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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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beinahe das Herz. Mehr als alles andere wollte sie die beiden in den Arm nehmen, wagte jedoch nicht, sich zu rühren, weil der Moment so kostbar war.
    Die übrigen in dem Raum Versammelten entspannten sich allmählich, und schließlich hörte auch Michael auf zu weinen.
    Doch im selben Augenblick, in dem André sich erhob, sprach Morianna ihn an: »Nun?«
    »Nun was?«
    »Würdest du es tun? Für den Jungen?«
    André schwieg, und Carol dachte, sie könnte eine Stecknadel fallen hören. Endlich sagte er: »Ich weiß nicht. Schon möglich.«
    »Und glaubst du, du könntest es allein um seinetwillen tun?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Und doch habt ihr beide gemeinsam dieses l’enfant de l’amour  gezeugt«, sagte sie. Ihre Stimme klang voll,..viele Dinge schwangen darin mit; Carol fühlte sich an ein Sinfonieorchester erinnert.
    André erwiderte nichts darauf. Plötzlich wandte Morianna sich an Carol: »Möchtest du eine von uns werden?«
    Carol zögerte.
    Morianna blickte ihr tief in die Augen, so intensiv, dass Carol das Gefühl hatte, sie würde gleich in einen tiefen Schlaf sinken. Doch dann spürte sie Michael an ihrer Seite. Er nahm ihre Hand, und sie schaute zu ihm hinab und lächelte. »Wenn es die einzige Möglichkeit ist, mit Michael zusammen zu sein, ja.«
    Morianna wandte sich von ihnen ab und blickte die anderen an.
    Andrés Kiefermuskeln spannten sich, als er die Zähne zusammenbiss. »Es ist nicht immer so schwierig.«
    André wandte sich ab und ging an Carol und Michael vorüber zum Kamin. Er schob das Gitter beiseite, warf ein paar Scheite hinein und stocherte mit dem Schürhaken so lange heftig darin herum, bis sie an ihrem Platz lagen.
    Nachdem er fertig war, zog er das Gitter wieder davor und richtete sich auf, den Schürhaken immer noch in der Hand.
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass es Hilfe gibt.«
    »Was für eine Hilfe?«
    »Du kannst von unser aller Erfahrungen profitieren.«
    André lächelte spöttisch und stieß den Schürhaken zurück in den Ständer. Wütend klirrte Metall gegen Metall.
    »Und von dem Ritual. Mag sein, dass es dir unbekannt ist, aber in der Vergangenheit hat es funktioniert. Julien kennt es. Und Chloe versteht sich darauf. Wir könnten dich dabei unterstützen!«
    André verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Er wirkte wütend, aber auch bestürzt.
    »Kannst du das akzeptieren?«, wollte Morianna wissen.
    Er überlegte ein paar Sekunden. Schließlich sagte er: »Ich bin mir nicht sicher.« Doch dann fiel sein Blick auf Michael und Carol. Der Junge stand vor ihr, und ihre Hände ruhten auf seinem Nacken.
    »Oui«, sagte er mit gepresster Stimme. Carol hatte ihn noch nie so gesehen. Wie gebannt beobachtete sie den Widerstreit seiner Gefühle. Das passt viel besser zu ihm, dachte sie.
    Morianna wandte sich um und sagte: »Ach, übrigens, Julien, werden wir zusammenarbeiten?«
    Julien nickte.
    »Und Chloe? Meine Schwester!« Sie hielt ihr die Hände entgegen.
    Chloe ergriff sie. »Es ist mir eine Ehre.«
    Darauf verließen die drei das Zimmer. Kaum waren sie gegangen, stürmte auch André hinaus. Karl schnappte sich Michael und ging ebenfalls, sodass Carol allein mit Gerlinde und Jeanette zurückblieb.
    »Was geht hier eigentlich vor?«, fragte Carol völlig verwirrt.
    Jeanette setzte sich auf die Couch. »Es gibt da ein paar uralte Rituale. Sie sind schon seit Langem nicht mehr in Gebrauch, aber manchmal, wenn etwas in der Schwebe ist...«
    »Was meinst du damit?«
    »Weil ihr beide, du und André, euch doch so unsicher seid«, sagte Gerlinde.
    »Die drei«, fuhr Jeanette fort, »werden als Ältestenrat fungieren - ja, ich nehme an, so würdest du es wohl nennen. Sie werden auf ein Ritual sinnen, um den Prozess der Verwandlung im Rahmen zu halten. Andernfalls endet es in einer Katastrophe.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil es ein sehr starkes Gefühl braucht, um die Verwandlung herbeizuführen.«
    »Kleines, du hast keine Ahnung, wie schwierig es ist«, erklärte Gerlinde. »Dem Blut zu entsagen, meine ich. Ich war nie dazu fähig, es zu tun. Ich habe nie einen Grund dazu gehabt. Darum gibt es ja auch nur so wenige von uns.«
    »Es kann aus Liebe oder aus Hass geschehen«, sagte Jeanette. »Einmal habe ich einen anderen Vampir erschaffen, weil ich so furchtbar einsam war. Aber es zu tun, allein weil Michel es möchte, wäre kein ausreichend starker Grund für André. Das hat er ja auch eingeräumt.«
    Carol

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