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Kind 44

Kind 44

Titel: Kind 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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Basarows Restaurant ankamen, betraten sie die Schankstube. Leo hielt den Atem an und rechnete jeden Moment damit, dass ihn jemand an den Schultern packte. Aber niemand war da, weder Agenten noch Beamte. Sie waren in Sicherheit, wenigstens bis morgen. Basarow stand in der Küche und drehte sich nicht einmal um, als er sie kommen hörte.
    Oben schlossen sie die Tür zu ihrer Kammer auf. Unter der Tür war eine Notiz durchgeschoben worden. Leo legte seinen Koffer aufs Bett und faltete sie auf. Sie war von Nesterow und stammte vom selben Tag.
    Leo, wenn Sie zurückkehren wie geplant, dann kommen Sie heute Abend um neun in mein Büro. Kommen Sie allein. Bringen Sie alle Papiere über die Angelegenheit mit, die wir besprochen haben. Leo, es ist sehr wichtig, dass Sie pünktlich sind!
    Leo sah auf die Uhr. Er hatte noch eine halbe Stunde.

Am selben Tag
    Selbst im Hauptquartier der Miliz ging Leo kein Risiko ein. Er hatte die Papiere zwischen offiziellen Dokumenten versteckt. Die Läden in Nesterows Büro waren zu, es war nichts zu entdecken. Leo sah auf seine Uhr. Zwei Minuten nach neun. Er war zu spät. Aber was sollte das schon für eine große Rolle spielen? Leo klopfte an die Tür. Praktisch im selben Moment wurde sie aufgerissen, so als ob Nesterow dahinter gewartet hätte. Leo wurde mit plötzlicher, unerklärlicher Dringlichkeit hineingezogen und die Tür hinter ihm zugedrückt.
    Nesterow machte einen ganz ungewöhnlich rastlosen Eindruck. Sein Schreibtisch war mit den Dokumenten ihrer Nachforschungen übersät. Er packte Leo bei den Schultern und redete mit leiser, sich überschlagender Stimme auf ihn ein.
    »Hören Sie mir aufmerksam zu und unterbrechen Sie mich nicht. Ich bin in Rostow verhaftet worden. Man hat mich gezwungen zu gestehen. Ich hatte keine andere Wahl. Sie hatten meine Familie in ihrer Gewalt.
    Ich habe ihnen alles gesagt. Ich dachte, ich könnte sie überreden, uns zu helfen und unseren Fall offiziell zu machen. Sie haben mit Moskau geredet und uns daraufhin antisowjetischer Agitation beschuldigt. Sie glauben, es ist Ihre ganz persönliche Hetzkampagne gegen den Staat. Ein Racheakt.
    Alles, was wir herausgefunden haben, haben sie als perfide westliche Propaganda abgetan. Sie sind sich sicher, dass Sie und Ihre Frau Spione sind. Mir haben sie noch eine Chance gegeben. Sie sind dazu bereit, meine Familie in Ruhe zu lassen, wenn ich Sie ausliefere, und zwar mit allen Informationen, die wir zusammengetragen haben.«
    Für Leo brach eine Welt zusammen. Er hatte zwar gewusst, dass er in Gefahr schwebte, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie gerade jetzt über ihn hereinbrechen würde. »Wann?«
    »Gleich. Das Gebäude ist umstellt. In fünfzehn Minuten werden Agenten hier eindringen, Sie in diesem Büro verhaften und alle Beweise konfiszieren, die wir gesammelt haben. In diesen Minuten hier soll ich herausfinden, was Sie in Moskau entdeckt haben.«
    Leo trat einen Schritt zurück und sah auf seine Uhr.
    Fünf nach neun.
    »Leo, Sie müssen mir zuhören. Es gibt eine Möglichkeit, wie Sie entkommen können. Aber wenn es funktionieren soll, dürfen Sie mich nicht unterbrechen und keine Fragen stellen. Ich habe mir einen Plan zurechtgelegt. Zuerst schlagen Sie mich mit meiner Waffe nieder. Dann verlassen Sie mein Büro, gehen ein Stockwerk tiefer und verstecken sich in einem Büro rechts vom Treppenhaus. Leo, hören Sie mir überhaupt zu? Sie müssen sich konzentrieren. Die Türen sind nicht verschlossen. Gehen Sie hinein, machen Sie kein Licht und schließen Sie hinter sich ab.«
    Aber Leo hörte nicht zu. Er konnte nur an eins denken:
    »Raisa?«
    »Sie wird gerade in diesen Minuten verhaftet. Tut mir leid, aber es gibt nichts, was wir für sie tun können. Sie müssen sich konzentrieren, Leo, sonst ist das hier vorbei.«
    »Es ist doch schon vorbei. Es war in dem Moment vorbei, als Sie denen alles gesagt haben.«
    »Die hatten alles, Leo. Die hatten alle meine Unterlagen. Was hätte ich denn machen sollen? Zulassen, dass sie meine Familie umbringen? Man hätte Sie trotzdem verhaftet. Leo, Sie können jetzt entweder wütend auf mich sein oder abhauen!«
    Leo riss sich aus Nesterows Umklammerung, lief im Büro auf und ab und versuchte, sich zu sammeln. Raisa war verhaftet worden. Sie hatten zwar beide gewusst, dass dieser Moment kommen würde, aber trotzdem war es nur eine Idee, eine vage Vorstellung geblieben.
    Ihnen war nie klar gewesen, was es konkret bedeutete.
    Der Gedanke daran, sie nie

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