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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Sinn zu geben.«
    »Und was hast du erraten, Garion?« fragte Silk, dessen schmale Augen in dem unrasierten Gesicht hell strahlten.
    »Etwas ist gestohlen worden – etwas sehr Wichtiges –, und Meister Wolf, Tante Pol und der Rest von uns versuchen, es zurückzubekommen.«
    »Richtig«, sagte Silk. »So weit stimmt es.«
    »Meister Wolf und Tante Pol sind nicht das, was sie scheinen«, fuhr Garion fort.
    »Nein«, stimmte Silk zu, »das sind sie nicht.«
    »Ich glaube, daß sie Dinge tun können, die andere Leute nicht können«, sagte Garion, mühsam nach Worten suchend. »Meister Wolf kann diesem Ding – was immer es auch ist – folgen, ohne es zu sehen. Und die letzte Woche in dem Wald, als die Murgos vorbeiritten, haben sie irgend etwas getan, ich weiß nicht einmal, wie ich es beschreiben soll, aber es war fast so, als ob sie meinen Verstand in Schlaf versetzt hätten. Wie haben sie das gemacht? Und warum?«
    Silk schnalzte mit der Zunge. »Du hast eine gute Beobachtungsgabe«, sagte er. Dann wurde sein Ton wieder ernster.
    »Wir leben in bedeutenden Zeiten, Garion. Die Ereignisse von tausend und mehr Jahren konzentrieren sich gerade auf diese Tage. Die Welt, wurde mir gesagt, ist so. Jahrhunderte vergehen, und nichts geschieht, dann aber finden in ein paar kurzen Jahren Ereignisse von solcher Wichtigkeit statt, daß die Welt danach nie wieder dieselbe ist.«
    »Ich glaube, wenn ich die Wahl hätte, würde ich eines dieser ruhigen Jahrhunderte vorziehen«, sagte Garion mißtrauisch.
    »O nein«, widersprach Silk, und seine Lippen verzogen sich zu einem frettchenhaften Grinsen. »Jetzt muß man leben, es alles geschehen sehen, ein Teil davon sein. Das läßt das Blut rauschen, und jeder Atemzug ist ein Abenteuer.«
    Garion antwortete nicht darauf. »Was ist das für ein Ding, dem wir folgen?« fragte er.
    »Es ist am besten, wenn du nicht einmal den Namen kennst«, sagte Silk ernst zu ihm, »oder den Namen desjenigen, der es gestohlen hat. Es gibt Leute, die uns aufzuhalten versuchen, und was du nicht weißt, kannst du nicht verraten.«
    »Ich habe nicht die Angewohnheit, mit Murgos zu plaudern«, erwiderte Garion steif.
    »Es ist nicht notwendig, mit ihnen zu reden«, sagte Silk. »Unter ihnen gibt es einige, die die Gedanken direkt aus deinem Kopf lesen können.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Garion.
    »Wer kann sagen, was möglich ist und was nicht?« fragte Silk. Und Garion erinnerte sich an eine Unterhaltung mit Meister Wolf über das Mögliche und das Unmögliche, die sie vor Jahren hatten.
    Silk saß auf dem Baumstumpf in der eben aufgegangenen Sonne und schaute nachdenklich in das noch immer schattige Tal hinab: ein einfach wirkender kleiner Mann in einfacher Tunika und Hose und einem rauhen, braunen Schultercape, dessen Kapuze über seinen Kopf gezogen war. »Du wurdest als Sendarer erzogen, Garion«, sagte er, »und Sendarer sind solide, praktische Leute mit wenig Verständnis für solche Sachen wie Zauberei und Magie oder andere Dinge, die man nicht sehen oder anfassen kann. Dein Freund Durnik ist ein perfekter Sendarer. Er kann einen Schuh flicken oder ein gebrochenes Rad richten oder einem kranken Pferd etwas eingeben, aber ich bezweifle, daß er sich dazu durchringen könnte, auch nur ein ganz kleines bißchen an Magie zu glauben.«
    »Ich bin Sendarer«, wandte Garion ein. Die Andeutung in Silks Worten traf direkt das Gefühl seiner Identität.
    Silk drehte sich zu ihm um und beobachtete ihn genau. »Nein«, sagte er, »das bist du nicht. Ich erkenne einen Sendarer, wenn ich einen sehe – genauso wie ich den Unterschied zwischen einem Arendier und einem Tolnedrer oder zwischen einem Chereker und einem Algarier erkenne. Eine bestimmte Haltung des Kopfes, ein gewisser Ausdruck in den Augen der Sendarer ist es, das du nicht hast. Du bist kein Sendarer.«
    »Was bin ich dann?« fragte Garion herausfordernd.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Silk mit einem verwirrten Stirnrunzeln, »und das ist sehr ungewöhnlich, weil ich normalerweise immer erkenne, wen ich vor mir habe. Es wird mir mit der Zeit wohl noch einfallen.«
    »Ist Tante Pol Sendarerin?« fragte Garion.
    »Natürlich nicht«, lachte Silk.
    »Das erklärt es«, sagte Garion. »Ich bin wahrscheinlich dasselbe, was sie ist.«
    Silk sah ihn scharf an.
    »Schließlich ist sie die Schwester meines Vaters«, sagte Garion. »Zuerst dachte ich, daß sie mit meiner Mutter verwandt wäre, aber das war falsch. Sie war mit meinem Vater verwandt,

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