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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Pols Kleid auf Durnik war schmerzlich offenkundig. Die Augen des armen Mannes traten ihm fast aus dem Kopf. Sein Gesicht wurde abwechselnd sehr blaß und sehr rot und nahm schließlich einen Ausdruck solcher Hoffnungslosigkeit an, daß es Garion durch und durch ging.
    Silk und Barak verneigten sich gleichzeitig tief und wortlos vor Tante Pol, deren Augen bei diesem schweigenden Tribut, der ihr gezollt wurde, funkelten.
    »Es war hier«, verkündete Wolf ernst.
    »Bist du sicher?« fragte Tante Pol.
    Er nickte. »Ich konnte die Erinnerung an seine Durchreise in jedem Stein spüren.«
    »Ist es übers Meer gekommen?« fragte sie.
    »Nein. Er ist damit wahrscheinlich in einer abgelegenen Bucht weiter oben an der Küste ans Ufer gelangt und dann über Land hergereist.«
    »Und hat dann wieder ein Schiff genommen?«
    »Das bezweifle ich«, sagte Wolf. »Ich kenne ihn gut. Er fühlt sich auf See nicht besonders wohl.«
    »Abgesehen davon«, sagte Barak, »würde ein Wort zu König Anheg von Cherek hundert Kriegsschiffe auf seine Spur setzen. Niemand kann sich auf See vor Chereks Schiffen verstecken, und das weiß er.«
    »Du hast recht«, pflichtete Wolf ihm bei. »Ich glaube, er wird versuchen, die Reiche der Alorner zu vermeiden. Deswegen hat er wahrscheinlich auch nicht den Weg über die Nord-Straße durch Algarien und Drasnien gewählt. Der Geist von Belar ist stark in den Königreichen der Alorner, und nicht einmal dieser Dieb ist kühn genug, eine Konfrontation mit dem Bären-Gott zu riskieren.«
    »Dann bleibt nur Arendien noch übrig«, sagte Silk, »oder das Land der Ulgos.«
    »Arendien, glaube ich«, sagte Wolf. »Der Zorn von Ul ist noch schrecklicher als der Belars.«
    »Verzeiht mir«, sagte Durnik, die Augen immer noch auf Tante Pol geheftet. »Das ist alles sehr verwirrend. Ich habe nie genau mitbekommen, wer dieser Dieb eigentlich ist.«
    »Es tut mir leid, lieber Durnik«, sagte Wolf. »Aber es ist nicht gut, seinen Namen auszusprechen. Er hat bestimmte Kräfte, die es ihm ermöglichen, jeden unserer Schritte wahrzunehmen, wenn wir ihm unseren Aufenthaltsort verraten, und er kann seinen Namen über tausend Meilen weit hören.«
    »Ein Zauberer?« fragte Durnik ungläubig.
    »Es ist nicht das Wort, das ich wählen würde«, sagte Wolf. »Es ist ein Begriff, der von Menschen gebraucht wird, die von dieser besonderen Kunst nichts verstehen. Wir wollen ihn statt dessen ›Dieb‹ nennen, obwohl es auch ein paar andere Namen gibt, bei denen ich ihn nennen könnte und die weit weniger nett sind.«
    »Können wir denn sicher sein, daß er in die Lande der Angarakaner will?« fragte Silk stirnrunzelnd. »Wenn das der Fall ist, wäre es dann nicht schneller, direkt ein Schiff nach Tol Honeth zu nehmen und seine Spur auf der Südlichen Karawanenroute nach Cthol Murgos wieder aufzunehmen?«
    Wolf schüttelte den Kopf. »Wir sollten besser auf der Fährte bleiben, jetzt, wo wir sie gefunden haben. Wir wissen nicht, was er vorhat. Vielleicht will er das Ding, das er gestohlen hat, für sich selbst behalten, statt es den Grolims auszuhändigen. Vielleicht sucht er sogar Zuflucht in Nyissa.«
    »Das könnte er nicht ohne Einverständnis von Salmissra«, sagte Tante Pol.
    »Es wäre nicht das erste Mal, daß die Königin des Schlangenvolkes sich in Dinge einmischt, die sie nichts angehen«, meinte Wolf.
    »Wenn sich das als wahr herausstellt«, sagte Tante Pol grimmig, »werde ich mir das Vergnügen erlauben, ein für allemal mit der Schlangenfrau abzurechnen.«
    »Es ist zu früh, um das beurteilen zu können«, sagte Wolf. »Morgen werden wir Vorräte herbeischaffen und über den Fluß nach Arendien setzen. Ich werde dort die Fährte aufnehmen. Im Augenblick können wir nur der Fährte folgen. Wenn wir erst sicher wissen, wo sie hinführt, können wir uns andere Möglichkeiten überlegen.«
    Von dem im Abenddunkel liegenden Hof kam plötzlich das Getrappel vieler Pferde.
    Barak ging rasch zum Fenster und blickte hinaus. »Soldaten«, sagte er knapp.
    »Hier?« fragte Silk und eilte ebenfalls zum Fenster. »Sie scheinen zu einem der Regimenter des Königs zu gehören«, sagte Barak.
    »Sie werden nicht an uns interessiert sein«, meinte Tante Pol.
    »Es sei denn, sie sind nicht, was sie scheinen«, sagte Silk. »An die ein oder andere Uniform kann man leicht herankommen.«
    »Es sind keine Murgos«, sagte Barak. »Murgos würde ich erkennen.«
    »Brill ist auch kein Murgo«, gab Silk zu bedenken und starrte in den Hof

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