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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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Fledermaus uns da anschleppt!« Kaum hatte Carol mit André das Haus betreten, kam auch schon ein schlankes in Schwarz und Weiß gekleidetes Mädchen Anfang zwanzig auf sie zu. Sie hatte kupferfarbenes Haar und pechschwarze Augen.
    »Ist sie für mich?« Mit ihrer bleichen Hand wollte sie nach Carol langen. Am Zeigefinger trug sie einen riesigen mattschwarzen wie eine Malerpalette geformten Plastikring, den ringsum kleine Klecksereien in Primärfarben zierten. Carol wich vor ihr zurück. »Menschenskind, das wäre doch nicht nötig gewesen!«
    André trat dazwischen. »Halt dich da raus, Gerlinde! Karl!« Der Mann, den er rief, kam in den Flur. Er war mittelgroß und ebenfalls in den Zwanzigern. Er hatte braunes Haar und braune Augen und trug die dazu passende Kleidung. Er wirkte ernst, intellektuell und hatte leicht vorstehende Wangenknochen. Irgendwie sah er aus wie ein Deutscher. Sein Blick wanderte nach unten und blieb an Carols blutendem Fuß haften.
    »Pfeif sie zurück!«, sagte André. Ihm war anzusehen, dass er sich ärgerte.
    Karl riss sich von dem Anblick, den Carols Wunde bot, los und blickte das rothaarige Mädchen an, das André Gerlinde genannt hatte. Spöttisch spitzte sie ihre vollen Lippen, trat hinüber zu ihm, hängte sich bei ihm ein und gab ihm einen Kuss auf die Wange, während sie sich wie eine Katze an ihm rieb. »Ich habe doch nur Spaß gemacht«, schnurrte sie augenzwinkernd. »Er ist so uncool.« Karl lachte.
    Irgendetwas sagte Carol, dass sie von den beiden keinerlei Hilfe zu erwarten hatte. Dennoch wollte sie sie schon auffordern oder zumindest darum bitten, sie doch gehen zu lassen, als aus einer weiteren Tür eine ältere Frau trat.
    Sie trug ihr langes schneeweißes Haar offen. Es umrahmte ein ovales Gesicht und brachte den pastellblauen Kaftan, den sie anhatte, zur Geltung. In ihren tiefblauen mandelförmigen Augen lag ein fragender Ausdruck. Sie und André redeten auf Französisch aufeinander ein. Er sah ihr irgendwie ähnlich - die Form seiner Stirn und die Mundpartie und die weit auseinander stehenden klugen Augen.
    Carol ließ ihren Blick durch die Diele schweifen. Das Haus war alt. Die obere Hälfte der Wände zierte eine dezente blau geblümte Tapete - Vergissmeinnicht -, die untere Hälfte bestand aus einer lackierten Holztäfelung. Den Boden bedeckte ein hellgrauer Teppich, die Treppe nach oben in den zweiten Stock ein ebensolcher Läufer, der sich
vorteilhaft von dem Geländer aus polierter Eiche abhob. Über ihnen hing ein kleiner Kronleuchter und an den Wänden drei Bronzelaternen mit bernsteinfarbenen Glaskugeln. Von der Diele zweigten vier  Türen ab. Carol fragte sich, welche davon wohl zum Hinterausgang  führte.
    Die ältere Frau trat auf sie zu, und Carol spürte, dass sie irgendwie eigenartig war, genau wie die anderen auch. Ihre Haut war eine Nuance zu hell, sodass sie fast schon das Licht reflektierte, und jeder von ihnen war auf eine faszinierende, beinahe schon übermenschliche Art gut aussehend - vier lebensechte Puppen ohne jeden Makel. Sie strahlten ein unglaubliches Selbstbewusstsein, wenn nicht gar Überheblichkeit aus, die Krönung war jedoch André.
    Die ältere Frau musterte Carol von Kopf bis Fuß, lächelte dann und meinte zu André: »Elle est belle. Neperds pas de temps à la baiser.« Die anderen, André eingeschlossen, lachten.
    »Was haben Sie da gesagt?«, wollte Carol wissen. Sie hatte nicht die Absicht, sich zum Gespött machen zu lassen.
    Die Frau wandte sich um und sah sie an, blickte Carol tief in die Augen, und Carol hatte das Gefühl, sie würde in zwei blaue Teiche gezogen. Die Frau lächelte erneut, und in ihre Züge kehrte wieder Leben ein. Der Bann war gebrochen.
    »Ich sagte, Sie sehen hübsch aus. Und ich habe ihn dazu ermuntert, Sie möglichst bald flachzulegen, weil Sie es brauchen.«
    Carol merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Gerlinde kicherte und entblößte dabei zwei Eckzähne, die genauso lang und spitz waren wie bei André. Carol war so entsetzt darüber, dass ihr die Worte fehlten.
    »Hmm!« Das Mädchen mit den roten Haaren fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und redete, als sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, weiter: »Es geht doch nichts über eine Nummer mit einem Vampir! Ohhh, es fühlt sich ja sooo guuut an, wenn diese langen, dicken Zähne eindringen!« Damit wand sie sich stöhnend hin und her.
    Der Mann namens Karl lachte und zeigte

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