Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
soviel ich weiß.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Silk entschieden.
    »Unmöglich?«
    »Absolut. Die Vorstellung allein ist undenkbar.«
    »Warum?«
    Silk kaute auf seiner Unterlippe herum. »Laß uns zurück zu den Wagen gehen«, sagte er dann kurz.
    Sie machten kehrt und gingen zwischen den dunklen Bäumen hindurch. Das helle Licht der Morgensonne schien in der frostigen Luft auf ihre Rücken.
    Für den Rest des Tages fuhren sie auf Nebenstraßen. Spät am Nachmittag, als die Sonne langsam in eine purpurne Wolkenbank im Westen versank, erreichten sie die Farm, wo sie Mingans Schinken abholen sollten. Silk sprach mit dem untersetzten Farmer und zeigte ihm das Stück Pergament, das Mingan ihm in Darin gegeben hatte.
    »Ich bin froh, daß ich sie loswerde«, sagte der Farmer. »Sie beanspruchen Lagerraum, den ich dringend brauche.«
    »Das ist meist der Fall, wenn man mit Tolnedrern Geschäfte macht«, stellte Silk fest. »Sie haben das Talent, immer etwas mehr zu bekommen, als sie bezahlt haben, und wenn es nur die kostenlose Benutzung fremder Lagerschuppen ist.«
    Der Farmer pflichtete ihm verdrossen bei.
    »Ich frage mich«, sagte Silk, als ob ihm der Gedanke gerade gekommen wäre, »ob du vielleicht einen Freund von mir gesehen hast – Brill heißt er. Ein mittelgroßer Mann mit schwarzem Haar und Bart und einem schielenden Auge.«
    »Geflickte Kleidung und griesgrämig?« fragte der stämmige Farmer.
    »Das ist er«, bestätigte Silk.
    »Er ist hier in der Gegend gewesen«, sagte der Farmer, »und suchte – wie er sagte – einen alten Mann, eine Frau und einen Jungen. Er behauptete, daß sie seinen Herrn bestohlen hätten und er losgeschickt wurde, sie zu suchen.«
    »Wie lange ist das her?« fragte Silk.
    »Eine Woche oder so«, meinte der Farmer.
    »Schade, daß wir ihn verpaßt haben«, sagte Silk. »Ich wünschte, ich hätte Zeit, ihn aufzusuchen.«
    »Ich kann mir im Leben nicht denken, warum«, sagte der Farmer offen. »Um ehrlich zu sein, ich hatte nicht viel für deinen Freund übrig.«
    »Ich habe ihn auch nicht übermäßig gern«, stimmte Silk ihm bei. »Die Wahrheit ist, daß er mir Geld schuldet. Ich könnte sehr gut ohne Brills Gesellschaft auskommen, aber ich sehne mich nach meinem Geld, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Der Farmer lachte.
    »Ich fände es sehr nett, wenn du vergessen könntest, daß ich nach ihm gefragt habe«, sagte Silk. »Er wird wahrscheinlich schon so schwer genug zu finden sein, auch wenn er nicht gewarnt wird, daß ich ihn suche.«
    »Du kannst dich auf meine Verschwiegenheit verlassen«, sagte der untersetzte Mann, immer noch lachend. »Ich habe einen Speicher, wo du und deine Fuhrleute übernachten können, und ich wäre froh, wenn ihr mit meinen Arbeitern im Speisesaal dort drüben zu Abend essen würdet.«
    »Meinen Dank«, sagte Silk mit einer knappen Verbeugung. »Der Boden ist kalt, und es ist schon einige Zeit her, daß wir etwas anderes als das rauhe Brot der Straße gegessen haben.«
    »Ihr Fuhrleute führt ein abenteuerliches Leben«, sagte der Farmer fast neidisch. »Frei wie die Vögel und immer auf zu einem neuen Horizont hinter dem nächsten Berg.«
    »Das ist stark übertrieben«, meinte Silk, »und der Winter ist eine schlechte Zeit sowohl für Vögel als auch für Fuhrleute.«
    Der Farmer lachte wieder, klopfte Silk auf die Schulter und zeigte ihm dann, wo sie die Pferde lassen konnten.
    Das Essen im Speisesaal des dicken Farmers war einfach, aber reichlich, und der Speicher war etwas zugig, aber das Heu war weich. Garion schlief tief und fest. Die Farm war zwar nicht die Faldors, aber vertraut genug, und gab ihm jenes beruhigende Gefühl, Wände um sich zu haben, weswegen er sich sicher fühlte.
    Am nächsten Morgen, nach einem kräftigen Frühstück, beluden sie die Wagen mit den salzverkrusteten Schinken des Tolnedraners und verabschiedeten sich freundlich von dem Farmer.
    Die wenigen Wolken vom Vorabend hatten sich über Nacht vermehrt und den ganzen Himmel bedeckt. Es war kalt und grau, als sie nach Muros aufbrachen, das fünfzig Meilen weiter südlich lag.

9
    D ie nahezu zwei Wochen, die sie brauchten, um Muros zu erreichen, waren die unbequemsten, die Garion je erlebt hatte. Ihre Route zog sich am Rande eines Vorgebirges entlang und führte durch hügeliges und dünn besiedeltes Gebiet. Der Himmel hing grau und kalt über ihnen. Hin und wieder gab es Schneeschauer, und das Gebirge im Osten ragte schwarz zum Himmel empor.
    Garion schien es,

Weitere Kostenlose Bücher