Kind der Nacht
hinein und wieder hinaus, strich über ihre empfindlichste Stelle und drang dann wieder in sie ein, um von vorn zu beginnen. Sie spürte die Hitze von ihren Schamlippen aufwallen, ihre Schenkel brannten, und sie wusste, dass sie vor Feuchtigkeit triefte. Er treibt mich in den Wahnsinn, dachte sie, vollkommen erstaunt über sich selbst.
Ihr Atem ging stoßweise, lange konnte sie sich nicht mehr beherrschen. So plötzlich, dass sie gar nicht wusste, wie ihr geschah, geschweige denn ihn daran zu hindern vermochte, schob er sie von sich, stieß sie auf den Rücken und drang mit langen, ausdauernden Stößen in sie ein. Sie besaß gerade noch genug Geistesgegenwart, die Beine anzuwinkeln, dann zog sie ihn in Erwartung des Höhepunktes auch schon stöhnend an sich.
Er blieb auf ihr, in ihr, und noch leicht benommen ließ sie sich vom Schlaf übermannen. Doch als er sich vorsichtig erhob, öffnete sie die Augen ein wenig, nur so weit, dass sie ihn verschwommen wahrnahm. Er bewegte sich durchs Zimmer, zog sich an, sah nach dem Feuer und sammelte ihre Kleider ein.
»Heißt du wirklich André?«, flüsterte sie verschlafen.
Er wandte sich um. Irgendwie sah er verändert aus, bleicher, womöglich menschlicher. »Ja«, antwortete er.
»Wie kommt es, dass du dich für einen Vampir hältst?« Als er nichts darauf erwiderte, fuhr sie fort: »Hör zu, ich muss dir etwas sagen...« Doch er war bereits verschwunden.
Kurz vor dem Einschlafen ertappte sie sich bei dem Gedanken: Er ist gar nicht so übel, ein bisschen komisch vielleicht, aber ein guter Liebhaber, viel besser, als Rob jemals war. Die Chance, dass er sich bei dem einen Mal mit dem Virus infiziert hatte, schien verschwindend gering. Morgen, dachte sie. Morgen werde ich es ihm sagen.
Carol gähnte und dachte, wer weiß, vielleicht werden die zwei Wochen ja sogar ganz nett.
Als sie aufwachte, war es mitten am Nachmittag. Das Fenster im Badezimmer hätte sie zwar mit Leichtigkeit einschlagen können, aber es war viel zu klein, um sich hindurchzuzwängen. Bei den beiden anderen im Schlafzimmer war das nicht so einfach. Sie hatte es bereits probiert, doch André hatte nicht geflunkert. Die Fenster bestanden aus Plexiglas, zumindest die Innenscheibe. Dahinter kamen zwei weitere Lagen getöntes Glas. Und die Tür war immer noch abgeschlossen.
Sie duschte und aß etwas von dem Obst, Brot und Käse, die sie auf dem Beistelltischchen fand. Anschließend hüllte sie sich in ein riesiges grünes Badetuch. Mit einem frühen Robert Ludlum und ein paar Zeitschriften in englischer Sprache vertrieb sie sich die Zeit bis zum Abend. Kurz nach Sonnenuntergang, sie saß gerade auf der Couch und betrachtete die Bilder in einer alten Ausgabe von Paris Passion, brachte ihr eine dickliche Frau, deren Aussehen sich deutlich von dem der anderen unterschied, ein Tablett mit Essen. Sie war stämmig, hatte dunkles Haar und schien voll und ganz auf ihre Tätigkeit konzentriert. Sie schloss die Tür hinter sich ab, hängte sich den Schlüssel um den Hals, verstaute ihn unter ihrem Kleid und stellte das Tablett auf den Tisch.
Carol sprang auf. »Hören Sie, Sie müssen mich hier rauslassen!« Etwas langsamer und lauter fügte sie hinzu: »Helfen Sie mir!«, und deutete dabei auf die Tür.
In den Augen der Frau sah Carol keine Spur von Verstehen. Sie schien sie überhaupt nicht gehört zu haben. Entweder ist sie taub, dachte Carol, oder sie hat strikte Anweisung, nicht mit mir zu reden.
Die Frau ging zur Tür, und als sie aufschloss, schoss Carol mit einem Mal quer durch den Raum. Es gab ein kurzes Gerangel, dann stieß die Frau Carol mit aller Kraft zurück, damit sie die Tür schließen konnte, und der Schlüssel drehte sich von außen im Schloss.
Seufzend ließ Carol sich auf einen Stuhl fallen. Sie hob den Warm haltedeckel vom Teller und entdeckte darunter einen dampfenden Eintopf aus Kalbfleisch, Karotten und Kartoffeln. Dazu gab es selbst gebackenes Brot und eine Kanne Jasmintee. Sie aß mit einem Heißhunger, dessen sie sich gar nicht bewusst gewesen war.
Nachdem sie alles aufgegessen hatte, rüttelte sie noch einmal an der Tür. Sie war abgeschlossen. Weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, blickte sie aus einem der doppelt verglasten Fenster. Von ihrem schalldichten Zimmer aus schien das Meer ganz still und ruhig. Die Flut, die hier sehr ausgeprägt war, war zurückgegangen. Nun lag die Wasserfläche grau und
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