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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Sheriff einen Bogen um das Tier machen mußte. »Ich will nur wissen, was du letzte Nacht gemacht hast, Jake«, sagte er.
    »Das hab’ ich mir schon gedacht«, erwiderte Jake. »Sie wollen wissen, ob ich irgendwas mit dem zu tun habe, was auf dem Friedhof passiert ist.«
    »Du hast davon gehört?«
    Jake zuckte mit den Schultern. »Kennen Sie ’ne Menschenseele, die noch nichts davon gehört hat?«
    »Also, wo warst du letzte Nacht?«
    »Ich hab’ mich um meine Fallen gekümmert. Lucky und ich sind so gegen zehn aufgebrochen und erst im Morgengrauen zurückgekommen.«
    Ray beobachtete Jake Reaktion auf seine nächste Frage. »Was dagegen, wenn ich dir was zeige?«
    »Gar nichts.« Wenn Jake besorgt war, konnte er es gut verbergen.
    Der Sheriff holte eine schwarze Plastiktüte aus seinem Streifenwagen. Er kehrte auf die Veranda zurück und warf einen Blick auf die offene Tür der Hütte. Er wollte dem knurrenden Hund entgehen. »Können wir reingehen?«
    Achselzuckend führte Jake ihn in den winzigen Raum. Ray legte die Tüte auf den Tisch und zog das Katzenfell heraus, das an den Baum neben Cora Conways Grab genagelt worden war. Dabei behielt er den Trapper scharf im Auge.
    Jake zuckte zusammen.
    »Du hast es schon mal gesehen«, stellte Ray nüchtern fest.
    Jake Cumberland starrte das Fell fassungslos an. Er erinnerte sich genau daran, wie er die Katze in der Nacht geschnappt und auf diesem Tisch gehäutet hatte. Dann hatte er das Fell an die Rückwand der Garage genagelt. Es war als Hinweis für die Conways gedacht gewesen, aus St. Albans zu verschwinden.
    Sie hatten seine Warnung ignoriert, aber sie waren auch nicht zur Polizei gegangen. Andernfalls wäre Ray Beckwith schon vor langer Zeit hier aufgetaucht. Was soll ich machen, Mama? fragte er im Geiste. Was soll ich sagen? Und so deutlich, als stünde sie dicht neben ihm, hörte er die Stimme seiner Mama: Er weiß nichts, Jake. Er hat von nichts ’ne Ahnung.
    »Nein, ich hab’s noch nie im Leben gesehen«, behauptete Jake kühn.
    Eine unausgesprochene Herausforderung hing in der Luft, während die beiden Männer einander ansahen.
    »Dann hast du ja wohl nichts dagegen, wenn ich mich hier ein bißchen umschaue?« fragte Ray sanft.
    »Warum sollte ich?« entgegnete Jake genauso sanft.
    Der Sheriff durchsuchte als erstes den Abfall. Er fand einen Eimer mit Essensresten und die Innereien eines Tieres, das Jake letzte Nacht gefangen hatte.
    Nichts.
    Er öffnete und schloß die Türen und Schubladen der Hängeschränke über der Spüle.
    Nichts.
    Schließlich fiel sein Blick auf die Truhe. »Ist sie abgeschlossen?«
    Jake schüttelte den Kopf. »Es sind nur die Sachen meiner Mama drin.«
    »Voodoo-Zubehör?«
    Jakes Kiefermuskeln verspannten sich, aber er schwieg und hinderte den Sheriff auch nicht daran niederzuknien und den Deckel zu öffnen. Verwirrt betrachtete Ray das Sammelsurium von Döschen und Phiolen auf dem unterteilten Tablett, bevor er es heraushob. Ein sorgfältig gefaltetes Tischtuch kam zum Vorschein, und darunter schienen nur alte Kleider zu liegen. Er wollte das Tablett schon wieder zurückzustellen, beschloß dann aber doch, zwischen den Stoffen nachzuschauen.
    Gleich darauf berührten seine Finger etwas Pelziges. Er holte den Gegenstand aus der Truhe und schaute Jake Cumberland dann schweigend an. Der Trapper starrte auf den Katzenkopf, als sähe er ein Gespenst.
    »Ich weiß nicht, wie das hier reingekommen ist!« beteuerte er laut. »Ich schwör’s!«
    Ray legte den Katzenkopf wortlos neben das Fell. Sie fügten sie nahtlos zusammen, wie zwei Teile eines Puzzles. »Willst du mir etwas darüber erzählen?«
    Jakes Gesicht war jetzt wieder genauso ausdruckslos wie vorhin auf der Veranda. »Da gibt’s nichts zu erzählen. Ich hab’ mich letzte Nacht um meine Fallen gekümmert, und in dieser Zeit konnte jeder hier eindringen und den Kopf in Mamas Truhe legen.«
    Ray nickte mit geschürzten Lippen. »Durchaus möglich«, bestätigte er. »Aber du könntest ihn auch selbst dort versteckt haben, stimmt’s?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Ich muß dich festnehmen, Jake. Die Leute sind über die Geschehnisse der letzten Nacht ziemlich aufgebracht.« Für den Sheriff ergab die ganze Geschichte trotzdem keinen Sinn. Warum war Jake so überrascht gewesen, als er ihm das Katzenfell gezeigt hatte, wenn er es selbst an den Baum genagelt hatte? »Als ich die Tüte aus dem Wagen holte, war dir doch schon klar, daß sie das Tierfell vom

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