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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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mit Ihrem Sohn.« Bei diesen Worten spürte der Priester, daß ihm etwas aus dem Haus entgegenkam, das er sofort benennen konnte.
    Haß.
    Etwas – oder jemand – in diesem Haus empfand einen mörderischen Haß gegen ihn! Von der Wucht dieses Hasses getroffen, wich Vater MacNeill einen weiteren Schritt zurück. Unter der Soutane war sein Körper plötzlich schweißnaß, und die Panik, die er kurz zuvor erfolgreich bekämpft hatte, drohte ihn wieder zu überwältigen.
    Janet runzelte noch mehr die Stirn. »Geht es Ihnen nicht gut?« erkundigte sie sich besorgt und öffnete die Tür noch weiter. »Möchten Sie vielleicht hereinkommen?«
    Vater MacNeill wollte seine Panik besiegen und einen Schritt nach vorne machen, aber er konnte es nicht. Eine Wand – eine Betonwand – schien ihm den Weg zu versperren, und seine Kehle war wie zugeschnürt, als er zu sprechen versuche. »Ich … ich wollte mit …« Nach Atem ringend, gelang es ihm, den gestammelten Satz zu Ende zu bringen, »…mit Jared sprechen.«
    Er spannte seine Kräfte an, um auf die offene Tür zuzugehen, aber es war zwecklos.
    Er konnte dieses Haus nicht betreten, konnte keinen Fuß über die Schwelle setzen.
    »Mit Jared?« wiederholte Janet, während ihre Blicke von Vater MacNeill zu Vater Bernard glitten. Beide Priester schwitzten, und ihre Gesichter waren aschfahl. Bevor sie jedoch weitersprechen konnte, tauchte Ted hinter ihr auf.
    »Können wir irgend etwas für Sie tun?« fragte er kalt und fixierte Vater MacNeill.
    Der Priester wich erneut einen Schritt zurück. »Wir wollten uns nur kurz mit Jared unterhalten.«
    Conway ließ ihn nicht aus den Augen. »Worüber?«
    »Ist er hier?« fragte Vater MacNeill, konnte aber nicht verhindern, daß seine Stimme leicht zitterte.
    Molly spähte um die Tür herum und begann beim Anblick der beiden schwarz gekleideten Männer zu weinen. Ihr Vater hob sie sofort hoch und wiegte sie in den Armen, bis sie sich beruhigte. Janet schaute ihren Mann verunsichert an. »Soll ich Jared rufen?«
    »Vielleicht sollten wir lieber die Polizei rufen«, knurrte Ted.
    Janets Blicke wanderten zwischen ihrem Mann und dem Priester hin und her. »Ich … ich rufe Jared«, entschied sie, denn die Spannung war so unerträglich, daß sie beiden durchaus zutraute, die Polizei zu Hilfe zu holen. »Dann kann er selbst sagen, daß er mit den Geschehnissen der letzten Nacht nichts zu tun hat.«
    Ohne Teds Antwort abzuwarten, eilte sie zur Kellertür. »Jared?« rief sie laut. »Jared!« Als keine Reaktion erfolgte, ging sie die steile Treppe hinab und klopfte an seine geschlossene Tür. Als ihr Sohn sie einen Spalt weit öffnete, stieg Janet sofort der Modergeruch aus der Wassergrube unter seinem Zimmer in die Nase. »Vater MacNeill und Vater Bernard sind hier und wollen mit dir reden.«
    Jareds Miene verdüsterte sich. »Worüber denn?«
    »Vergangene Nacht ist auf dem Friedhof etwas passiert, und Vater MacNeill glaubt aus unerfindlichen Gründen, du könntest etwas damit zu tun haben. Du brauchst ihnen nur zu sagen, daß das nicht der Fall ist, dann hat sich die Sache.«
    Als Jared schwieg, zog sich ihr der Mangen zusammen. Wenn der Junge sich weigerte, mit dem Priester zu sprechen, würde Vater MacNeill zweifellos das Schlimmste vermuten. Dann zuckte Jared mit den Schultern. »Ich komme sofort.«
    Auf dem Rückweg zur Haustür stieß Janet fast mit Kim zusammen, die am Fuß der Treppe stand und die beiden Priester auf der Veranda mißtrauisch betrachtete. »Was wollen sie von uns?«
    »Alles in Ordnung«, versicherte Janet. »Sie wollen sich nur kurz mit Jared unterhalten und gehen gleich wieder.«
    Dann tauchte Jared aus dem Keller auf, und sobald Vater MacNeill ihn sah, hatte er nur einen einzigen Gedanken:
    Tod.
    Für den Bruchteil einer Sekunde veränderte sich Jareds Gesicht. Die Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und die Nasenflügel blähten sich. Es war mehr als nur ein Ausdruck von Zorn. Vielmehr schien das Gesicht gänzlich unmenschliche Züge anzunehmen. Doch diese Vision verflog so schnell, daß der Priester nicht sicher war, ob er sich vielleicht nur etwas eingebildet hatte. Trotzdem fürchtete er sich davor, den Jungen wiederanzusehen.
    Eisige Schauer liefen ihm über den Rücken, während er sich dazu zwang. »Du hast ein Kreuz aus der Kirche gestohlen«, sagte er so ruhig, wie er konnte. »Du hast das Grab deines Großonkels geschändet und mit dem Kreuz das Fell einer toten Katze an einen Baum genagelt.«
    »Nein!«

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