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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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werde hier sterben, von der Hand eines Wahnsinnigen, der sich für eine Figur aus einem Schauerroman hält. Es war grausam und ungerecht. Na gut, dachte sie, ich werde mich nicht kampflos in mein Schicksal ergeben.
    »Ich bin schwanger.«
    Einen Augenblick lang hielt er den Atem an. Dann schob er sie von sich weg. »Gratuliere!«
    Er zog sich die Hosen hoch und griff nach dem grauen T-Shirt. Rasch zog er sich an. »Soll ich jetzt etwa Mitleid mit dir haben?« Sein Fuß glitt in seinen linken Schuh. Zornig band er den Schnürsenkel fest, sehr fest. »Wie könnte ich nur auf den Gedanken kommen, das Blut einer Schwangeren zu trinken? Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass ich so etwas wie Mitleid nicht kenne.«
    Carol streifte sich das Kleid über den Kopf. »Es ist von dir.«
    Er band sich gerade den rechten Schuh zu und hielt kurz inne, fuhr dann jedoch fort. »Merde!«
    »Es ist wahr.«
    Er lehnte sich zurück und drehte sich zu ihr. »Du bist unglaublich. Zunächst einmal geht das überhaupt nicht. Ich kann dich nicht schwängern. Wahrscheinlich willst du dir nur nicht eingestehen, was für eine Schlampe du bist. Du weißt nicht, wer der Vater ist, also machst du dir vor, ich sei es. Dabei treibst du es doch mit allem, was einen hochkriegt. Immerhin, den Versuch war es wert!«
    Carol fühlte sich, als habe er ihr ein Messer ins Herz gestoßen. Ohne etwas zu ewidern nahm sie ihre Umhängetasche und langte nach dem Türgriff.
    »Entriegle die Tür!«, sagte sie kalt.
    Er rührte sich nicht.
    Sie blickte ihn an. »Du hast Recht. Ich war eine Närrin, ausgerechnet dich um Hilfe zu bitten. Lass mich einfach hier raus.«
    Er lachte. »Nie im Leben!«
    In diesem Augenblick hasste sie ihn so sehr, dass sie in Tränen ausbrach.
    »Ja, jetzt heulst du. Ich mag es, wenn Frauen weinen und versuchen, einem Schuldgefühle einzureden. Aber deine Tränen bedeuten mir nichts. Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass wir zu unterschiedlichen Spezies gehören. Wir sind natürliche Feinde, es gibt nichts, was uns verbindet. Du weißt, dass du mich töten würdest, wenn du die Chance dazu hättest; aber das wird niemals der Fall sein. Ich dagegen kann dich mit Leichtigkeit umbringen.«
    Carol weinte nur noch mehr. Ihre Gefühle waren eine bunte Mischung aus Angst, Schmerz, Zorn und Enttäuschung. »Du Dreckskerl!«, schrie sie ihn an. »Du heuchlerischer, aufgeblasener Blödmann! Du bist tatsächlich so gefühllos wie ein Vampir! Ich weiß nicht, was du bist, und es ist mir auch egal. Tu doch mit mir, was du willst, das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Aber du irrst dich! Das Kind ist von dir, und alles, was ich noch will, ist, es loszuwerden. Dann bring es doch endlich hinter dich und töte mich! Mit meinem Leben kann ich sowieso nichts mehr anfangen, und ich habe die Nase voll von deinen widerlichen pubertären Spielchen. Ich hasse dich!«
    Von heftigen Schluchzern geschüttelt, sank sie gegen die Tür.
    Es dauerte zehn Minuten, bis der Ausbruch vorüber war. Jedes Mal, wenn Carol die Fassung beinahe wiedergewonnen hatte, durchflutete sie der Schmerz aufs Neue, und sie fing wieder an, unkontrolliert zu schluchzen. Aber schließlich schniefte sie nur noch und betupfte sich mit einem Papiertaschentuch die Augen. Da hörte sie ihn sanft fragen: »In welchem Monat bist du denn?«
    »Im ersten«, schluchzte sie.
    »Wie kommst du darauf, dass ich der Vater sein könnte?«
    Voller Abscheu blickte sie ihn an. »Weil du der einzige Mann bist, um nicht zu sagen, das einzige Scheusal, mit dem ich seit über einem Jahr geschlafen habe.« Sie fing wieder an zu weinen.
    »Auch wenn du glaubst, dass es stimmt, warum kommst du zu mir? Du weißt doch, dass ich es nur auf dein Blut abgesehen habe.«
    Carol war so enttäuscht und so erregt, so wütend, dass sie kaum ein Wort herausbrachte. »Weil ich es abtreiben lassen möchte«, sagte sie mit vor Hysterie schriller Stimme.
    »Dann tu es doch!«
    »Ich kann nicht. In Spanien war es nicht möglich, dort ist es illegal. Ich weiß nicht, wie es sich in Europa verhält. Ich kann mich ja nicht einmal verständigen. Ich dachte mir, du könntest mir vielleicht helfen.«
    »Geh doch nach Schweden. Oder zurück nach Philadelphia.«
    »Nein! Dahin gehe ich nicht zurück!«, sagte sie eisern. Sie kam sich vor wie ein kleines Mädchen, das einen Wutanfall hat, und sah sich schon regelrecht mit dem Fuß aufstampfen.
    »Dann bring es eben zur Welt. Viele

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