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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zulassen?« fragte sie ungläubig.
    »Na schön«, sagte Wolf mit listiger Miene.
    »Hast du völlig den Verstand verloren?« fragte Tante Pol und drehte sich zu ihm um.
    »Durnik hat sich als nützlich erwiesen«, sagte Wolf. »Im ungünstigsten Fall kann er für mich ein Gesprächspartner sein. Deine Zunge ist mit den Jahren schärfer geworden, Pol, und ich bin nicht begeistert von der Vorstellung, Hunderte von Meilen zu reisen und nur dabei deine Keiferei als Unterhaltung zu haben.«
    »Du bist also tatsächlich senil geworden, Alter Wolf«, sagte sie bissig.
    »Genau so was meinte ich«, sagte Wolf sanft. »Nun packe ein paar notwendige Dinge, und laß uns von hier verschwinden. Die Nacht ist schon weit fortgeschritten.«
    Sie sah ihn einen Moment an und stürzte dann aus der Küche.
    »Ich muß auch noch ein paar Sachen holen«, sagte Durnik. Er wandte sich ab und ging hinaus in die stürmische Nacht.
    Garions Gedanken überschlugen sich. Es geschah alles viel zu schnell.
    »Angst, mein Junge?« fragte Wolf.
    »Na ja…« sagte Garion. »Es ist nur so, daß ich es nicht verstehe. Ich verstehe überhaupt nichts von alldem.«
    »Alles zu seiner Zeit, Garion«, sagte Wolf. »Im Moment ist es vielleicht besser, daß du es nicht verstehst. In dem, was wir tun, liegt Gefahr, aber auch wiederum keine so große Gefahr. Deine Tante und ich – und natürlich der gute Durnik – werden dafür sorgen, daß dir nichts geschieht. Jetzt hilf mir in der Speisekammer.« Er nahm eine Laterne mit in die Kammer und begann, einige Laibe Brot, einen Schinken, einen runden, gelben Käse und einige Flaschen Wein in den Sack zu stopfen, den er von einem Haken genommen hatte.
    Soweit Garion es beurteilen konnte, war es fast Mitternacht, als sie leise die Küche verließen und über den dunklen Hof gingen. Das schwache Quietschen, als Durnik das Tor öffnete, wirkte unnatürlich laut.
    Als sie durch das Tor gingen, fühlte Garion einen plötzlichen Schmerz. Faldors Farm war das einzige Zuhause, das er je gekannt hatte. Nun verließ er es, vielleicht für immer, und solche Dinge waren von großer Bedeutung. Er fühlte einen fast noch schärferen Schmerz bei dem Gedanken an Zubrette. Bei dem Gedanken an Doroon und Zubrette allein zusammen im Heuschober wäre er fast umgekehrt, aber dafür war es jetzt zu spät.
    Außerhalb des Schutzes der Gebäude war der Wind kalt und zerrte an Garions Umhang. Schwere Wolken verbargen den Mond. Die Straße schien kaum weniger dunkel als die sie umgebenden Felder. Es war kalt und mehr als nur ein wenig beängstigend. Er ging etwas dichter neben Tante Pol.
    Auf der Hügelkuppe blieb er stehen und schaute zurück. Faldors Farm war nur ein blasser, verschwommener Fleck in dem hinter ihnen liegenden Tal. Bedauernd wandte er ihm den Rücken zu. Das Tal vor ihnen war sehr dunkel, und selbst die Straße war in der Finsternis kaum zu sehen.

6
    S ie waren einige Meilen gegangen, wie viele, konnte Garion nicht sagen. Er döste im Gehen vor sich hin und stolperte dabei manchmal über Steine, die er auf der dunklen Straße nicht gesehen hatte. Mehr als alles andere wollte er jetzt schlafen. Seine Augen brannten, seine Beine zitterten vor Erschöpfung.
    Auf der Kuppe eines weiteren Hügels – es schien immer noch einen Hügel zu geben, denn dieser Teil Sendariens war uneben wie ein zerknülltes Tuch – blieb Meister Wolf stehen und blickte sich um. Seine Augen durchsuchten die Finsternis.
    »Wir biegen hier von der Straße ab«, verkündete er.
    »Ist das klug?« fragte Durnik. »Hier sind nur Wälder, und ich habe gehört, daß sich darin Räuber verstecken. Selbst wenn hier keine Räuber sind, werden wir uns nicht verirren?« Er sah zu dem düsteren Himmel hinauf; sein offenes Gesicht, nur schwach erkennbar, war bedrückt. »Ich wünschte, der Mond würde scheinen.«
    »Ich glaube nicht, daß wir Angst vor Räubern zu haben brauchen«, sagte Wolf zuversichtlich, »und ich bin ganz froh, daß der Mond nicht scheint. Ich glaube nicht, daß wir bereits verfolgt werden, aber es ist ganz gut, daß uns niemand sieht. Mit Murgo-Gold kann man fast jedes Geheimnis kaufen.« Und damit führte er sie in die Felder, die neben der Straße lagen. Für Garion waren die Felder unmöglich. Wenn er auf der Straße hin und wieder gestolpert war, schienen die unsichtbaren Furchen, Löcher und Erdbrocken jetzt bei jedem Schritt nach seinen Füßen zu schnappen. Nach einer Meile, als sie den dunklen Waldrand erreichten, hätte er vor

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