen durchs Autorückfenster schneiden oder heimlich Lassie mit Steinen bewerfen, wenn Timmy gerade wegschaut. Oder weil sie ihren Stiefbruder Harry Potter ärgern. Sie verstehen, welchen Typ ich meine?
    »Kein Problem, wir kommen schon zurecht«, beruhigte ich sie mit überzeugter Lässigkeit, und in lüsterner Vorfreude auf ihren Hobbypiloten machte sie sich eilig vom Acker.
    Dann gab es nur noch Dellbert und mich, und ich nahm mir vor, als Erstes die positiven Seiten des kleinen Knirpses zu ergründen. Denn Fakt ist doch: Kinder sind bloß ein Produkt ihrer Umwelt, also lag es an mir, seinen guten Kern hervorzukitzeln.
    Gleich bei der ersten Würstchenbude gab mir Dellbert dann einen kleinen Vorgeschmack, was er sich unter einem idealen Nachmittag im Park vorstellte: »Ich will Pommes!«
    »Du hast gehört, was deine Mutter gesagt hat: Keine Pommes und auch kein Eis!«, entgegnete ich mit souveräner und gleichzeitig einfühlsamer Stimme.
    Dellbert musterte mich von der Seite.
    »Den ganzen Nachmittag nicht?«
    »Den ganzen Nachmittag nicht!«
    »Das hältst du nicht durch!«, behauptete er mit Unheil verkündender Bestimmtheit.
    »Was meinst du mit ›Ich halte das nicht durch‹? Es geht doch eher darum, ob du das durchhältst, nicht wahr?«, erklärte ich mit einem milden Lächeln.
    »Du wirst schon sehen!«, drohte er mir, dann marschierte er trotzig weiter.
    Um beim nächsten Eisstand zu verkünden: »Ich will ein Eis!«
    »Nein, mein Lieber, kein Eis. Es dreht sich nicht immer alles nur ums Essen, weißt du?«
    Wobei ich eigentlich selber Lust auf eine Portion Erdbeere mit Vanille gehabt hätte.
    »Dann halte ich so lange die Luft an, bis ich ersticke!«, sagte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    Was der Kleine für die ultimative Drohung hielt, rang mir gerade mal ein müdes Lächeln ab. Also gut. Es wurde Zeit, ihm meine Überlegenheit zu demonstrieren. Ich platzierte Dellbert auf der nächsten Parkbank und ging vor ihm in die Hocke, sodass unsere Gesichter auf gleicher Höhe waren. Das war wichtig – Körpersprache! – damit begab ich mich auf eine Ebene mit ihm und würde dadurch sein Vertrauen gewinnen. Gut, und dann: Sachlich und ruhig argumentieren, das klappt immer.
    »Das wird nicht funktionieren, Dellbert. Selbst wenn du so tapfer wärst und das bis zur Ohnmacht durchhieltest, würde dein Gehirn ratzfatz auf Automatik umschalten und dein Körper wieder ganz von selbst atmen. Du würdest nach ein paar Minuten wieder aufwachen, und was hättest du gewonnen? Gar nichts! Und noch immer kein Eis.«
    Jetzt machte er ein langes Gesicht, und sofort regte sich spontanes Mitleid in mir.
    »Plaudern wir stattdessen doch lieber ein bisschen«, schlug ich vor, um die Spannung etwas abzubauen.
    »Und worüber?«, fragte er missmutig.
    »Ich weiß nicht, schlag du was vor.«
    Dellbert dachte nach.
    »Wieso hast du

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