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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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als würde ihm nie wieder warm werden. Trotz Durniks Bemühungen, jeden Abend trockenes Feuerholz zu finden, schienen ihre Feuer immer bedauerlich klein und die Kälte um sie herum sehr groß zu sein. Der Boden, auf dem sie schliefen, war immer gefroren, und die Kälte drang Garion regelrecht bis in die Knochen.
    Sein Unterricht in der geheimen drasnischen Sprache wurde fortgesetzt. Als sie den Camaar-See passierten und den langen Abstieg hinunter nach Muros begannen, beherrschte er sie, wenn auch nicht meisterlich, so doch wenigstens hinreichend.
    Muros im Zentrum von Südsendarien war eine großflächige unattraktive Stadt, die seit undenklichen Zeiten Schauplatz eines großen, alljährlichen Marktes war. In jedem Spätsommer trieben algarische Reiter riesige Viehherden durch die Berge über die Große NordStraße nach Muros, wo Viehkäufer aus dem ganzen Westen zusammentrafen und ihr Kommen erwarteten. Große Summen wechselten hier den Besitzer, und da die algerischen Stammesgenossen in aller Regel auch ihre jährlichen Einkäufe an nützlichen und dekorativen Artikeln zu dieser Zeit tätigten, versammelten sich hier auch Kaufleute – selbst aus dem fernen Nyissa, das weit im Süden lag –, um ihre Waren anzubieten. Eine große Ebene östlich der Stadt war ganz für die Viehkoppeln reserviert, die sich meilenweit erstreckten und doch nicht ausreichten, um die Herden aufzunehmen, die während der Hochsaison ankamen. Hinter den Pferchen im Osten lag das mehr oder weniger ständige Zeltlager der Algarier.
    In diese Stadt führte Silk an einem Vormittag gegen Ende des Marktes, als die Viehkoppeln fast leer und die meisten Algarier abgereist waren und nur die hartnäckigsten Kaufleute noch ausharrten, die drei Fuhrwerke, die mit den Schinken von Mingan dem Tolnedraner beladen waren.
    Die Lieferung der Schinken verlief ereignislos, und die Wagen fuhren bald schon zu einem Gasthof am Nordrand der Stadt.
    »Dies ist ein respektables Gasthaus, werte Dame«, versicherte Silk Tante Pol, als er ihr vom Wagen half. »Ich habe schon früher hier Rast gemacht.«
    »Wir wollen es hoffen«, sagte sie. »Die Gasthäuser von Muros haben einen schlechten Ruf.«
    »Diese speziellen Gasthäuser liegen am Ostrand der Stadt«, beruhigte Silk sie taktvoll. »Ich kenne sie gut.«
    »Das glaube ich gern«, sagte, sie mit hochgezogener Augenbraue.
    »Mein Beruf erfordert es manchmal, Plätze aufzusuchen, die ich unter anderen Umständen lieber vermeiden würde«, erwiderte Silk sanft.
    Das Gasthaus war, wie Garion feststellte, erstaunlich sauber, und die Gäste schienen hauptsächlich sendarische Kaufleute zu sein. »Ich dachte, hier in Muros wären alle Arten von Leuten«, sagte er, als Silk und er ihre Bündel in ihre Zimmer im zweiten Stock hinauftrugen.
    »Sind sie auch«, antwortete Silk, »aber jede Gruppe neigt dazu, sich von den anderen abzusondern. Die Tolnedrer sammeln sich in einem Stadtteil, die Drasnier in einem anderen und die Nyissaner in wieder einem anderen. Dem Grafen von Muros ist es lieber so. Manchmal gehen in der Hitze des täglichen Geschäftes die Temperamente durch, und es ist besser, nicht unbedingt natürliche Feinde unter einem Dach zu beherbergen.«
    Garion nickte. »Weißt du«, sagte er, als sie die Zimmer betraten, die sie für ihren Aufenthalt in Muros genommen hatten, »ich glaube, ich habe noch nie einen Nyissaner gesehen.«
    »Dann hast du Glück gehabt«, sagte Silk voller Abscheu. »Sie sind eine unerfreuliche Rasse.«
    »Sind sie wie Murgos?«
    »Nein«, antwortete Silk. »Die Nyissaner verehren Issa, den Schlangengott, und es gilt unter ihnen als schicklich, Verhaltensweisen von Schlangen anzunehmen. Ich selbst finde das nicht sonderlich anziehend. Außerdem haben die Nyissaner den Rivanischen König ermordet, und seitdem können alle Alorner sie nicht leiden.«
    »Die Rivaner haben keinen König«, wandte Garion ein.
    »Nicht mehr«, sagte Silk. »Aber sie hatten einst einen – bis Königin Salmissra beschloß, ihn ermorden zu lassen.«
    »Wann war das?« fragte Garion fasziniert.
    »Vor dreizehnhundert Jahren«, antwortete Silk, als ob es erst gestern gewesen wäre.
    »Ist das nicht eine sehr lange Zeit, jemandem etwas nachzutragen?« fragte Garion.
    »Manche Dinge sind unverzeihlich«, meinte Silk knapp.
    Da noch ein guter Teil des Tages vor ihnen lag, verließen Silk und Wolf am Nachmittag das Gasthaus, um die Straßen von Muros nach jenen seltsamen Spuren zu durchsuchen, die Wolf anscheinend

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