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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sehen oder fühlen konnte und die ihm sagen würden, ob der Gegenstand, den sie suchten, diesen Weg genommen hatte. Garion saß am Feuer in dem Zimmer, das er mit Tante Pol teilte, und versuchte, die Kälte aus seinen Füßen zu vertreiben. Tante Pol saß ebenfalls am Feuer und flickte eines seiner Hemden; ihre glitzernde Nadel glitt in den Stoff hinein und wieder heraus.
    »Wer war der Rivanische König, Tante Pol?« fragte er sie.
    Sie hörte auf zu nähen. »Warum fragst du das?« wollte sie wissen.
    »Silk hat mir von den Nyissanern erzählt«, sagte er. »Er hat gesagt, daß ihre Königin den Rivanischen König ermordet hat. Warum hat sie das getan?«
    »Du steckst wieder voller Fragen, nicht wahr?« fragte sie, während ihre Nadel wieder in Bewegung war.
    »Silk und ich unterhalten uns auf der Fahrt über allerhand«, sagte Garion und schob die Füße noch näher ans Feuer.
    »Verbrenn dir nicht die Schuhe«, warnte sie.
    »Silk sagt, daß ich kein Sendarer bin«, sagte Garion. »Er sagt, er wüßte nicht, was ich bin, aber auf keinen Fall ein Sendarer.«
    »Silk redet zuviel«, stellte Tante Pol fest.
    »Du erzählst mir nie irgend etwas«, sagte er verdrossen.
    »Ich erzähle dir alles, was du wissen mußt«, antwortete sie ruhig. »Und gerade jetzt ist es für dich nicht notwendig, etwas über Rivanische Könige oder nyissanische Königinnen zu wissen.«
    »Du willst doch nur, daß ich ein unwissendes Kind bleibe. Ich bin fast ein Mann, und ich weiß nicht einmal, was ich bin… oder wer.«
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte sie ohne aufzuschauen.
    »Wer bin ich dann?«
    »Du bist ein junger Mann, der gerade dabei ist, sich die Schuhe anzusengen.«
    Hastig zog er die Füße hoch. »Du hast mir nicht geantwortet«, bohrte er weiter.
    »Stimmt«, sagte sie in demselben aufreizend ruhigen Ton.
    »Warum nicht?«
    »Es ist nicht nötig, daß du jetzt etwas darüber weißt. Wenn die Zeit da ist, werde ich es dir sagen, aber vorher nicht.«
    »Das ist nicht fair«, protestierte er.
    »Die Welt ist voller Ungerechtigkeiten«, sagte sie. »Aber da du dich so männlich fühlst, warum holst du nicht noch mehr Feuerholz? Dann hast du etwas Nützliches, worüber du nachdenken kannst.«
    Er starrte sie an und stapfte durch den Raum.
    »Garion«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Du solltest nicht einmal daran denken, jetzt die Tür zuzuknallen.«
    Nachdem Wolf und Silk am Abend zurückgekehrt waren, wirkte der sonst so fröhliche alte Mann ungeduldig und gereizt. Er setzte sich an den Tisch in der Schankstube und starrte niedergeschlagen ins Feuer. »Ich glaube nicht, daß es diesen Weg genommen hat«, sagte er schließlich. »Wir müssen es noch an einigen Stellen versuchen, aber ich bin fast sicher, daß es nicht hiergewesen ist.«
    »Dann geht es also weiter nach Camaar?« polterte Barak und fuhr sich mit seinen dicken Fingern durch den struppigen Bart.
    »Wir müssen«, sagte Wolf. »Höchstwahrscheinlich hätten wir dorthin zuerst gehen sollen.«
    »Das konnte man nicht wissen«, sagte Tante Pol. »Warum sollte er nach Camaar gehen, wenn er versucht, es in die Königreiche der Angarakaner zu bringen?«
    »Ich kann nicht einmal sicher sein, wohin er will«, sagte Wolf gereizt. »Vielleicht will er das Ding für sich selbst behalten. Er hat es immer begehrt.« Er starrte wieder ins Feuer.
    »Wir werden eine Ladung für die Reise nach Camaar brauchen«, sagte Silk.
    Wolf schüttelte den Kopf. »Das kostet zuviel Zeit«, sagte er.
    »Es ist nicht ungewöhnlich, daß Fuhrwerke ohne Ladung von Muros nach Camaar zurückkehren, und wir haben einen Punkt erreicht, wo wir unsere Verkleidung der Geschwindigkeit wegen aufs Spiel setzen müssen. Bis nach Camaar sind es vierzig Meilen, und das Wetter wird schlechter. Ein schwerer Schneesturm kann die Wagen völlig zum Stillstand bringen. Ich habe keine Zeit, den ganzen Winter in einer Schneewehe zu hocken.«
    Durnik ließ plötzlich sein Messer fallen und sprang auf.
    »Was ist los?« fragte Barak schnell.
    »Ich habe gerade Brill gesehen«, antwortete Durnik. »Er stand dort an der Tür.«
    »Bist du sicher?« fragte Wolf.
    »Ich kenne ihn«, sagte Durnik grimmig. »Es war Brill.«
    Silk schlug mit der Faust auf den Tisch. »Idiot!«, beschimpfte er sich selbst. »Ich habe den Mann unterschätzt.«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte Meister Wolf, und es lag fast etwas wie Erleichterung in seiner Stimme. »Unsere Verkleidung ist jetzt nutzlos. Ich denke, jetzt ist Schnelligkeit

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