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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sind seine Füße seine besten Freunde.«
    »Sind wir von Räubern gefangen worden?« fragte Garion mit zitternder Stimme.
    »Räuber?« lachte Wolf. »Was für eine blühende Phantasie du hast, mein Junge. Diese beiden hier sind unsere Freunde.«
    »Freunde?« fragte Garion zweifelnd und betrachtete den rotbärtigen Riesen und den wieselgesichtigen Mann neben sich argwöhnisch. »Bist du sicher?«
    Dann lachte auch der Riese, und seine Stimme polterte wie ein Erdbeben. »Der Junge ist wohl mißtrauisch«, dröhnte er.
    »Dein Gesicht muß ihn gewarnt haben, Freund Silk.«
    Der kleinere Mann sah seinen stämmigen Gefährten gekränkt an.
    »Das ist Garion«, sagte Meister Wolf und deutete auf den Jungen. »Herrin Pol kennt ihr ja schon.« Er schien Tante Pols Namen ganz besonders zu betonen. »Und das ist Durnik, ein tapferer Schmied, der sich entschlossen hat, uns zu begleiten.«
    »Herrin Pol?« fragte der kleinere Mann und lachte plötzlich ohne ersichtlichen Grund.
    »Unter diesem Namen kennt man mich«, sagte Tante Pol betont.
    »Dann wird es mir ein Vergnügen sein, dich so zu nennen, werte Dame«, sagte der kleine Mann mit einer spöttischen Verbeugung.
    »Unser großer Freund hier ist Barak«, fuhr Wolf fort. »Es ist gut, ihn dabeizuhaben, wenn es Ärger gibt. Wie ihr sehen könnt, ist er kein Sendarer, sondern ein Chereker aus Val Alorn.«
    Garion hatte noch nie einen Chereker gesehen, und die schrecklichen Geschichten von ihrer Tapferkeit im Kampf wurden angesichts Baraks turmhoher Gegenwart plötzlich sehr glaubhaft.
    »Und ich«, sagte der kleine Mann und zeigte mit einer Hand auf seine Brust, »werde Silk genannt – kein besonderer Name, wie ich zugeben muß, aber einer, der zu mir paßt. Ich bin aus Boktor in Drasnien. Ich bin Taschenspieler und Akrobat.«
    »Und auch ein Dieb und ein Spion«, polterte Barak gutmütig.
    »Wir haben alle unsere Fehler«, gab Silk offen zu und strich sich über den dünnen Schnurrbart.
    »Und ich werde zu dieser Zeit und an diesem Ort Meister Wolf genannt«, sagte der alte Mann. »Ich mag den Namen sehr, denn der Junge hier hat ihn mir gegeben.«
    »Meister Wolf?« fragte Silk, und dann lachte er wieder. »Was für ein lustiger Name für Euch, alter Freund.«
    »Es freut mich, daß er dir gefällt, alter Freund«, sagte Wolf.
    »Dann soll es also Meister Wolf sein«, sagte Silk. »Kommt ans Feuer, Freunde, wärmt euch, und ich werde für etwas zu essen sorgen.«
    Garion war sich immer noch nicht im klaren über das seltsame Paar. Offensichtlich kannten sie Tante Pol und Meister Wolf – und ebenso offensichtlich unter anderen Namen. Die Tatsache, daß Tante Pol vielleicht nicht die war, für die er sie immer gehalten hatte, war ausgesprochen verwirrend. Einer der Grundpfeiler seines bisherigen Lebens geriet plötzlich ins Wanken.
    Das Essen, das Silk brachte, war deftig. Ein Rübeneintopf, in dem dicke Fleischbrocken schwammen, und dazu grob abgeschnittene Stücke Brot. Garion war erstaunt über seinen Appetit und fiel darüber her, als hätte er seit Tagen nichts gegessen. Danach, als sein Bauch voll war und seine Füße an dem knisternden Lagerfeuer warm wurden, saß er auf einem Baumstamm und döste.
    »Was jetzt, Alter Wolf?« hörte er Tante Pol fragen. »Was steckt hinter der Idee mit diesen schwerfälligen Wagen?«
    »Ein ausgezeichneter Plan«, antwortete Wolf, »auch wenn ich mich selbst lobe. Wie du weißt, fahren in Sendarien in dieser Jahreszeit Wagen in alle Richtungen. Die Ernten werden von den Feldern zur Farm gebracht, von der Farm ins Dorf und aus dem Dorf in die Stadt. Nichts ist weniger auffällig in Sendarien als Wagen. Sie sind so normal, daß sie fast unsichtbar sind. So werden wir reisen. Wir sind ehrliche Fuhrleute.«
    »Wir sind was?« fragte Tante Pol.
    »Fuhrleute«, sagte Wolf gedehnt. »Hart arbeitende Transporteure für sendarische Güter – unterwegs, um unser Glück zu machen und Abenteuer zu suchen, getrieben von der Lust zu reisen und unheilbar angesteckt von der Romantik der Landstraße.«
    »Hast du eine Vorstellung davon, wie lange es dauert, mit diesen Wagen zu reisen?« wollte Tante Pol wissen.
    »Sechs bis zehn Meilen pro Tag«, meinte er. »Sicher, es ist langsam, aber es ist besser, langsam voranzukommen, als die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken.«
    Sie schüttelte voller Widerwillen den Kopf.
    »Wohin zuerst, Meister Wolf?« fragte Silk.
    »Nach Darin«, antwortete Wolf. »Wenn derjenige, dem wir folgen, nach Norden gegangen

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