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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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dass sie ja tue, was er wolle, es sei doch nur ein Handtuch, doch ein Blick in seine Augen genügte, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Er hatte das abgebrochene Stuhlbein gesehen. Kalte Wut machte sich auf seinem Gesicht breit. »Wie du mich schon ansiehst!«, herrschte er sie an. »Immer auf dieselbe Art! Was ist das bloß, Starrsinn oder Aufsässigkeit? Mach, dass du da rüberkommst!« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf das Bett.
    Urplötzlich bekam Carol eine panische Angst. Ihr Puls raste, und sie hatte ihre Atmung kaum noch unter Kontrolle. Dennoch versuchte sie die Situation zu entschärfen und seine Stimmung aufzuhellen. »Es war schön gestern Nacht. Für dich auch?«
    »Du bist zu meinem Vergnügen hier, hast du das schon vergessen? Ich sagte, mach, dass du da rüberkommst!«
    Carol war unfähig, sich zu rühren. Ihr Blick wanderte zu dem Schürhaken neben dem Kamin, keine zwei Schritte entfernt. Instinktiv wandte sie sich dorthin, aber anscheinend las er ihre Gedanken. Blitzschnell verstellte er ihr den Weg und packte sie am Handgelenk. Es fühlte sich eiskalt an, als sei sie in einen Schraubstock geraten, der ihr das Fleisch bis auf den Knochen zu zerquetschen drohte. Sie sah ihm in die Augen und erblickte darin das aufgewühlte Grau des Atlantiks kurz vor dem Losbrechen eines Sturms und begriff intuitiv, dass er beim geringsten Anzeichen von Widerstand Gewalt anwenden würde. Er deutete mit dem Finger quer durch den Raum, und sie spürte, unter welcher Anspannung er stand. Er war kurz davor, zu explodieren. »Vielleicht hättest du es ja lieber, wenn ich dich fessle.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann beweg dich! Mach schon!«
    Benommen vor Furcht setzte Carol sich in Bewegung. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, wie er den breiten Ledergürtel, den er trug, aufschnallte.
    »Auf die Knie! Dreh dich um!« In seiner Stimme lag eine unmenschliche Kälte. Carol war vor Angst wie gelähmt. »Zurück!«
    Sie wandte sich um und wich zurück, bis sie mit den Knien an den Rand der Matratze stieß.
    »Den Kopf runter! Jetzt wirst du lernen, wie man gehorcht!«
    Sie senkte den Kopf, und er drückte ihr das Gesicht auf die Matratze hinab. Zugleich zwang er damit ihr Hinterteil in die Höhe, als handle es sich um eine perverse Opferung. Carol fühlte sich völlig entblößt und verwundbar, doch noch immer vermochte sie nicht zu glauben, was mit ihr geschah. »Warum?«, fragte sie, bemüht, das Beben in ihrer Stimme zu unterdrücken und zu begreifen, was hier vorging.
    »Warum was?«
    »Warum tust du das? Nur weil ich ein Handtuch umhatte?«
    »Willst du unsere Abmachung schon nach so kurzer Zeit brechen? Du brauchst es nur zu sagen. Hör auf zu jammern, und du ersparst uns beiden viel Zeit und Energie.«
    »Das ist es nicht.« Sie kam sich vor wie ein Kind, das wegen eines geringfügigen Verstoßes ausgescholten wird, nur weil jemand der  Meinung war, es habe eine Regel übertreten. Doch sie war sich sicher, dass es nur umso schlimmer werden würde, wenn sie ihm widersprach. »Ich will doch nur wissen, warum, das ist alles«, sagte sie schwach.
    »Das glaube ich dir! Was, wenn ich dir sage, dass es eigentlich überhaupt keinen Grund gibt!? Dass es nun mal in meiner Natur liegt, Frauen zu misshandeln? Kannst du das akzeptieren? Bist du immer noch scharf darauf, dich mir >freiwillig< hinzugeben, Carol?«, fragte er spöttisch.
    Er stand hinter ihr und zog sich aus. Als er fertig war, sagte er: »Es liegt bei dir. Du kannst mich ganz leicht beeinflussen, weißt du?« In seiner Stimme schwang ein merkwürdiger Unterton mit.
    Sie ahnte, dass er dabei war, ihr eine Falle zu stellen. Dennoch fragte sie: »Wie denn?«
    »Versuch es doch mal mit Betteln!«
    Wie zuvor hatte sie das ungute Gefühl, dass sie es bereuen würde, wenn sie dies tat. Sie hatte bereits mitbekommen, dass er Menschen verachtete, die um ihr Leben flehten. Ihr war klar, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als zu ertragen, was immer er mit ihr anstellte. Sie konnte lediglich versuchen, dabei nicht zusammenzubrechen.
    »Ich bettle nicht«, flüsterte sie, kaum in der Lage, ein Wort hervorzubringen.
    »Na schön! Du bist stark und voller Selbstbeherrschung. Und eine Schlampe wie alle Frauen!«
    Knallend traf der erste Hieb ihr nacktes Fleisch. Carol zuckte zusammen, und ihren Lippen entrang sich ein lautes Stöhnen. Doch noch ehe sie den Schmerz überhaupt richtig spürte, klatschte das Leder erneut auf ihr

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